Page 11 - Landinfo Heft 4/2017 - Schwerpunkt Ökolandbau
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Schwerpunktthema





         Zusammenfassung                        kg (ohne Phosphonsäure und Bromid). Dieser hö-
         der Ergebnisse 2016                    here Gehalt an Pestiziden ist auf den im konven-
                                                tionellen Anbau zugelassenen Einsatz von Pflan-
                                                zenschutzmitteln zurückzuführen. Denn nach der
       Gentechnisch veränderte (GV-) Pflanzen in   Anwendung von Pflanzenschutzmitteln sind
       Mais- & Sojaerzeugnissen                 Rückstände in den behandelten Kulturen häufig
                                                unvermeidbar. Ein dichtes Regelwerk sorgt des-
       Unterschiede zwischen Bio und konventionell be-  wegen dafür, dass diese Rückstände kein Risiko
       stehen nach wie vor bei Sojaprodukten und bei   für Verbraucher darstellen, sofern die Höchstge-
       Honigen. Sowohl der Anteil positiver Proben als   halte nicht überschritten sind.
       auch deren Verunreinigungsgrad durch gentech-
       nisch veränderte Soja ist bei Bio-Ware geringer als   Im Jahr 2016 musste bei keiner Probe Öko-Obst
       bei konventioneller Ware. Im Vergleich zum Vor-  und lediglich bei drei Proben Öko-Gemüse (Dill,
       jahr hat jeweils der Anteil positiver Proben deut-  Blattpetersilie, Grünkohl, jeweils Herkunft
       lich abgenommen. Generell sind gentechnische   Deutschland) die Bezeichnung „Öko“ wegen er-
       Veränderungen bei Bio-Lebensmitteln sehr selten   höhter Rückstände an Pflanzenschutzmitteln als
       nachweisbar. Bei den Untersuchungen in den ver-  irreführend beurteilt werden. In 2 Fällen (Blattpe-
       gangenen 15 Jahren wurden niemals GV-Anteile   tersilie, Eichblattsalat) war die gültige Höchstmen-
       über 0,1% festgestellt.                  ge nach der Verordnung (EG) Nr. 396/2005 für
                                                einen Wirkstoff überschritten.


       Rückstände von Pflanzenschutzmitteln und   Die Beanstandungsquote bei frischen Öko-Er-  Bei Honig und Sojaprodukten
       bestimmten Kontaminanten in              zeugnissen lag in den vergangenen Jahren immer   bestehen Unterschiede zwischen
       Lebensmitteln pflanzlichen Ursprungs     deutlich unter 5%: im Berichtsjahr bei 1,1%, in   konventionellen und
                                                                                         Ökoprodukten.
                                                den Jahren 2010 bis 2015 zwischen 1,0 und 4,2%.
       Im Jahr 2016 wurden insgesamt 445 Proben
       pflanzliche Lebensmittel aus ökologischem An-  Bei verarbeiteten Erzeugnissen aus ökologischem
       bau auf Rückstände an Pflanzenschutzmitteln   Anbau lag die Beanstandungsquote im Jahr 2016
       und bestimmten Kontaminanten untersucht.  mit 5,5% knapp fünfmal so hoch wie bei den fri-
                                                schen Erzeugnissen (1,1 %). Beanstandungen gab
       Wie in den Vorjahren unterscheidet sich ökologi-  es bei 1 Probe Hülsenfrüchte (Kichererbsen),
       sches Obst und Gemüse deutlich von konventio-  3 Proben Tee (2x Schwarztee, 1x Grüntee) und
       nell erzeugter Ware, sowohl bezüglich der Häufig-  6 Proben Nahrungsergänzungsmitteln (3x Morin-
       keit von Rückstandsbefunden als auch der Rück-  ga-Blattpulver, 2x Gerstengras-Pulver, 1x Weizen-
       standsgehalte chemisch-synthetischer Pestizide.   gras-Pulver). Bei diesen Proben wurde die Angabe
       Bei knapp 65% der Proben aus ökologischem   „Öko“ als irreführend beanstandet, da diese Er-
       Anbau waren keine Rückstände an Pflanzen-  zeugnisse erhöhte Gehalte an nicht im Öko-Land-
       schutzmittelwirkstoffen nachweisbar. Sofern   bau zugelassenen Pflanzenschutzmittelwirkstof-
       Rückstände festgestellt wurden, lagen die Gehalte   fen aufwiesen und damit die Vermutung naheliegt,
       überwiegend im Spurenbereich (kleiner    dass bei diesen Produkten die ökorechtlichen Vor-
       0,01 mg/kg) und damit deutlich unterhalb der   gaben nicht eingehalten wurden. In 8 Fällen war
       Konzentrationen, die üblicherweise nach Anwen-  zusätzlich die gültige Höchstmenge nach der Ver-
       dung entsprechender Wirkstoffe im Erntegut fest-  ordnung (EG) Nr. 396/2005 für einen oder meh-
       gestellt werden können.                  rere Wirkstoffe gesichert überschritten.


       Der mittlere Pestizidrückstandsgehalt aller unter-
       suchten Obstproben aus ökologischem Anbau   Überprüfung der Bio-Angabe bei
       und aller untersuchten Gemüseproben aus ökolo-  Eiern und Milch
       gischem Anbau lag bei 0,001 bzw. 0,003 mg/kg,   (Echtheitsüberprüfung)
       wenn alle als ökologisch bezeichneten Proben,
       auch solche mit irreführender Öko-Kennzeich-  Bio-Eier und Bio-Milch wurden jeweils analytisch
       nung, in die Berechnung einfließen. Konventio-  überprüft, ob es sich tatsächlich um Produkte aus
       nelles Obst enthielt dagegen im Mittel 0,43 mg an   ökologischer Erzeugung handelte. Die Methoden
       Pflanzenschutzmittelrückständen pro kg (ohne   wurden oder werden in Forschungsprojekten des   Marc Wieland
       Oberflächenbehandlungsmittel, Phosphonsäure   MLR erarbeitet. Weder bei den untersuchten    MLR Stuttgart
       und Bromid), konventionelles Gemüse im Mittel   34 Bio-Milchproben noch bei den 32 Proben von   Tel. 0711/ 126-2201
       0,46 mg an Pflanzenschutzmittelrückständen pro   Bio-Eiern wurden Auffälligkeiten festgestellt.   Marc.Wieland@mlr.bwl.de



       Landinfo 4 | 2017                                                                                      9
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