Page 39 - Landinfo Heft 1/2018 Schwerpunkt Markt
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Gartenbau und Sonderkulturen
Pomologische Systeme und • Die Eingabe der Sorten erfolgt nur von
Datenbanken Sortenkennern.
Eine zweifelsfreie Sortenbestimmung war • Es sollten nicht einfach Merkmale aus Bü-
und ist eine Herausforderung. Nicht selten chern abgeschrieben werden, die Deskrip-
trägt eine Sorte je nach Region unterschiedli- toren sollten bekannt sein.
che Namen, es existieren widersprüchliche
Beschreibungen und die Früchte sind je nach Unter diesen Bedingungen könnten Daten-
Standort unterschiedlich ausgeprägt. Manche banken für fortgeschrittene Pomologen ein
Sortenbeschreibungen und -klassifizierungen gutes Hilfsmittel zur Verifizierung von Sorten
aus dem 18. und 19. Jahrhundert haben sich sein.
in der praktischen Sortenbestimmung nicht
bewährt. Die außerordentliche Menge und
Variabilität der Obstsorten sowie Bestim- Beispiele für Datenbanken:
mungsmerkmale mit geringer Verlässlichkeit
(u. a. Farbe, Geschmack) führten dazu, dass • „The Pometum Apple Key“ der dänischen Obstsortenausstellung im
sich diese Systeme bereits Ende des 19. Jahr- Genbank NordGen: http://pometet.dk/ Gewölbekeller des Bindhofs - Äpfel.
hunderts überlebt haben (meyer 2017).
• Deutsche Genbank Obst: www.deutsche-
Ein Ansatz mit Anlehnung an die Botanik genbank-obst.de
stammt vom Pomologen Friedrich Jakob
Dochnahl, welcher sich aber nicht durchge- • Kernobst-Datenbank der Sortenerhal-
setzt hat. In Großbritannien schuf Robert tungszentrale am Kompetenzzentrum
Hogg ebenfalls ein pomologisches System, Obstbau Bodensee (KOB):
das in Deutschland aber keine Bedeutung er- www.kob-bavendorf.de/arbeitsbereiche/
langte. streuobst/kernobst
Der Begründer der systematischen Pomolo- • Sorten- und Gartensuche in Baden-Würt-
gie in Deutschland, August Friedrich Adrian temberg des Kompetenzzentrums Obstbau
Diel, legte 1799 ein System vor, das auf einer Bodensee (KOB): www.obstsorten-bw.de
Einteilung in sieben Klassen mit einer weite-
ren Unterteilung in Ordnungen beruht (mey- • Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt des
er 2017). Dieses System wurde von Eduard Pomologenvereins: Obstsortenausstellung im
Gewölbekeller des Bindhofs - Birnen.
Lucas aufgegriffen und erweitert auf 15 Klas- https://obstsortenerhalt.de/
sen (meyer 2017). Daraus wurde das im 19.
Jahrhundert am häufigsten angewandte po- Im Erhalternetzwerk Obstsortenvielfalt sind
mologische System. Obstsortensammlungen von Mitgliedern des Sonja Rieger
Pomologenvereins dezentral organisiert. Ziel MLR Stuttgart
In unserem digitalen Zeitalter drehen sich die ist es, historische Obstsorten in Deutschland Tel. 0711/ 126-1046
Gedanken zu Sortenbestimmungshilfen um langfristig zu erhalten sowie die Sorten durch sonja.rieger@mlr.bwl.de
die Verwendung von Datenbanken mit Merk- sortenechtes Edelreisermaterial verfügbar zu
malssuche oder sogar Sortenbestimmungs- machen und zu verbreiten. Derzeit sind im
Apps. Die Schwierigkeiten bleiben jedoch Erhalternetzwerk 60 Sammlungsinhaber or-
dieselben. Welche Merkmale werden zur Be- ganisiert, die über 7.800 Apfel-, mehr als
stimmung herangezogen und erkennt der 2.700 Birnen- und weit über 1.000 Stein-
Sortensuchende die typischen Merkmale der obstherkünfte erhalten. Die bisher als sorten-
ihm vorliegenden Frucht? Liegen ihm über- echt überprüften Sorten kann man in der Da-
haupt „typische“ Früchte vor? Meyer (2017) tenbank einsehen und als Edelreisermaterial
hält die Nutzung einer Datenbank zur Sor- bei den jeweiligen Erhaltern bestellen.
tensuche unter folgenden Voraussetzungen
für sinnvoll:
Quellen
• Es sollten bereits Hunderte von Sorten in meyer, J. (2017 mündl.): Vom Pomologi-
der Datenbank vorhanden sein. schen System zur Datenbank. Bestimmungs- Jenny Piegsa
hilfen im Wandel der Zeit. 16. Internationales MLR Stuttgart
• Es ist gutes und ausreichendes Fotomateri- Pomologentreffen, Metzingen-Neuhausen, Tel. 0711/ 126-1029
al zu den Sorten vorhanden. 18.11.2017 jenny.piegsa@mlr.bwl.de
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