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Abb. 5: Ohrwurm-Behausungen   Abb. 6: Blattlauslarven an der Blattunterseite   Abb. 8: Sensorgesteuerte Sprühgeräte tragen zur Reduktion
         fördern den Nützlingseinsatz im   eines Apfelbaums; Quelle: Jonathan Wenz, LTZ   chemisch-synthetischer Pflanzenschutzmittel im Weinbau bei;
         Obstbau; Quelle: Jonathan Wenz,                              Quelle: Markus Ullrich, LTZ
         LTZ
                                     nahmen zur Verminderung eines erhöhten   len Termin für die Pflanzenschutz-Applikati-
                                     Unkrautbesatzes, Anlegen von Scheinsaat-  onen zu bestimmen. Hierdurch können Be-
                                     beet, Verschiebung des Saatzeitpunktes,  handlungen bis zum effektivsten Zeitpunkt
                                   •  reduzierter Einsatz von Wachstumsreg-  hinausgezögert und teilweise Spritzfolgen
                                     lern,                                  verringert werden. Allerdings sind Bestands-
                                   •  konsequenter Einsatz und Weiterentwick-  beobachtungen mit einem hohen zeitlichen
                                     lung von Prognosemodellen wie ISIP.    Aufwand verbunden und das Schaderreger-
                                                                            Aufkommen in Obstanlagen zum Teil sehr
                                   Die Erfahrungen und Ergebnisse werden auf   inhomogen. In Sonderkulturen mit hohem
                                   Infoveranstaltungen in Form von Fachbeiträ-  Marktwert – und gleichzeitig hohen Quali-
                                   gen, Feldtagen oder Seminaren mit den Land-  tätsansprüchen beim Konsumenten – zeigen
                                   wirten geteilt. Ebenso bekommt dadurch die   sich auch Grenzen der Reduktion. In mehre-
                                   Öffentlichkeit die Möglichkeit, den Pflanzen-  ren Anlagen werden Ohrwurmbehausungen
                                   schutz im Ackerbau besser kennen zu lernen.  aufgehängt, um den Ohrwurm als natürlichen
                                                                            Gegenspieler bedeutender Schädlinge (Blut-
                                                                            laus und Birnenblattsauger) zu fördern (Abb.
                                     Intensives Monitoring und Nützlinge    5 und 6). Hinzu kommen Nistkästen für Sing-
                                     gehören zu den Reduktionsstrategien    vögel, um ihnen Brutmöglichkeiten in den
                                     im Obstbau                             Obstanlagen zu bieten. Beide Angebote wur-
                                                                            den von den Nützlingen gerne angenommen.
                                   Sechs Betriebe im Erwerbsobstbau testen zu-  Auf den Demobetrieben, bei weiteren Prak-
                                   sammen mit den zentralen und örtlichen   tikern und in der Forschung zeigt sich, dass
                                   Fachberatern praxisrelevante Ansatzpunkte   die Ansiedlung von Nützlingen nicht immer
                                   und decken gleichzeitig mögliche Hemmnisse   deutlich nachweisbar zur Schädlingsregulie-
                                   bei deren Umsetzung auf. Dazu gehören in-  rung beiträgt – nichtsdestotrotz sollte sie ge-
                                   tensive  Bestandsbeobachtungen,  die  Nütz-  zielt eingesetzt werden.
                                   lingsförderung und der Einsatz von biologi-
                                   schen Präparaten. Intensive Bestandsbeob-  Einzelne Behandlungen, beispielsweise zur
          Abb. 7: Die Reduktions-Maßnah-
          men im Weinbau lassen sich   achtungen und Bonituren – teilweise in Ver-  Schorfbekämpfung, können durch nicht-che-
          anhand ihres Einsparpotenzials   bindung mit Prognosesystemen – sind eine   misch-synthetische Produkte ersetzt werden.
          und dem Aufwand bei der   wertvolle Hilfe, um die Behandlungsentschei-  Insbesondere im Bereich der tierischen Scha-
          praktischen Umsetzung gliedern;
          Quelle: Markus Ullrich, LTZ   dung zu treffen und in der Folge den optima-  derreger sind zum Teil jedoch keine biologi-
                                                                            schen Alternativen verfügbar. Bei einer ganz-
                                                                            heitlichen Betrachtung müssen bei Substituti-
                                                                            onen aber auch Aspekte wie deren mögliche
                                                                            Nützlingsschädigung, Spezifität und die Kos-
                                                                            ten mit einbezogen werden. Insbesondere im
                                                                            Bereich der Fungizide lassen einzelne Pro-
                                                                            dukte eine Reduktion der Aufwandmenge zu.
                                                                            Hier muss jedoch die Bildung von Resisten-
                                                                            zen im Auge behalten werden. Je nach Jahr,
                                                                            lokalen Gegebenheiten und Applikationsbe-
                                                                            dingungen bieten sich hier noch größere Re-
                                                                            duktionspotenziale. Mittelfristig müssen bis-
                                                                            her durch Nebenwirkungen „mitregulierte“



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