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Betrieb und Markt
Analyseergebnisse der Gülleproben breite an Zusatzmitteln, sowie an Kombinationen
verschiedener Wirkstoffe. Die am häufigsten angege-
benen Zusatzmittel sind Gesteinsmehle, EM, infor-
Gülleproben der Betriebe mierte Produkte und Kohleprodukte.
Die Betriebe, bei denen Gülleproben gezogen wur-
Abb. 2: pH-Werte der Proben
der Messreihe den, liegen hauptsächlich in Oberschwaben und im Laut Umfrageteilnehmer haben sich die Geruchsbe-
Schwarzwald. Von den 72 Proben sind 46 Güllepro- lastung, Gülleverträglichkeit und Fließfähigkeit deut-
ben mit Zugabe von GZM, 21 Proben sind ohne lich verbessert. Diese subjektive Einschätzungen aus
GZM und 5 Proben sind Gärreste aus Biogasanlagen der Praxis zeigen, dass die Landwirte, die GZM ein-
mit hohen Anteilen an Rindergülle. Nachfolgend die setzten, überwiegend von der positiven Wirkung
Ergebnisse der Beprobungen (Tab. 2). Bei allen un- überzeugt sind und vielfach die Mittel schon über
tersuchten Parametern zeigen sich sehr starke einen langen Zeitraum (im Mittel knapp 10 Jahre)
Schwankungen zwischen den Betrieben. Die am häu- einsetzen. Allerdings ist die Meinung in Bezug auf
figsten eingesetzten GZM waren Gesteinsmehle, GZM unter den Praktikern nicht einheitlich. Rund
„informierte“ Produkte und Mikrobenkulturen. Häu- ein Viertel der Teilnehmer setzen keine GZM ein, da
fig wurden Kombinationen aus verschiedenen GZM sie entweder dies nicht für notwendig erachten, über
eingesetzt. Aufgrund der unterschiedlichen Kombi- die Wirkung unsicher sind oder ihnen die Behand-
nationen und Vielfalt an GZM wurde auf eine weite- lung zu teuer ist. Selbst eine Reihe von Landwirten,
re Aufteilung der Ergebnisse verzichtet. Dass häufig die GZM einsetzen geben an, dass sie schon negative
Gesteinsmehle als GZM eingesetzt wurden, zeigt Erfahrungen mit GZM gemacht haben. Allerdings
sich insbesondere an den höheren TM- und Asche- wird auch mehrfach darauf verwiesen, dass man erst
gehalten der Proben mit GZM. Die höheren Werte Erfahrungen mit GZM sammeln muss. Daraus lässt
an CaO und MgO können ebenfalls darauf zurückge- sich ableiten, dass GZM nicht „automatisch“ funkti-
führt werden. Betriebe mit GZM hatten im Mittel onieren, sondern dass die Fermentationsvorgänge in
etwas stickstoffärmere Güllen, auch lag der Ammoni- der Gülle schwierig zu beeinflussen sind, da Gülle
um-N-Anteil geringer. von Betrieb zu Betrieb verschieden ist und auch jah-
reszeitlich starken Schwankungen unterworfen ist.
Die Kosten des GZM-Einsatzes liegen im Mittel im-
Kontrollierte Messreihe merhin bei etwa 1,50 /m³ Gülle. Trotzdem wird das
In den Betrieben der Messreihe wurde am 12.02.2019 Kosten-Nutzen-Verhältnis von den Betrieben, die
das gleiche GZM (Diabas-Vulkangesteinsmehl) ein- GZM einsetzten überwiegend positiv bewertet.
gesetzt (etwa 30 kg/m³). Die erste Probenahme er-
folgte jeweils vor der Zugabe des GZM, die zweite Der Vergleich zwischen unbehandelter und behan-
Beprobung direkt danach. Insgesamt wurden 5 Mes- delter Gülle zeigt im Mittel leichte Unterschiede.
sungen über einen Zeitraum von etwa 6 Wochen Allerdings sind die Schwankungen von Betrieb zu
gemacht. Die prozentualen Verteilungsverhältnisse Betrieb sehr groß. Deshalb empfiehlt es sich in je-
von NH -N und Nges sind über den gesamten Mess- dem Fall, regelmäßig Gülleproben untersuchen zu
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zeitraum nahezu unverändert. Die CaO- und MgO- lassen. Noch wichtiger ist dies für Betriebe, die GZM
Gehalte stiegen durch den Gesteinsmehleinsatz einsetzen, da sich doch deutliche Verschiebungen
deutlich an. Auch die Veränderungen im TM-Gehalt bei einzelnen Parametern ergeben können. Wenn
und beim Asche-Gehalt sind darauf zurückzuführen. eine Gülleuntersuchung erfolgen soll, sind jedoch
Die Menge von 30 kg/m³ entspricht in etwa einem die Grundsätze der Probennahme zu beachten. Be-
Anstieg im TM-Gehalt von 3%. Der teilweise vorhan- handelte Gülle beinhaltet im Vergleich zu unbehan-
Jörg Messner dene Rückgang der Werte im Verlauf kann entweder delter Gülle etwas mehr CaO und MgO und hat ei-
LAZBW durch Entmischungsvorgänge (Gesteinsmehl kann nen höheren Asche- und TM-Gehalt. Diese Unter-
Tel.: 07525 / 942-357 sich ggf. absetzen) oder dem Zulauf von Frischgülle schiede können auf den Einsatz von Gesteinsmehlen
joerg.messner@lazbw. und / oder Wasser ausgelöst sein. Schwankungen zurückgeführt werden. Die Unterschiede im pH-
bwl.de können auch durch den Homogenisierungsgrad und Wert und bei den N-Fraktionen sind im Mittel zwi-
durch die Probennahme begründet sein. schen behandelter und unbehandelter Gülle nur
Prof. Dr. Martin Elsäßer sehr gering, die Schwankungen zwischen den Betrie-
LAZBW ben sind wesentlich größer. Rein aus den Analyseer-
Tel.: 07525 / 942-351 Zusammenfassung der Ergebnisse gebnissen sind deshalb keine Rückschlüsse über
martin.elsaesser@lazbw. mögliche Veränderungen bei den Ammoniakabga-
bwl.de Die Umfrage gibt insgesamt ein positives Feedback sungen möglich. Emissionsmessungen von Ammoni-
zu den GZM. Der Anteil von Landwirten, die GZM ak und ggf. weiterer Spurengase war im Projekt nicht
Julia Franzke einsetzen lag in der Umfrage relativ hoch, ebenso der vorgesehen.
LAZBW Anteil an Ökobetrieben. Es gibt eine breite Band- Literatur
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