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Ländlicher Raum








































          Roland Großkopf


          Die Flurbilanz – Instrument zum Schutz wertvoller land-

          wirtschaftlicher Flächen




          Flächenverbrauch ist zwar kein neues Thema, findet aber aktuell besondere Beachtung. Dies betrifft
          unter anderem die Ausweisung von Flächen für Photovoltaik-Freiflächenanlagen und den neu aufzu-
          stellenden Landesentwicklungsplan. Im Koalitionsvertrag ist das Ziel verankert, den Flächenverbrauch
          bis zum Jahr 2035 auf „Netto-Null“ zu senken. In den zurückliegenden Jahren betrug der Zuwachs an
          Siedlungs- und Verkehrsfläche und damit der Flächenverbrauch allerdings auf Landesebene über 5 ha
          und auf Bundesebene über 50 ha je Tag – mit wieder steigender Tendenz.


          Bild 1: Die Energiewende geht v.a.   Flächenverbrauch schadet     Neben der Ökologie ist vor allem die Land-
          bei der Freiflächen-Photovoltaik   Landwirtschaft, Klima und      wirtschaft Leidtragende des Flächenver-
          zu Lasten landwirtschaftlicher   Biodiversität                    brauchs. Er geht nach dem Motto „Den Letz-
          Erzeugung.
                                                                            ten beißen die Hunde“ eindeutig zu Lasten
                                   Die Flächeninanspruchnahme für Siedlung   der Landwirtschaft. Bau- oder Infrastruktur-
          Fotos Reiner Enkelmann
                                   und Verkehr hat der Sachverständigenrat für   maßnahmen entziehen, wenn sie auf zuvor
                                   Umweltfragen (SRU) als dauerhaftes Um-   landwirtschaftlich genutzten Flächen erfol-
                                   weltproblem benannt. Anders als bei sonsti-  gen, der Landwirtschaft direkt Flächen. Dar-
                                   gen Umweltproblemen ist die Bereitschaft,   über hinaus verliert sie häufig indirekt Flä-
                                   Gegenmaßnahmen zu ergreifen hier aller-  chen per Ausgleichsmaßnahmen für den Na-
                                   dings besonders gering. Sie wären mit Ein-  turschutz. Aber auch wenn vordergründig
                                   schränkungen und Verzicht für Wirtschaft   Wald für Siedlung und Verkehr in Anspruch
                                   und Kommunen verbunden. Die Argumente    genommen wird, „blutet“ am Ende die Land-
                                   Wohnungsnot und  Schaffung  von Arbeits-  wirtschaft. Denn aufgrund des besonderen
                                   plätzen scheinen besonders schwer zu wie-  Schutzes des Waldes beansprucht der gesetz-
                                   gen.                                     lich vorgeschriebene Waldausgleich in der



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