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Betrieb und Markt
ihrem Wirtschaftsdünger oftmals einen größeren
felsäure konnte keine Zusatzstoffe finden, die besser Wert zumessen und eine höhere Bereitschaft zeigen,
oder umfassender geruchs- oder ammoniakmindernd Maßnahmen der Gülleverbesserung umzusetzen. Bei
wirken als die bandförmige Ablage von Gülle in oder der Bestandesgröße überwiegen die kleineren Betrie-
direkt auf dem Boden (MATERN, 2019). be. Rund 60% der Betriebe halten weniger als 100
Rinder. Etwa 25% der Befragten gaben einen Viehbe-
stand von 101-150 Tieren an. Nur 6% hatten 151–200
Erfahrungen aus der Praxis Tiere und 8% über 200 Rinder auf ihrem Hof. Der
kleinste Rinderbestand besteht aus 14 Tieren und
Das hier dargestellte Monitoring-Projekt wurde ge- der größte aus 370 Tieren. Durchschnittlich befinden
fördert vom Ministerium für Ländlichen Raum und sich 106 Tiere auf den Höfen, was etwa dem durch-
Verbraucherschutz Baden-Württemberg. Es war das schnittlichen Milchviehbetrieb in Baden-Württem-
Ziel, die vorliegenden Erfahrungen aus der Praxis berg entspricht.
zum Einsatz von GZM möglichst umfassend zusam-
menzutragen. Im ersten Schritt ging es darum, einen Die meisten Landwirte (59%) nehmen nur eine leich-
aktuellen Überblick über die Anwendung der GZM te Verdünnung mit Wasser ≤ 1:0,5 vor. Rund ein
in der Praxis zu erhalten. Hierzu wurde ein sehr um- Viertel der Betriebe verdünnt die Gülle gar nicht,
fangreicher Fragebogen mit 31 Fragen erstellt. Die obwohl gerade Verdünnung mit Wasser seit Jahren
Verbreitung der Umfrage erfolgte über Beratungsor- ein probates Mittel zur Reduzierung der Verluste ist.
ganisationen, Landwirtschaftsbehörden, die landw. Lediglich 12% nehmen eine starke Verdünnung (1:1
Wochenblätter und die Homepage des LAZBW. oder mehr) vor. 76 % der Teilnehmer setzen aktuell
GZM ein, am häufigsten sind Gesteinsmehle (52
Nennungen), Mikrobenkulturen (32 Nennungen),
Gülleproben Kohleprodukte (25 Nennungen) und feinstofflich
informierte GZM (21 Nennungen). Viele GZM sind
Ergänzend zu der Umfrage wurden Gülleproben von Kombinationen aus Bestandteilen verschiedener Ka-
einigen der teilnehmenden Betriebe entnommen. tegorien, sodass eine eindeutige Zuordnung zu einer
Ziel war es einen Vergleich zwischen den Inhaltsstof- Gruppe nicht immer möglich ist. Zudem wird häufig
fen unbehandelter und behandelter Gülle zu erstel- eine Kombination verschiedener GZM eingesetzt.
len. Bei der Probennahme wurden jeweils mehrere Teilnehmer, die keine GZM einsetzen, wurden gebe-
Teilproben aus verschiedenen Schichten/Stellen des ten Gründe dafür anzugeben. Die häufigsten Gründe
gut homogenisierten Güllelagers gezogen und zu ei- sind fehlende Notwendigkeit, Unsicherheit über die
ner Mischprobe zusammengeführt. Die Gülleproben Wirkung und die Kosten.
wurden im Labor des LAZBW Aulendorf auf pH-
Wert, Gesamt-N, NH -N-Anteil, Asche-Gehalt, TS-
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Gehalt, P O -Gehalt, K O, CaO und MgO unter- Erfahrungen mit GZM
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sucht. Die Laboranalysen erfolgten nach den Metho-
den der VDLUFA-Methodenbücher. Der zweite Teil des Fragebogens (nur für Landwirte,
die GZM einsetzen) wurde von 109 Teilnehmern
ausgefüllt. Die Landwirte wurden gebeten die wich-
Umfrageergebnisse tigsten Ziele des GZM-Einsatzes anzukreuzen. Die
In der Umfrage konnten die Antworten von 141 10 häufigsten Nennungen sind in Tabelle 1 zusam-
Landwirten mit Rinderhaltung ausgewertet werden. mengefasst. Zu ähnlichen Ergebnissen kam auch eine
Die Umfrageteilnehmer kamen vorwiegend aus dem Umfrage in der Schweiz (GERBER, 2003). Die Teil-
süddeutschen Raum (BW, BY). Die Umfrage wurde nehmer sollten verschiedene Wirkungen der GZM
auch stark durch Händler / Vertreter von GZM an beurteilen. Auffallend ist, dass die Wirkung der GZM
deren Kundschaft verteilt. Das erklärt die hohe An- durchweg positiv wahrgenommen wird und bei allen
zahl an Teilnehmern, die GZM einsetzen. Im Folgen- Kriterien eine Verbesserung eingetreten sei. Diese
den werden die wichtigsten Ergebnisse auszugsweise subjektive Einschätzung zeigt, dass die Landwirte,
dargestellt. die GZM einsetzten überwiegend von einer positi-
ven Wirkung überzeugt sind.
Die Wirtschaftsweise der Befragten war zu 49% kon-
ventionell und zu 51% ökologisch. Damit liegt der Die deutlichsten Verbesserungen, die in der Praxis
Anteil der ökologischen Betriebe in der Umfrage festgestellt wurden, sind Verbesserungen bei der Ge-
wesentlich höher als der tatsächliche Anteil von rund ruchsbelastung, bei der Gülleverträglichkeit und bei
12% in Baden-Württemberg (STALA, 2019). Das der Fließfähigkeit/ Homogenität. Wenn GZM Mikro-
deckt sich mit der Beobachtung, dass Ökobetriebe organismen zur Zersetzung von organischem Materi-
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