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Reduktionsstrategie von Pflanzenschutzmitteln
zenschutzmitteleinsatz erforderlich ist. Eine gesetzlich geschützten Biotopen und bei Na-
weitere Definition beschreibt den integrierten turdenkmalen. In diesen Schutzgebieten er-
Pflanzenschutz als ein System, in dem alle folgt die Anwendung von Pflanzenschutzmit-
ökologisch und wirtschaftlich geeigneten Ver- teln nach den Grundsätzen des Landes zum
fahren in möglichst guter Abstimmung ver- integrierten Pflanzenschutz - IPS (§ 34 Na-
wendet werden, um Schadorganismen unter tSchG). Neben den allgemeinen Grundsätzen
der wirtschaftlichen Schadensschwelle zu hal- zum integrierten Pflanzenschutz sind dabei in
ten, wobei die bewusste Ausnutzung natürli- der Landwirtschaft zusätzliche landesspezifi-
cher Begrenzungsfaktoren im Vordergrund sche Vorgaben einzuhalten (§ 17c LLG), in
steht. der Kurzform als IPSplus bezeichnet. Ziel ist,
den Einsatz von Pflanzenschutzmitteln auf
das absolut notwendige Maß zu beschränken.
Leitbild für die Praxis
Die Vorgaben orientieren sich an den allge-
Der integrierte Pflanzenschutz ist das Leit- meinen Grundsätzen des integrierten Pflan-
bild des praktischen Pflanzenschutzes. Er ist zenschutzes der EU-Kommission, die in An-
seit 1987 im deutschen Pflanzenschutzgesetz hang III der Richtlinie 2009/128/EG be-
und seit 2009 auch der Europäischen Pflan- schrieben sind. Auf Basis dieser allgemeinen
zenschutz-Rahmenrichtlinie 2009/128/EG Grundsätze haben Arbeitsgruppen der Land-
verankert. Die im Anhang III dieser Richtli- wirtschaftsverwaltung konkrete Maßnahmen
nie aufgeführten acht allgemeinen Grundsät- in Maßnahmenblättern für die Sektoren
ze des integrierten Pflanzenschutzes sind seit Ackerbau, Obstbau, Weinbau, Gemüsebau QR-Code zur Broschüre
2014 für alle Anwender von Pflanzenschutz- und Hopfenanbau beschrieben. „Integrierter Pflanzenschutz 2023“
mitteln verbindlich.
Um das Leitbild des integrierten Pflanzen- Umsetzung und Dokumentation
schutzes in der Praxis aufgrund von EU-Vor-
gaben präsenter zu machen, wird seit dem Diese soll die landwirtschaftliche Praxis als
Jahr 2021 eine bundesweit verwendete Bro- zusätzliche landesspezifische Vorgaben in
schüre bei den Fachrechtskontrollen verwen- Baden-Württem-
det. Sie beschreibt, wie in der Praxis die acht berg umsetzen.
Grundsätze des integrierten Pflanzenschut- Die Umsetzung
zes, und die damit verbundene Abfrage, ist von den Betrie- Integrierter Pflanzenschutz 2023
rechtssicher und einfach im Betrieb umge- ben zu dokumen-
setzt werden können. Der integrierte Pflan- tieren. Die Doku- Ackerbau und Grünland
zenschutz wird nach dem in der Broschüre mentation ist in Sortenratgeber und Pflanzenschutzempfehlungen
dargestellten Schema in einem Fragebogen den gesetzlich
im Rahmen der Fachrechtskontrollen abge- vorgeschriebenen
fragt. Der ausgefüllte Fragebogen verbleibt Aufzeichnungen
im Betrieb und wird mit den übrigen Pflan- zur Pflanzen-
zenschutzunterlagen aufbewahrt. schutzmittelan-
wendung bzw. in
Schlagkarteien
Zusätzliche landesspezifische Vorga- vorzunehmen
ben zum integrierten Pflanzenschutz und durch Erhe-
(IPSplus) bungstabellen
und weitere einfa-
Mit den Änderungen im Naturschutzgesetz che Nachweise zu
(NatSchG) und Landwirtschafts- und Lan- ergänzen. Hierbei
deskulturgesetz (LLG), die am 31. Juli 2020 in wurde versucht,
Kraft getreten sind, wurde der Pflanzen- die Dokumentati-
schutz in bestimmten Schutzgebieten neu ge- onspflicht auf
regelt. Zu diesen Schutzgebieten zählen den Maßnahmen-
Landschaftsschutzgebiete und Natura blättern so ein-
2000-Gebiete sowie intensiv genutzte land- fach und unbüro-
und fischereiwirtschaftliche Flächen in Kern- kratisch wie mög- STUTTGART, KARLSRUHE, FREIBURG, TÜBINGEN
REGIERUNGSPRÄSIDIEN
und Pflegezonen von Biosphärengebieten, in lich zu gestalten.
Landinfo 4/2022 13