Page 43 - Landinfo 4_2020_Schwerpunktthema Bio und Regional
P. 43
Pflanzen- und Tierproduktion
vier Messwerte“ im Laufe der Zeit nicht er- Tab. 1: Anzahl der Acker-Bodendauerbeobachtungsflächen (BDF) mit Anzahl der Kohlenstoff-
füllt wurde (Tab. 1). Eine erneute umfassende Messungen, maximaler Anzahl der Messzeitpunkte und der Laufzeit nach Bundesland (Marx et
al. 2016). Die BDF Baden-Württembergs werden durch die Landesanstalt für Umwelt betreut und
Analyse der Daten aus den Bodendauerbeob- in 10-jährigem Intervall beprobt.
achtungsflächen ist vorgesehen (Helfrich
2019).
Bundesland Anzahl Anzahl Max. Anzahl Laufzeit in
BDF Messungen Zeitpunkte Jahren
Ein Vergleich mit Dauerfeldversuchen, bei
denen alle Bewirtschaftungsfaktoren, wie bei- Baden-Württemberg 10 16 2 15
spielsweise Fruchtfolge, Düngung und Bo- Bayern 100 384 4 21
denbearbeitung, während des Versuchszeit- Brandenburg 21 46 3 16
raums unverändert waren, führte zum selben
Ergebnis: Es überwiegt deutlich der Anteil Hessen 28 88 4 16
der Standorte, an denen keine statistisch ab- Mecklenburg- 15 17 2 1
gesicherten Veränderungen festzustellen wa- Vorpommern
ren (Marx et al. 2016). Die Bodenzustandser- Niedersachsen 47 313 9 19
hebung Landwirtschaft in Deutschland
(BZE-LW) wurde zwar erst einmal durchge- Sachsen 45 118 6 16
führt. Allerdings wurden Berechnungen auf Sachsen-Anhalt 19 32 3 16
der Grundlage von Bodenkohlenstoff-Mo- Schleswig-Holstein 15 107 11 22
dellen und Bewirtschaftungsdaten angestellt,
wie sich der Vorrat an C im Boden an den Thüringen 12 37 4 15
org
Beprobungspunkten in den nächsten 10 Jah-
ren verändern könnte. Im Ergebnis ist an den
meisten (87,5 %) Beprobungspunkten unter
Ackernutzung keine signifikante Verände- zeichnen. Die Bedeutung von Stallmist ge-
rung zu erwarten (Jacobs et al. 2018). genüber Gülle nahm ab, ebenso der Anteil der
Zwischenfrüchte – Entwicklungen, die dem
Aus diesen und anderen Untersuchungen Humusaufbau nicht förderlich sind (Capriel
wird im Nationalen Inventarbericht zum und Seiffert 2009). Auch ein verstärkter Ener-
Deutschen Treibhausgasinventar 1990 – 2018 giepflanzenanbau kann über eine ungünstige
des Umweltbundesamtes (UBA 2020) folge- Fruchtfolge zu einer Abnahme der Humusge-
richtig der Schluss gezogen, dass die Netto- halte im Boden führen (Hüttl et al. 2008).
Kohlenstoffvorratsänderungen in den Mine-
ralböden von Ackerlandstandorten im Im Zuge der Modellierungen der Entwick-
Durchschnitt Null sind. lung des Bodenkohlenstoffvorrats an den Be-
probungsstandorten der BZE-LW zeigte
sich, dass – wenn Verluste berechnet wurden
Einfluss von Fruchtfolge, Düngung - die „Region Ost“ in den nächsten 10 Jahren
und Klima größere Humusverluste befürchten muss als
die Regionen „Nord“ und „Süd“ (Jacobs et al.
Dennoch gibt es Befürchtungen für die Zu- 2018). Der Faktoranalyse zufolge kann das
kunft der Humusvorräte im Ackerboden. Ei- einerseits an einem geringeren Anfall von
ne Befürchtung bezieht sich auf die Verände- Wirtschaftsdüngern und einer verringerten
rung von Fruchtfolgen. So hatten die Acker- Bedeutung des Feldfutteranbaus liegen. Dies
boden-Dauerbeobachtungsflächen in Bayern ist Folge des deutlichen Rückgangs der Nutz-
mit signifikant fallenden Humusgehalten ge- tierzahlen in Ostdeutschland. Andererseits ist
genüber denen mit signifikant steigenden Hu- aber auch der C -Eintrag durch ober- und
org
musgehalten einen höheren Mais- und Hack- unterirdische Pflanzenreste (Hauptkulturen
fruchtanteil und einen niedrigeren Getreide-, und Zwischenfrüchte) geringer und das liegt
Raps- und Futterleguminosen-Anteil in der an den Boden- und Klimaverhältnissen. Ge-
Fruchtfolge (Untersuchungszeitraum 1986- ringere Niederschläge und viele sandige
2007; Capriel und Seiffert 2009). Außerdem Standorte führen zu geringerer Wasserver-
kamen Zwischenfruchtanbau und Stilllegung fügbarkeit, und dies lässt keine hohen Erträge
deutlich seltener vor. In Bayern war in den zu, die auch einen hohen C -Eintrag gewähr-
org
letzten 50 Jahren insgesamt ein Rückgang des leisten würden (Jacobs et al. 2018). Die Mo-
Getreide- und Klee/Luzerne-Anteils und ein dellberechnungen hatten noch die aktuellen
Anstieg des Silomais- und Rapsanteils zu ver- Klimaverhältnisse zur Grundlage.
Landinfo 4 | 2020 | 2020 43
Landinfo 4