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20 Analyse der Buchführungsergebnisse für das Wirtschaftsjahr 2022/23
und private Vorsorge zur Verfügung (Cashflow von Bedeutung, da erkennbar ist, ob und wie in
III) und damit 19 % mehr als im Vorjahr. In nor- die betriebliche Zukunft investiert wird. Denn
malen Wirtschaftsjahren sollte der Cashflow III diese Investitionen tragen letztlich zum Erhalt
mindestens die Summe der Abschreibungen der Betriebe und zu deren Zukunftsfähigkeit
erreichen. Ansonsten wird mehr betriebliches bei. Ohne Wachstumsinvestitionen und damit
Vermögen verbraucht, als für Investitionen und Erweiterung der Kapazitäten ist i. d. R. die
Rücklagen mittelfristig benötigt wird. Im Wirt- Existenz der Betriebe mittel- und langfristig ge-
schaftsjahr 2022/23 wiesen die Veredlungs- fährdet.
und Futterbaubetriebe die höchste Liquidität Gegenüber dem vorherigen Wirtschaftsjahr
(Cashflow III) auf.
konnten vor allem bei den Futterbau- und mit
Die Kapitaldienstgrenze (KDG) gibt den maxi- Abstand bei den Ackerbaubetrieben positive
mal möglichen Kapitaldienst an, den der Be- Investitionszahlen verzeichnet werden. Bei den
trieb leisten kann, ohne langfristig in eine Ver- Veredlungsbetrieben ist davon auszugehen,
schuldungskrise zu geraten. Die in Tabelle 9 dass trotz guter wirtschaftlicher Ergebnisse die
ausgewiesenen langfristige KDG wird errechnet fehlende Planungssicherheit die Investitions-
aus der insgesamt bereinigten Eigenkapitalver- bereitschaft aktuell beschränkt. Es muss je-
änderung (KW 3836) zuzüglich Zinsaufwand doch auch hier erläuternd berücksichtigt wer-
(KW 7230). Zinszuschüsse bleiben außen vor den, dass es sich um die Durchschnittsergeb-
(KW 4553). Diese gibt an, welcher Kapital- nisse handelt und dass es in jeder Gruppe eine
dienst (Zins und Tilgung) langfristig tragbar ist. erhebliche Streuung gibt. Dies bedeutet, dass
Trotz der guten Entwicklung der Stabilität und die Unternehmen mit den besseren, höheren
Liquidität sind die Bruttoinvestitionen der Haupt- Ergebnissen auch eher Netto- oder Wachs-
erwerbsbetriebe jedoch im Wirtschaftsjahr tumsinvestitionen durchführen konnten, wäh-
2022/23 im Vergleich zum Vorjahr nicht ange- rend die Situation bei den wirtschaftlich schwä-
stiegen und stagnierten im Durchschnitt bei cheren Betrieben noch ungünstiger war, als
rund 62.000 €, die Nettoinvestitionen verringer- dies in der Darstellung der Durchschnittsergeb-
ten sich um 13 % auf rund 21.150 €. Insbeson- nisse zum Ausdruck kommt.
dere die Betrachtung der Nettoinvestitionen ist
Tab. 9: Kennwerte zur Liquidität identischer Haupterwerbsbetriebe 2022/23
KW-Nr. Kennwert Einheit Ackerbau Dauerkultur Futterbau Veredlung Verbund Gesamt
Betriebe Anzahl 39 97 155 60 74 425
1030 Landw. genutzte Fläche ha 116,54 23,18 74,93 73,22 83,56 68,20
9001 Ordentliches Ergebnis €/ha 487,38 1.736,42 1.149,36 1.361,14 780,74 1.044,56
9221 Cashflow I €/ha 786,10 2.952,53 1.841,96 2.201,62 1.248,95 1.690,55
9222 Cashflow II €/ha 649,16 1.560,00 1.466,72 1.677,06 894,21 1.255,50
9223 Cashflow III €/ha 496,93 694,80 1.100,29 1.189,08 512,71 862,32
7230 Zinsaufwand €/ha 21,33 125,02 49,25 48,16 36,44 47,86
3519 Tilgung €/ha 152,23 865,20 366,43 487,98 381,51 393,18
9240 Kapitaldienst €/ha 173,56 989,99 415,66 536,15 417,94 441,00
9231 Langfr. Kapitaldienstgrenze €/ha 197,07 208,17 656,90 764,52 281,30 486,17
8300 Bruttoinvestition €/ha 543,60 1.270,11 1.266,14 638,56 535,01 902,06
8400 Nettoinvestition €/ha 233,94 11,88 635,13 13,98 76,68 310,59
9229 Veränderung Fremdkapital €/ha + 22,91 - 228,05 + 238,28 - 326,62 - 56,03 + 19,92