Page 49 - Landinfo Biodiversität
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Betrieb und Markt





       Daniela Schweikhart


       So wird der Direktvermarkter zum Chef


       Bei der Fortbildung für landwirtschaftliche Direktvermarkter zur Personalführung und zum Umgang
       mit Mitarbeitern stand die Rolle der Betriebsleitung unter den Stichworten „Motivieren – Delegieren
       –  Kritisieren“  im  Vordergrund.  Arbeits-  und  sozialrechtliche  Aspekte  bei  der  Beschäftigung  von
       Mitarbeitern rundeten das Programm ab.


           aniela Schweikhart vom Forum Ernährung   hohe Kontrolldichte und viel Aufmerksamkeit
       Dim Fachbereich Landwirtschaft im Landrat-  von Seiten des Chefs benötige.           Fachtag Direktvermarktung Ostalb
       samt Heidenheim begrüßte die Teilnehmenden,   •   Sind Können und Wollen gleich stark ausge-  Man sagt „Chef“ zu mir …
       die aus Württemberg und dem angrenzenden    prägt, ist der Mitarbeiter der Leistungsträger im   Personalführung und Mitarbeitermanagement
       Bayern angereist waren, im Wohlfühlambiente des   Team. Er brauche einen weiten Gestaltungs-  in der landwirtschaftlichen Direktvermarktung
       Kulturhofs Erpfenhausen. Ihr Tipp für die Di-  spielraum, wenig Kontrolle und Aufmerksam-  Dienstag 29. Januar 2019
                                                                                                9.30 – 16.00 Uhr
       rektvermarkter kam direkt aus der regionalen Pra-  keit.                               Kulturhof Erpfenhausen
       xis: Sie riet den Direktvermarktern, bei Online-
       Portalen wie „Querfeldein“ im Landkreis Heiden-  Arbeits- und Sozialrecht bei
       heim,  „Natürlich.VonDaheim“  des  Landes Ba-  Beschäftigung von Mitarbeitern
       den-Württemberg oder bei anderen Portalen
       präsent zu sein.                         Nicole Spieß, Rechtsanwältin und Geschäftsfüh-
                                                rerin des Arbeitgeberverbands in der Land- und   Veranstalter:
                                                                                           Landwirtschaftsämter der Landkreise Heidenheim,
                                                                                           Ostalbkreis und Alb-Donau-Kreis
       Man sagt Chefin zu mir…                  Forstwirtschaft, erläuterte im zweiten Vortrag
                                                temporeich und anhand vieler Beispiele aus der
       Da überwiegend Frauen gekommen waren änder-  Praxis die arbeits- und sozialrechtlichen Aspekte   Flyer zum Fortbildungstag für
                                                                                         Direktvermarkter zu
       te der Diplom-Ökonom und Unternehmensbera-  bei der Beschäftigung von Mitarbeitern. Beson-  Personalführung
       ter Matthias Dahm gleich den Titel seines Vor-  ders ging sie hierbei auf verschiedene Formen von
       trags in „Man sagt „Chefin“ zu mir …“. Der Ge-  Arbeitsverhältnissen sowie die Themen Ur-
       schäftsführer der Firma ‚project and change‘ aus   laubsanspruch, Arbeitszeit, Lohnfortzahlung im
       Gundelsheim am Neckar referierte über das Mo-  Krankheitsfall oder Kündigung eines Arbeitsver-
       tivieren, das Delegieren und das Kritisieren aus   hältnisses ein.
       der Rolle des Betriebsleiters. Mit guten Beispielen
       aus seinem reichen Erfahrungsschatz erläuterte er   Eine gute Beratung des Betriebsleiters in den Fein-
       sein Führungsmodell sowie das Prinzip der unter-  heiten des Arbeitsrechts könne viel Lehrgeld spa-
       schiedlichen Gestaltungsrahmen für Mitarbeiter   ren. Viele Teilnehmer beschäftigten ihre Mitarbei-
       und griff hierbei auch die Erlebnisse der Teilneh-  ter auf geringfügiger Basis als 450-Euro-Kraft.
       menden auf.                              Dass sie diese auch in einem zweckgebundenen
                                                befristeten Arbeitsverhältnis beschäftigen könn-
       Gespannt verfolgt wurden seine Ausführungen zu   ten, war einigen neu. Ebenso wichtig zu wissen sei,
       verschiedenen Mitarbeitertypen, basierend auf   dass der Arbeitgeber den Arbeitnehmer auf den
       den Kriterien Wollen und Können.         verbleibenden Urlaubsanspruch hinweisen müsse,
                                                sonst könne der Arbeitnehmer schlimmsten Falls
       •   Ist das Können gering und das Wollen stark,   Schadenersatz fordern. Jeder Arbeitnehmer müs-
         handele es sich möglicherweise um einen neuen   se seine Stunden aufschreiben, nur die engsten
         Mitarbeiter,  der  eine  gute  Einarbeitung  und   Familienangehörigen seien davon befreit. Seit kur-
         dichte Kontrollintervalle benötigt.    zem dürfe die Mindest-Ruhezeit zwischen zwei
       •   Ist das Können hoch und das Wollen gering,   Arbeitstagen in Baden-Württemberg nur noch
         handele es sich um den Veränderungs-Verlierer,   acht und nicht wie in anderen Bundesländern elf
         einen Mitarbeiter mit einem hohen Potential   Stunden betragen.
         und viel Frust, für den ein weiter Gestaltungs-  „Eigentlich sollten wir uns in einem halben   Daniela Schweikhart
         spielraum und viel Kontrolle und Motivation   Jahr wieder treffen um auszutauschen, was   LRA Heidenheim
         sinnvoll seien.                        wir alles zu Hause umsetzen konnten“ so das   Tel.: 07321/321-1347
       •   Einen Mitarbeiter mit wenig Wollen und Kön-  positive Fazit eines Teilnehmers im An-  d.schweikhart@landkreis-
         nen charakterisierte er als Vermeider, der eine   schluss an die Tagesveranstaltung.    heidenheim.de



       Landinfo 3 | 2019                                                                                     49
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