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Betrieb und Markt
erzielt, wenn bei Verwendung anerkannter Allerdings kann diese Art der Bewirtschaf-
Methoden der Bodenuntersuchung die tung mit gewissen Ertragseinbußen einherge-
Schwefel-Versorgung der Bestände nicht ge- hen, wie aus dem Demonstrationsvorhaben
zielt adressiert wird. in Bettenreute hervorgeht (Tab. 1). Denn
konsequenter Zwischenfruchtanbau oder die
Etablierung von Untersaaten kann das
Ergebnisse Wachstum der Hauptkulturen unter bestimm-
ten Umständen negativ beeinflussen, z. B.
Die Ergebnisse der vorliegenden Untersu- durch direkte Konkurrenz, oder auch da-
chungen zeigen, dass eine Regenerative Land- durch, dass die Etablierung von Untersaaten
wirtschaft einen hohen Bodenschutzstandard Einschränkungen bei der Auswahl der Un-
mit tendenziell erhöhter Aggregatstabilität krautregulierungsstrategie nach sich zieht, die
und höherer biologischer Aktivität bewirkt. zu einer höheren Unkrautkonkurrenz führen
kann. In Einzelfällen kann es auch zu erhöh-
tem Drahtwurmbefall kommen. Eine höhere
Tab. 1: Relative schlagbezogene Ernteerträge (%) der regenerativ bewirtschaften
Flächen gegenüber den konventionellen Flächen auf dem Versuchsgut Bettenreute Resilienz der regenerativ bewirtschafteten
im Mittel aller untersuchten Kulturarten in Abhängigkeit vom Erntejahr (Möller et Flächen in Trockenjahren konnte nicht fest-
al., 2023). gestellt werden, gleiches gilt auch für den
Krankheitsbefall der Bestände.
Schlagbezeichnung 2018 2019 2020 2021 Mittelwert
Mit regenerativer Landwirtschaft wird teil-
Meretsreuter Esch 101 95,9 98,9 88,6 96,1
weise auch der Einsatz von Komposttees
Geldrichsacker rechts 90,1 84,2 81,0 87,6 85,7 (Bild 2) oder von sogenannten „Effektiven
Kreuzacker 82,3 70,2 101 * 84,5 Mikroorganismen“ in Verbindung gebracht.
Schwende 101 100 105 84,6 97,7 Die Feldversuchsergebnisse an mehreren re-
generativ bewirtschafteten Flächen zeigten
Mittelwert 93,6 87,5 96,4 86,9 91,1
keinerlei Effekte des Einsatzes dieser Be-
*weitgehender Ertragsausfall aufgrund von Hagelbefall, nicht berücksichtigt. triebsmittel (z.B. auf Ertrag, Boden-N-Haus-
halt). Dies bestätigt frühere Ergebnisse aus
Tab. 2: Kompostteeversuch: Mittelwertvergleiche für Ertrag, Stroh, N-Konzentration der Literatur. Untersuchungen zur mikrobiel-
und N-Abfuhr in Abhängigkeit von Behandlung, Standort und Jahr gemäß der len Zusammensetzung der eingesetzten Prä-
Ergebnisse der mehrfaktoriellen Varianzanalyse (Angaben bei den Behandlungen parate zeigen, dass sogenannte „Effektive
ggf. pro ha). Abkürzungen: TM = Trockenmasse
Mikroorganismen“ überwiegend aus Milch-
säurebakterien bzw. aus einer Mischung von
Kornertrag Korn-N-Ge- Korn N-Ab- Abfuhr Gesamt
(dt TM ha ) halt (% TM) fuhr (kg ha ) (kg N ha ) Clostridien und Milchsäurebakterien beste-
1
1
1
Variante hen. Auch der Einsatz von Komposttee zeig-
te keinerlei Wirkungen auf Pflanzengesund-
1) Kontrolle 59,8 2,08 122 154
heit, Erträge und N-Haushalt von Winterwei-
2) 3 x 20 L Komposttee 59,9 2,06 121 152 zenbeständen (Tab. 2). Diese Maßnahmen
3) 3 x 40 L Komposttee 58,8 2,04 118 149 erwiesen sich damit als wirkungslos. Deren
4) 3 x 100 L Komposttee 58,8 2,05 118 149 Anwendung erhöht damit die Kosten, ohne
5) Fungizid 1) 60,1 2,16 126 152 das dem eine höhere Produktivität oder ein
6) wie 3 + jew. 3 kg CaCO3 57,9 2,06 118 149 höherer Bodenschutzstandard gegenüber-
stünde.
7) 3 x 3 kg CaCO3 58,9 2,07 120 151
8) wie 3 + jew. 3 kg Zeolith 57,9 2,07 117 148
9) 3 x 3 kg Zeolith 60,7 2,08 124 157
Ausblick:
10) wie 3 + 40 L Heutee 2) 59,8 2,09 123 153
Standorte Die Herausforderung besteht darin, die „Re-
Eppingen 64,2b 1,934 128b 167b generative Landwirtschaft“ auf Basis von
Gochsheim 82,7c 2,19c 181c 207c wirksamen und anerkannten Methoden so zu
Graben-Neudorf 31,2a 2,07b 52,7a 81,4a gestalten und zu verstehen, dass ein hohes
Jahr Ertragsniveau mit einem möglichst niedrigen
2019 64,6 1,83 124 157 Betriebsmitteleinsatz bei einem hohen Bo-
denschutzstandard erzielt wird. Durch einen
2020 54,1 2,30 117 147
nachhaltigen Ackerbau sollen u. a. der Boden-
humusgehalt, die Aggregatstabilität, die
1) nur auf den Standorten Eppingen und Gochsheim; 2) nur am 3. Ausbringungstermin
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