Page 32 - Landinfo Heft 5/2019 Digitalisierung
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Betrieb und Markt





                                     Analyseergebnisse der Gülleproben      breite an Zusatzmitteln, sowie an Kombinationen
                                                                            verschiedener Wirkstoffe. Die am häufigsten angege-
                                                                            benen Zusatzmittel sind Gesteinsmehle, EM, infor-
                                   Gülleproben der Betriebe                 mierte Produkte und Kohleprodukte.
                                   Die Betriebe, bei denen Gülleproben gezogen wur-
          Abb. 2: pH-Werte der Proben
          der Messreihe            den, liegen hauptsächlich in Oberschwaben und im   Laut Umfrageteilnehmer haben sich die Geruchsbe-
                                   Schwarzwald. Von den 72 Proben sind 46 Güllepro-  lastung, Gülleverträglichkeit und Fließfähigkeit deut-
                                   ben mit Zugabe von GZM, 21 Proben sind ohne   lich verbessert. Diese subjektive Einschätzungen aus
                                   GZM und 5 Proben sind Gärreste aus Biogasanlagen   der Praxis zeigen, dass die Landwirte, die GZM ein-
                                   mit hohen Anteilen an Rindergülle. Nachfolgend die   setzten, überwiegend von der positiven Wirkung
                                   Ergebnisse der Beprobungen (Tab. 2). Bei allen un-  überzeugt sind und vielfach die Mittel schon über
                                   tersuchten Parametern zeigen sich sehr starke   einen langen Zeitraum (im Mittel knapp 10 Jahre)
                                   Schwankungen zwischen den Betrieben. Die am häu-  einsetzen. Allerdings ist die Meinung in Bezug auf
                                   figsten eingesetzten GZM waren Gesteinsmehle,   GZM unter den Praktikern nicht einheitlich. Rund
                                   „informierte“ Produkte und Mikrobenkulturen. Häu-  ein Viertel der Teilnehmer setzen keine GZM ein, da
                                   fig wurden Kombinationen aus verschiedenen GZM   sie entweder dies nicht für notwendig erachten, über
                                   eingesetzt. Aufgrund der unterschiedlichen Kombi-  die Wirkung unsicher sind oder ihnen die Behand-
                                   nationen und Vielfalt an GZM wurde auf eine weite-  lung zu teuer ist. Selbst eine Reihe von Landwirten,
                                   re Aufteilung der Ergebnisse verzichtet. Dass häufig   die GZM einsetzen geben an, dass sie schon negative
                                   Gesteinsmehle als GZM eingesetzt wurden, zeigt   Erfahrungen mit GZM gemacht haben. Allerdings
                                   sich insbesondere an den höheren TM- und Asche-  wird auch mehrfach darauf verwiesen, dass man erst
                                   gehalten der Proben mit GZM. Die höheren Werte   Erfahrungen mit GZM sammeln muss. Daraus lässt
                                   an CaO und MgO können ebenfalls darauf zurückge-  sich ableiten, dass GZM nicht „automatisch“ funkti-
                                   führt werden. Betriebe mit GZM hatten im Mittel   onieren, sondern dass die Fermentationsvorgänge in
                                   etwas stickstoffärmere Güllen, auch lag der Ammoni-  der Gülle schwierig zu beeinflussen sind, da Gülle
                                   um-N-Anteil geringer.                    von Betrieb zu Betrieb verschieden ist und auch jah-
                                                                            reszeitlich starken Schwankungen unterworfen ist.
                                                                            Die Kosten des GZM-Einsatzes liegen im Mittel im-
                                   Kontrollierte Messreihe                  merhin bei etwa 1,50 /m³ Gülle. Trotzdem wird das
                                   In den Betrieben der Messreihe wurde am 12.02.2019   Kosten-Nutzen-Verhältnis von den Betrieben, die
                                   das gleiche GZM (Diabas-Vulkangesteinsmehl) ein-  GZM einsetzten überwiegend positiv bewertet.
                                   gesetzt (etwa 30 kg/m³). Die erste Probenahme er-
                                   folgte jeweils vor der Zugabe des GZM, die zweite   Der Vergleich zwischen unbehandelter und behan-
                                   Beprobung direkt danach. Insgesamt wurden 5 Mes-  delter Gülle zeigt im Mittel leichte Unterschiede.
                                   sungen über einen Zeitraum von etwa 6 Wochen   Allerdings sind die Schwankungen von Betrieb zu
                                   gemacht. Die prozentualen Verteilungsverhältnisse   Betrieb sehr groß. Deshalb empfiehlt es sich in je-
                                   von NH -N und Nges sind über den gesamten Mess-  dem Fall, regelmäßig Gülleproben untersuchen zu
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                                   zeitraum nahezu unverändert. Die CaO- und MgO-  lassen. Noch wichtiger ist dies für Betriebe, die GZM
                                   Gehalte stiegen durch den Gesteinsmehleinsatz   einsetzen, da sich doch deutliche Verschiebungen
                                   deutlich an. Auch die Veränderungen im TM-Gehalt   bei einzelnen Parametern ergeben können. Wenn
                                   und beim Asche-Gehalt sind darauf zurückzuführen.   eine Gülleuntersuchung erfolgen soll, sind jedoch
                                   Die Menge von 30 kg/m³ entspricht in etwa einem   die Grundsätze der Probennahme zu beachten. Be-
                                   Anstieg im TM-Gehalt von 3%. Der teilweise vorhan-  handelte Gülle beinhaltet im Vergleich zu unbehan-
         Jörg Messner              dene Rückgang der Werte im Verlauf kann entweder   delter Gülle etwas mehr CaO und MgO und hat ei-
         LAZBW                     durch Entmischungsvorgänge (Gesteinsmehl kann   nen höheren Asche- und TM-Gehalt. Diese Unter-
         Tel.: 07525 / 942-357     sich ggf. absetzen) oder dem Zulauf von Frischgülle   schiede können auf den Einsatz von Gesteinsmehlen
         joerg.messner@lazbw.      und  /  oder  Wasser  ausgelöst  sein.  Schwankungen   zurückgeführt werden. Die Unterschiede im pH-
         bwl.de                    können auch durch den Homogenisierungsgrad und   Wert und bei den N-Fraktionen sind im Mittel zwi-
                                   durch die Probennahme begründet sein.    schen behandelter und unbehandelter Gülle nur
         Prof. Dr. Martin Elsäßer                                           sehr gering, die Schwankungen zwischen den Betrie-
         LAZBW                                                              ben sind wesentlich größer. Rein aus den Analyseer-
         Tel.: 07525 / 942-351       Zusammenfassung der Ergebnisse         gebnissen sind deshalb keine Rückschlüsse über
         martin.elsaesser@lazbw.                                            mögliche Veränderungen bei den Ammoniakabga-
         bwl.de                    Die Umfrage gibt insgesamt ein positives Feedback   sungen möglich. Emissionsmessungen von Ammoni-
                                   zu den GZM. Der Anteil von Landwirten, die GZM   ak und ggf. weiterer Spurengase war im Projekt nicht
         Julia Franzke             einsetzen lag in der Umfrage relativ hoch, ebenso der   vorgesehen.  
         LAZBW                     Anteil an Ökobetrieben. Es gibt eine breite Band-  Literatur



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