Page 33 - Landinfo Heft 5/2019 Digitalisierung
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Pflanzen- und Tierproduktion
Uwe Eilers, Katina Romer und Sabine Großt
Einstellung von Milcherzeugern zur Einführung eines
Tierwohlprogrammes in der Milchviehhaltung
or allem außerhalb des landwirtschaftlichen programm teil. In Tabelle 1 sind einige Merkmale der
VSektors stehende Interessengruppen befördern Milchviehherden und Haltungssysteme der Teilneh-
in den letzten Jahren eine kritische Diskussion hin- mer aufgelistet.
sichtlich der Haltungsbedingungen von Milchkühen
in Deutschland. Die Milcherzeuger sehen sich in der
Folge durch den Lebensmitteleinzelhandel (LEH)
zunehmend einem verstärkten Druck nach mehr Tab. 1: Charakteristika der Milchviehherden und des Haltungssystems der
Tierwohl und Tierschutz ausgesetzt, obwohl bei Teilnehmerbetriebe (Romer 2018)
Baumaßnahmen in den letzten Jahren die Haltungs-
systeme einen bislang nie dagewesenen Standard
erreicht haben. Außerdem beweisen Erhebungen
und Beobachtungen in der Praxis, dass auch in alten
Stallungen eine gute bis sehr gute Tierwohlsituation
geschaffen werden kann. Vor diesem Hintergrund
hatte die Masterarbeit von Katina Romer am Wissen-
schaftszentrum Weihenstephan zum Ziel, über eine
Online-Umfrage bei Milcherzeugern unter anderem
Erkenntnisse über die allgemeine Einstellung zu
Tierwohlprogrammen und das allgemeine Tierwohl-
verständnis zu gewinnen sowie ihre Meinung zum
Empfehlungskatalog „Q-Wohl“ abzufragen.
Zur Bearbeitung der Aufgabenstellung wurde ein
standardisierter Fragebogen für eine Online-Umfrage
über die Software EFS Survey Global Park entwi-
ckelt. Zwischen dem 20. Dezember 2017 und dem 12.
Februar 2018 bestand deutschlandweit die Möglich-
keit, an der Umfrage teilzunehmen. Die angespro-
chene Zielgruppe waren Milcherzeuger. Der Link auf
die Umfrage wurde über verschiedene Kanäle (z.B.
Verbände, Beratungsorganisationen, Fachschulen,
Fachzeitschriften) bekannt gemacht. Die Umfrage
wurde von 549 Personen begonnen, jedoch nur von
104 Personen beendet. Die Beendigungsquote lag
somit bei 18,94 %. Davon konnten 96 Fragebögen
ausgewertet werden.
71 % der teilnehmenden Betriebe kommen aus den
Bundesländern Bayern und Baden-Württemberg,
nur 29 % stammen aus anderen Bundesländern. Die
Mehrheit der Betriebe (92,6 %) wird im Haupterwerb
geführt. 84 % bewirtschaften ihren Betrieb auf kon-
ventionelle, 16 % auf ökologische Art. Auffallend ist
der mit 65,6 % hohe Anteil an Betrieben von Erzeu-
gergemeinschaften. 46,3 % der Betriebe nehmen be-
reits an einem Tierwohl- und/oder Zertifizierungs-
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