Page 42 - Landinfo 3_2023_Wissenstransfer
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Betrieb und Markt





                                   erzielt,  wenn  bei Verwendung  anerkannter   Allerdings kann diese Art der Bewirtschaf-
                                   Methoden der Bodenuntersuchung die       tung mit gewissen Ertragseinbußen einherge-
                                   Schwefel-Versorgung der Bestände nicht ge-  hen, wie aus dem Demonstrationsvorhaben
                                   zielt adressiert wird.                   in Bettenreute hervorgeht (Tab. 1). Denn
                                                                            konsequenter Zwischenfruchtanbau oder die
                                                                            Etablierung von Untersaaten kann das
                                    Ergebnisse                              Wachstum der Hauptkulturen unter bestimm-
                                                                            ten Umständen negativ beeinflussen, z. B.
                                   Die Ergebnisse der vorliegenden Untersu-  durch direkte Konkurrenz, oder auch da-
                                   chungen zeigen, dass eine Regenerative Land-  durch, dass die Etablierung von Untersaaten
                                   wirtschaft einen hohen Bodenschutzstandard   Einschränkungen bei der Auswahl der Un-
                                   mit tendenziell  erhöhter  Aggregatstabilität   krautregulierungsstrategie nach sich zieht, die
                                   und höherer biologischer Aktivität bewirkt.   zu einer höheren Unkrautkonkurrenz führen
                                                                            kann. In Einzelfällen kann es auch zu erhöh-
                                                                            tem Drahtwurmbefall kommen. Eine höhere
          Tab. 1: Relative schlagbezogene Ernteerträge (%) der regenerativ bewirtschaften
          Flächen gegenüber den konventionellen Flächen auf dem Versuchsgut Bettenreute   Resilienz der regenerativ bewirtschafteten
          im Mittel aller untersuchten Kulturarten in Abhängigkeit vom Erntejahr (Möller et   Flächen in Trockenjahren konnte nicht fest-
          al., 2023).                                                       gestellt werden, gleiches gilt auch für den
                                                                            Krankheitsbefall der Bestände.
          Schlagbezeichnung  2018     2019    2020     2021   Mittelwert
                                                                            Mit regenerativer Landwirtschaft wird teil-
          Meretsreuter Esch  101      95,9    98,9     88,6   96,1
                                                                            weise auch der Einsatz von Komposttees
          Geldrichsacker rechts  90,1  84,2   81,0     87,6   85,7          (Bild 2) oder von sogenannten „Effektiven
          Kreuzacker         82,3     70,2    101      *      84,5          Mikroorganismen“ in Verbindung gebracht.
          Schwende           101      100     105      84,6   97,7          Die Feldversuchsergebnisse an mehreren re-
                                                                            generativ bewirtschafteten Flächen zeigten
          Mittelwert         93,6     87,5    96,4     86,9   91,1
                                                                            keinerlei Effekte des Einsatzes dieser Be-
          *weitgehender Ertragsausfall aufgrund von Hagelbefall, nicht berücksichtigt.  triebsmittel (z.B. auf Ertrag, Boden-N-Haus-
                                                                            halt). Dies bestätigt frühere Ergebnisse aus
         Tab. 2: Kompostteeversuch: Mittelwertvergleiche für Ertrag, Stroh, N-Konzentration   der Literatur. Untersuchungen zur mikrobiel-
         und N-Abfuhr in Abhängigkeit von Behandlung, Standort und Jahr gemäß der   len Zusammensetzung der eingesetzten Prä-
         Ergebnisse der mehrfaktoriellen Varianzanalyse (Angaben bei den Behandlungen   parate zeigen, dass sogenannte „Effektive
         ggf. pro ha). Abkürzungen: TM = Trockenmasse
                                                                            Mikroorganismen“ überwiegend aus Milch-
                                                                            säurebakterien bzw. aus einer Mischung von
                               Kornertrag  Korn-N-Ge-  Korn N-Ab-  Abfuhr Gesamt
                               (dt TM ha )  halt (% TM)  fuhr (kg ha )  (kg N ha )  Clostridien und Milchsäurebakterien beste-
                                      1
                                                          1
                                                                   1
          Variante                                                          hen. Auch der Einsatz von Komposttee zeig-
                                                                            te keinerlei Wirkungen auf Pflanzengesund-
          1) Kontrolle           59,8      2,08      122         154
                                                                            heit, Erträge und N-Haushalt von Winterwei-
          2) 3 x 20 L Komposttee  59,9     2,06      121         152        zenbeständen (Tab. 2). Diese Maßnahmen
          3) 3 x 40 L Komposttee  58,8     2,04      118         149        erwiesen sich damit als wirkungslos. Deren
          4) 3 x 100 L Komposttee  58,8    2,05      118         149        Anwendung erhöht damit die Kosten, ohne
          5) Fungizid 1)         60,1      2,16      126         152        das dem eine höhere Produktivität oder ein
          6) wie 3 + jew. 3 kg CaCO3  57,9  2,06     118         149        höherer Bodenschutzstandard gegenüber-
                                                                            stünde.
          7) 3 x 3 kg CaCO3      58,9      2,07      120         151
          8) wie 3 + jew. 3 kg Zeolith  57,9  2,07   117         148
          9) 3 x 3 kg Zeolith    60,7      2,08      124         157
                                                                              Ausblick:
          10) wie 3 + 40 L Heutee 2)  59,8  2,09     123         153
          Standorte                                                         Die Herausforderung besteht darin, die „Re-
          Eppingen               64,2b     1,934     128b        167b       generative Landwirtschaft“ auf Basis von
          Gochsheim              82,7c     2,19c     181c        207c       wirksamen und anerkannten Methoden so zu
          Graben-Neudorf         31,2a     2,07b     52,7a       81,4a      gestalten und zu verstehen, dass ein hohes
          Jahr                                                              Ertragsniveau mit einem möglichst niedrigen
          2019                   64,6      1,83      124         157        Betriebsmitteleinsatz bei einem hohen Bo-
                                                                            denschutzstandard erzielt wird. Durch einen
          2020                   54,1      2,30      117         147
                                                                            nachhaltigen Ackerbau sollen u. a. der Boden-
                                                                            humusgehalt, die Aggregatstabilität, die
         1)  nur auf den Standorten Eppingen und Gochsheim; 2) nur am 3. Ausbringungstermin


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