Page 14 - Info 4_2022 E-Paper final
P. 14
Reduktionsstrategie von Pflanzenschutzmitteln
erwiesen haben, künftig als Wahl- oder
Landesspezifische Vorgabe zum integrierten Pflanzenschutz
gem. § 17c Absatz 1 Satz 2 Landwirtschafts- und Landeskulturgesetz Pflichtmaßnahmen beschrieben werden.
Pflichtmaßnahme im Ackerbau bei Anbau von Winterweizen oder Winter-
gerste
Sektorspezifische Anpassungen
Grundsatz 3. Entscheidung nach Bekämpfungsrichtwerten, Nutzung von Prog-
nosemodelle, amtlicher Warndienst Die Pflicht- und Wahlmaßnahmen werden
A 3.1 Bekämpfungsrichtwert bei der Regulierung des Getreidehähnchens und von den sektorspezifischen Arbeitsgruppen
Blattläusen mit Insektiziden im Frühsommer beachten
Insektizide im Frühsommer werden nur ausgebracht, wenn der Be- Eigen- regelmäßig an geänderte Rahmenbedingun-
kämpfungsrichtwert überschritten ist. kontrolle gen angepasst und fortgeschrieben. Maßnah-
Bekämpfungsrichtwerte: men, die gefördert werden oder gesetzlich
Getreidehähnchen: amtliche- vorgeschrieben sind, können keine Pflicht-
Die Bekämpfung des Getreidehähnchens im Winterweizen und Winter- Empfehlung? oder Wahlmaßnahmen sein. In Kulturen, für
gerste ist nur selten notwendig. Der amtliche Warndienst gibt bei Über- abhaken √ die keine Maßnahmen beschrieben sind, müs-
schreiten des Bekämpfungsrichtwertes eine Behandlungsempfehlung
heraus. Liegt keine amtliche Empfehlung vor und ist auf einzelnen sen keine Maßnahmen eingehalten werden.
Schlägen der Bekämpfungsrichtwert dennoch überschritten, ist Rück- Wenn die Betriebe Pflichtmaßnahmen nicht
sprache mit der amtlichen Beratung zu nehmen. Dabei können z. B. einhalten oder keine Wahlmaßnahme wählen
Fotos an die zuständige Beratung geschickt werden. können, sollten sie Kontakt mit der amtlichen
BRW über-
Kontrolle vom Ende des Schossens bis Blühbeginn, an fünf Stellen im schritten? Beratung aufnehmen. Die Maßnahmenblätter
Feld, jeweils 5 Halme je Bewirtschaftungseinheit. abhaken √ sollen über das Portal „DüngungBW“ für die
Bekämpfungsrichtwert: Ein Ei bzw. eine Larve je Halm oder 20 % Landwirte künftig auch digital auswählbar
geschädigte Blattfläche auf den drei obersten Blättern. sein.
Blattläuse: BRW über-
Kontrolle Ende der Blüte, mehrmals am Feldrand beginnend in Rich- schritten? ab- Optimal wäre es, wenn die IPSplus-Maßnah-
tung Feldmitte 5 x 10 Halme auf Läusebesatz je Bewirtschaftungsein- haken √
heit kontrollieren. Bei stärkerer Blattlausentwicklung Zählungen in Ab- men nicht nur in den Schutzgebieten, son-
stand von 3 Tagen wiederholen. dern landesweit eingehalten würden. So
Bekämpfungsrichtwert: 65 % besiedelte Ähren bzw. Fahnenblätter (33 könnte der integrierte Pflanzenschutz landes-
von 50 Halmen/Ähren sind besiedelt). weit vorangebracht und richtungsweisend
Dokumentation
Dieses Formular den Pflanzenschutzmittelaufzeichnungen beilegen. umgesetzt werden. In der gesamten Land-
wirtschaft soll das Bewusstsein für den integ-
Weitere Informationen: (siehe auch Broschüre des LTZ Integrierter Pflanzenschutz im rierten Pflanzenschutz neu geweckt und in
Ackerbau) konkrete Handlungen umgesetzt werden.
Nur bei Überschreiten des Bekämpfungsrichtwertes ist mit wirtschaftlichen Schäden
zu rechnen und eine Insektizidanwendung überhaupt sinnvoll.
Vorreiter für verantwortungsvollen
Einsatz von PSM
Abb. 1: Einsicht in die Maßnahmenblätter am Beispiel „Wintergetreide“; Quelle: LTZ
Mit den konkreten Vorgaben zum IPSplus ist
Stand: 22.02.2022 Vielfach reicht das Auswählen des Maßnah- Baden-Württemberg Vorreiter und erfüllt
menblattes und einfaches Ankreuzen zur Do- lange bestehende Forderungen der Umwelt-
kumentation aus. Die Unterlagen sind wie die seite. Durch die Dokumentation in den Maß-
Aufzeichnungen zum Pflanzenschutzmitte- nahmenblättern hat die Landwirtschaft die
leinsatz 3 Jahre aufzubewahren. Chance zu zeigen, was sie für den integrierten
Pflanzenschutz bereits leistet und dass die
Für jeden Sektor wurden Pflichtmaßnahmen Anwendung chemisch-synthetischer Mittel
beschrieben, die verbindlich von den Betrie- als „ultima ratio“ vielfach notwendig und zu
ben auf allen Flächen in den oben genannten verantworten ist. Die nachvollziehbare Do-
Schutzgebieten einzuhalten sind. Weiterhin kumentation der Maßnahmen zum IPSplus
wurden Wahlmaßnahmen beschrieben, die kann als Argument dienen, Forderungen der
nicht jeder Betrieb aufgrund seiner Betriebs- Umweltseite und Öffentlichkeit nach weite-
struktur erfüllen kann. Mindestens eine Wahl- ren Einschränkungen von Pflanzenschutz-
maßnahme ist je Sektor und Betrieb auszu- mitteln fachlich belegt und begründet begeg-
Dr. Esther Moltmann wählen und einzuhalten. Die Wahlmaßnamen nen zu können.
MLR - Ref. 23 sind für die Entwicklung des integrierten
Tel.: 0711 / 126 - 2169 Pflanzenschutzes richtungsweisend. So kön- Maßnahmenblätter des LTZ
esther.moltmann@mlr. nen neu entwickelte Maßnahmen, die sich in
bwl.de den Demobetrieben als sinnvoll und machbar Maßnahmenblätter des WBI
14 Landinfo 3/2022
Landinfo 4/2022
Landinfo 3/2022