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Pflanzen- und Tierproduktion





         Abb. 1: FAKT Förderflächen                                         auf den Vergleichsflächen (s. Abbildung 2). Dies be-
         differenziert nach Gemeinden                                       traf sowohl Honigbienen als auch Wildbienen. Die
                                                                            Artenvielfalt der Bienen war auf den FAKT-Blühflä-
                                                                            chen ebenfalls erhöht. Eine signifikant höhere Häu-
                                                                            figkeit von Schmetterlingen gegenüber den Ver-
                                                                            gleichsflächen zeigte sich nur bei den M1-Flächen
                                                                            und war vor allem dem häufigen Auftreten des Klei-
                                                                            nen Kohlweißlings zuzuschreiben. Der positive Ein-
                                                                            fluss von FAKT-Mischungen auf diese Insektengrup-
                                                                            pen lässt sich sehr wahrscheinlich mit der dort erhöh-
                                                                            ten Blütenzahl erklären. Unterschiede hinsichtlich
                                                                            der Artenanzahl von Schmetterlingen und Schweb-
                                                                            fliegen sowie der Häufigkeit von Schwebfliegen
                                                                            konnten nicht festgestellt werden. Alle drei Insekten-
                                                                            gruppen waren auf den beprobten Flächen zum ers-
                                   oder Wald. Es wurde bewusst keine Gegenüberstel-  ten Aufnahmezeitpunkt häufiger vertreten als zum
                                   lung der Blühmischungsflächen mit üblichen Acker-  zweiten.
                                   kulturen vorgenommen, da zu solchen Vergleichen
                                   bereits diverse Untersuchungen vorliegen. Als Ver-  Folgende Punkte sollen an dieser Stelle für die unter-
                                   gleichsflächen dienten Ackergras, Dauergrünland   suchten Artengruppen hervorgehoben werden:
                                   oder brachliegende Wiesen. Die 30 Untersuchungs-
                                   flächen hatten eine Größe von durchschnittlich 0,9   •   Die Anzahl der Blütenbesuche und die Artenan-
                                   ha.                                       zahl der Wildbienen nahm signifikant mit der An-
                                                                             zahl an Blüten und der Anzahl an Blütenarten zu.
                                   Die Felduntersuchungen wurden im Rahmen von   Vor allem Phacelia, aber auch Sonnenblume, Ko-
                                   studentischen Abschlussarbeiten durchgeführt. Da   riander, Kornblume, Weißer Senf und der Echte
                                   die Blühmischungen in erster Linie auf Bestäuber   Buchweizen waren gut besucht. Für das Vorkom-
                                   ausgerichtet sind, lag der Schwerpunkt der Untersu-  men von seltenen Bienenarten auf FAKT- und
                                   chungen auf Blütenbesuchern. Neben Anzahl und   Vergleichsflächen waren insbesondere Korbblüt-
         Bild 2: Schmalbiene       Artenvielfalt der Blüten wurden Häufigkeit und Ar-  ler wie Scharfgabe oder Ringelblume und Dolden-
         (Lasioglossum morio)
         Fotos: Felix Fornoff      tenreichtum von Wildbienen (Apoidea) und Honig-  blütler wie Wilde Möhre sowie Leguminosen aus-
                                   bienen sowie Schwebfliegen (Syrphidae) und tagak-  schlaggebend. Die FAKT-Mischungen zogen ins-
                                   tiven  Schmetterlingen  (Lepidoptera)  einbezogen.   besondere noch häufig vorkommende Wildbie-
                                   Bienen und Schwebfliegen wurden auf jeweils acht 1   nenarten an. Die Individuenanzahl der Wildbienen,
                                   m x 1 m großen Teilflächen innerhalb jeder Untersu-  die zu den gefährdeten Arten gezählt werden, war
                                   chungsfläche beobachtet. Die Schmetterlinge wur-  jedoch ebenfalls deutlich höher als auf den Ver-
                                   den durch jeweils zwei Transektgänge pro Fläche   gleichsflächen.
                                   erfasst. Es wurde analysiert, inwieweit sich Häufig-
                                   keit (Abundanz) und Artenreichtum dieser Insekten-  •  Auch für Schmetterlinge stellten die einjährigen
                                   gruppen zwischen FAKT-Blühflächen und Ver-  FAKT-Blühmischungen zahlreiche Nektarquellen
                                   gleichsflächen unterscheiden.             zur Verfügung, von denen insbesondere weit ver-
                                                                             breitete  und  bewegliche  Arten  profitieren.  Die
                                                                             Anzahl der beobachteten Schmetterlinge war von
                                     Ergebnisse                              der Blütenhäufigkeit und der Artenvielfalt der blü-
                                                                             henden Pflanzen abhängig. Die Zusammensetzung
                                   Auf den FAKT-Blühflächen wurden signifikant mehr   der Schmetterlingsarten unterschied sich aller-
                                   Blütenstände erfasst als auf den Vergleichsflächen.   dings deutlich zwischen den Blüh- und den Ver-
                                   Aufgrund der langanhaltenden Trockenheit in 2018   gleichsflächen, da insbesondere die Raupen der
                                   war die Anzahl der Blüten über alle Flächen hinweg   Tagfalter oft auf bestimmte Futterpflanzen spezia-
                                   im August allerdings deutlich geringer als zum ersten   lisiert sind. Die als Kulturfolger geltenden Kohl-
                                   Aufnahmezeitpunkt im Juli, und viele Flächen waren   weißlinge wurden z.B. stark von Senf und Ölret-
                                   bereits völlig verblüht. Die Zusammensetzung der   tich als Raupenfutterpflanze in M1-Flächen ange-
                                   Arten unterschied sich deutlich zwischen Blüh- und   zogen. Manche Schmetterlingsarten kamen nur auf
                                   Vergleichsflächen.                        den FAKT-Flächen (z.B. Schwalbenschwanz), an-
          Bild 3: : Hauhechel-Bläuling                                       dere (Grünlandarten wie Bläulinge und Schach-
          (Polyommatus icarus)     Auf den Flächen mit FAKT-Blühmischungen wurden   brettfalter) überwiegend auf den Vergleichsflächen
          Foto: Felix Fornoff      Bienen und Schmetterlinge häufiger beobachtet als   vor.



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