Page 50 - Landinfo Heft 4/2018 Schwerpunkt Gemüse
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Pflanzen- und Tierproduktion





          Dr. Andreas F. Butz


          Einfluss von Bewässerung auf Ertrag und

          Ertragsstabilität bei Ackerbaukulturen



          Die  Beregnung  von Ackerbaukulturen  wird  als Anpassungsstrategie  für  den  Klimawandel  und  zur
          Ertragsabsicherung im Ackerbau verstärkt diskutiert und zunehmend praktiziert. Die bewässerbare
          landwirtschaftliche Fläche (ohne Frostschutzberegnung sowie Kulturen im geschützten Anbau) ist in
          Baden-Württemberg  im  Zweitraum  von  2009  bis  2015  um  25  %  auf  33.400  ha  gestiegen  (Stat.
          Bundesamt 2017). Im Jahr 2009 wurden auf 44 % der bewässerten Flächen Ackerbaukulturen (ohne
          Kartoffeln: 35%) angebaut (sChABer 2012). Die Zusatzbewässerung könnte im Ackerbau als Instrument
          der Ertragsteigerung und -sicherung weiter an Bedeutung gewinnen, da derzeitige Klimaprognosen
          von  einer  allgemeinen  Erwärmung  sowie  einen Trend  der Verschiebung  der  Niederschläge  vom
          Sommer in den Winter ausgehen (hÜBerner u. a. 2017).



                                                                            weise  Austrocknen  der  Wurzelzone  (partial
                                                                            root-zone  drying)  (sePaskhah  und  ahmadi
                                                                            2012) diskutiert.

                                                                            Obwohl diese Konzepte zumeist in ariden
                                                                            und semiariden Gebieten untersucht wurden,
                                                                            könnte insbesondere das Konzept der Defi-
                                                                            zitbewässerung für Baden-Württemberg auf
                                                                            den Trockenstandorten interessant sein. Bei
                                                                            der  Defizitbewässerung  wird  davon  ausge-
                                                                            gangen, dass auch für Bewässerungswasser
                                                                            das Gesetz des abnehmenden Grenzertrages
                                                                            gilt und daher die Ertragswirksamkeit pro zu-
                                                                            sätzlicher Wassergabe mit Zunahme der Be-
           Foto: A.  Thal, LTZ                                              wässerungsintensität abnimmt. Um die Be-
                                                                            wässerungswassermenge  zu reduzieren, wird
                                                                            die Wassermenge nicht mehr durch eine an
                                                                            der Evapotranspiration orientierten Wasser-
                                                                            gabe zur Erzielung eines maximalen Ertrages
          Beregnung von Wintergerste im   it der Ausdehnung der Bewässerungs-  orientiert, sondern es wird eine erhebliche
          Feldversuch              Mflächen und Zunahme des Bewässe-        Wassereinsparung durch eine Bewässerung
                                   rungswasserbedarfs könnten in Baden- Würt-  unterhalb des Optimums mit der Inkaufnah-
                                   temberg in Zukunft vermehrt Nutzungskon-  me einer leichten Ertragseinbuße angestrebt.
                                   flikte um die Ressource Wasser auftreten.   Hierbei ist jedoch zu beachten, dass viele Kul-
                                   Dadurch wird in Zukunft die Bedeutung ei-  turpflanzen je nach Entwicklungsstadium un-
                                   ner ressourcenschonenden Bewässerung     terschiedlich stark auf Wasserdefizit reagie-
                                   noch weiter zunehmen. Um die ressourcen-  ren (Fereres und soriaNo 2007).
                                   schonende Bewässerung weiter zu entwi-
                                   ckeln, kommen neben Optimierungen in der
                                   Bewässerungstechnik  auch  die  Anpassung   Feldversuche zur
                                   der Bewässerungsstrategien  und  damit  ver-  Bewässerungswürdigkeit
                                   bundenen Steuerungen infrage. International
                                   wird in diesem Zusammenhang das Konzept   Am Landwirtschaftlichen Technologiezent-
                                   der Defizitbewässerung („deficit irrigation“)   rum Augustenberg wurde im Rahmen eines
                                   (Fereres und soriaNo 2007) sowie das teil-  Feldversuches die Bewässerungswürdigkeit



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