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Hauswirtschaft und Ernährung





                                                                            hin zu den privaten Haushalten – in den Blick
                                                                            genommen werden.

                                                                            Mit einem Vortrag zum Thema „Lebensmit-
                                                                            telabfälle in Deutschland“ eröffnete Dr. Do-
                                                                            minik Leverenz von der Universität Stuttgart.
                                                                            Im inernationalen Vergleich liegt Deutschland
                                                                            demnach über dem Durchschnitt, was Le-
                                                                            bensmittelabfälle angeht. Den knapp 80 kg
                                                                            Lebensmittelabfällen pro Person in deutschen
                                                                            Privathaushalten stehen ca. 70 kg pro Person
                                                                            im EU-Durchschnitt gegenüber. In der EU-
                                                                            Berichterstattung werden neben vermeidba-
                                                                            ren auch unvermeidbare Lebensmittelabfälle
                                                                            erhoben, z. B. Schälreste oder Knochen. Das
                                                                            Reduzierungspotenzial liegt also bei den ver-
                                                                            meidbaren, noch essbaren Abfällen.

                                                                            Dass das Potenzial zur Reduzierung hoch ist,
          Bild 2: Minister Peter Hauk MdL bei der Eröffnung der Tagung;     zeigte Herr Leverenz anhand einer Studie. Im
          Quelle: Landeszentrum für Ernährung                               Rahmen dieser wurden Lebensmittelabfälle in
                                                                            Privathaushalten über mehrere Monate erho-
                                                                            ben. Zusätzlich fanden bewusstseinsbildende
                                   diesem Hintergrund beschäftigte sich die   Maßnahmen in diesen Haushalten statt. Im
                                   diesjährige Ernährungsbildungstagung des   Verlauf von 3 Monaten konnten die Lebens-
                                   Landeszentrums für Ernährung Baden-      mittelabfälle in den teilnehmenden Haushal-
                                   Württemberg mit den Fragen: Wie können   ten um teilweise über 50 % reduziert werden.
                                   Verbraucherinnen und Verbraucher effektiv   Eine Zahl, die neben dem Reduzierungspo-
                                   erreicht werden? Welche Strategien zur Redu-  tenzial auch die Bedeutung von Bewusstseins-
                                   zierung von Lebensmittelverschwendung    bildung unterstreicht.
                                   gibt es? Und wie kann die Wertschätzung von
                                   Lebensmitteln gefördert werden?
                                                                              Wegwerfverhalten junger
                                                                              Erwachsener
                                     Gemeinsame Strategien suchen
                                                                            Maren Ann-Kathrin Jakob von der Dualen
                                   Minister Peter Hauk MdL (Ministerium für   Hochschule Baden-Württemberg in Heil-
                                   Ernährung, Ländlichen Raum und Verbrau-  bronn schloss an mit der Präsentation ihres
                                   cherschutz Baden-Württemberg) eröffnete   Promotionsthemas „Das Lebensmittel-Weg-
                                   die Tagung. „Die Auswirkungen der Lebens-  werfverhalten junger Erwachsener“. Sie stellte
                                   mittelverschwendung sind gravierend. Jeder   erste Ergebnisse aus ihren Untersuchungen
          Bild 3: Brot gehört zu den   Deutsche wirft pro Jahr knapp 80 kg Lebens-  vor und betonte in diesem Zusammenhang
          häufig weggeworfenen
          Lebensmitteln; Quelle: LEL,   mittel weg. Der Großteil der Lebensmittelab-  die große Bedeutung von Ernährungs- und
          Friederike Wöhrlin       fälle entsteht mit etwa 59 % in privaten Haus-  Verbraucherbildung, die essentiell seien für
                                                halten. Es liegt in unserer Ver-  den richtigen Umgang mit Lebensmitteln und
                                                antwortung, Strategien und   Lebensmittelresten. Ernährungs- und Ver-
                                                Maßnahmen zu ergreifen, um   braucherbildung müsse dabei integraler Be-
                                                dieses globale Problem wirk-  standteil schon in der Schule sein, so Jakob.
                                                sam anzugehen“, sagte der
                                                Minister. „Die heutige Tagung   In der Mittagspause hatten die Teilnehmen-
                                                bietet eine gute Gelegenheit,   den Gelegenheit mit den Ausstellenden an
                                                gemeinsam über geeignete    den Infoständen in Kontakt zu treten. Hier
                                                Lösungsstrategien zur Ein-  konnte man sich z. B. über den Ernährungsrat
                                                dämmung der Lebensmittel-   Stuttgart informieren oder am Stand des Lan-
                                                verschwendung zu diskutie-  deszentrums für Ernährung Quizfragen zur
                                                ren. Dabei müssen alle Akteu-  Haltbarkeit von Lebensmitteln beantworten .
                                                re – von der Produktion bis



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