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Tierhaltung und Tierwohl
Ernährung und Landwirtschaft finanziell be- wachphase sind die Bewegungen unkontrol-
zuschusst wurden. Nach einer eingehenden liert und es besteht die Gefahr des Erdrü-
Prüfung mit den Schwerpunkten Tierschutz ckens durch die Sau.
und Arbeitssicherheit wurden die Geräte von
der Deutschen Landwirtschaftsgesellschaft Für die Injektionsnarkose beim Schwein sind
(DLG) zertifiziert. Insgesamt haben 300 Be- nur die zwei genannten Wirkstoffe zugelas-
triebe aus Baden-Württemberg eine Förde- sen. Andere Arzneimittel in der Tiermedizin
rung für die Anschaffung eines Narkosegerä- wie Propofol, die per Injektion Kurzzeitnar-
tes bewilligt bekommen. kosen ermöglichen, sind für Schweine nicht
zugelassen und dürfen nicht angewendet wer-
den.
Injektionsnarkose
Die Injektionsnarkose darf nicht von Land- Impfung gegen Ebergeruch
wirten durchgeführt werden, sondern muss
durch einen Tierarzt vorgenommen werden. Die Immunokastration ist keine Hormonthe-
Bei diesem Verfahren werden die Wirkstoffe rapie! Fälschlicherweise wurde dieser Begriff
Ketamin und Azaperon kombiniert und den im Zusammenhang mit der Impfung gegen
Ferkeln in die Nackenmuskulatur oder in die Ebergeruch verbreitet. Tatsächlich wird ein
Ohrvene injiziert. Nach ca. 10 – 15 Minuten Impfstoff verabreicht, vergleichbar mit einer
schlafen die Tiere ausreichend tief und kön- Grippeimpfung beim Menschen. Derzeit gibt
nen kastriert werden. Die Dosierung ist ab- es mit Improvac® der Firma Zoetis ein Prä-
hängig vom verwendeten Mischverhältnis der parat, das seit 2009 in der Europäischen Uni-
Narkosemittel und dem Körpergewicht der on für die Impfung beim Schwein zugelassen
Tiere. Daraus ergeben sich kleine Injektions- ist. Der enthaltene Wirkstoff ist ein GnRH-
volumina, die sich beispielsweise im Bereich Analogon, das ähnlich aufgebaut ist wie das
von 0,1 – 0,25 ml pro kg Körpergewicht be- körpereigene Gonadotropin-Releasing-Hor-
wegen können. Die Dosierung sollte so genau mon (GnRH). Im Körper der Tiere wird die
wie möglich an das Gewicht der Ferkel ange- Bildung von Antikörpern gegen GnRH aus-
passt werden. Zu hohe Dosierungen führen gelöst. Natürlicherweise bewirkt GnRH die
zu einer verlängerten Nachschlafphase, die Ausschüttung von Geschlechtshormonen in
sich zwischen einer Dauer von 30 Minuten bis der Hypophyse (Hirnanhangsdrüse) und be-
Bild 2: Wirkung der Immunokast- zu mehreren Stunden bewegen kann. In die- einflusst auf diesem Weg die Geschlechtsrei-
ration bei Mastschweinen. Quelle:
Löwenstein, LSZ Boxberg ser Zeit müssen die Ferkel warm und getrennt fe der Eber.
von der Muttersau liegen. Während der Auf-
Durch die Impfung wird die GnRH-Wirkung
reduziert, so dass die Hodenreifung der Eber
und die damit einhergehende Entwicklung
des Ebergeruchs unterbunden werden (Bild
2). Die Impfung erfolgt bei Mastschweinen
ab einem Alter von 8 Wochen. Um eine aus-
reichende Wirkung zum Zeitpunkt der
Schlachtung zu erzielen müssen zwei Impfun-
gen in einem Abstand von 4 Wochen verab-
reicht werden. Für einen effektiven Schutz
sollte die zweite Impfung 4 – 6 Wochen vor
der Schlachtung injiziert werden.
Damit Landwirte die Impfung selbst anwen-
den können, muss eine Sicherheitsbelehrung
durch den Impfstoffhersteller im Betrieb er-
folgen. Außerdem können Nebenwirkungen
für den Menschen nicht ausgeschlossen wer-
den, weshalb die Impfung mit einer Sicher-
heitsspritze verabreicht werden muss. Der
Hersteller bietet die Option an, die Impfung
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