Page 31 - Landinfo Heft 5/2017 - Schwerpunkt Klimawandel
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Pflanzen- und Tierproduktion













       Kerstin Hüsgen


       Untersuchungen zur Resistenzsituation bei

       Pflanzenschutzmitteln in Baden-Württemberg                                                                     Bild:  A. Dölz







       Landwirtschaftliche Kulturpflanzen werden unter bestimmten Witterungs- und Infektionsbedingungen
       von Krankheitserregern und Schädlingen befallen. Um die Pflanzen zu schützen und den Ertrag zu
       sichern, werden je nach Notwendigkeit Pflanzenschutzmittel eingesetzt. In Pflanzenschutzmitteln sind
       biologisch  wirksame  Stoffe  enthalten.  Krankheitserreger,  Schädlinge  und  Unkräuter  können  daher
       gegenüber     den    Pflanzenschutzmittel-Wirkstoffen     Resistenzen    entwickeln,    so    dass   die
       Pflanzenschutzmittel im Laufe der Zeit unwirksam werden können. Dieser Prozess wird durch den
       häufigen  und  wiederholten  Einsatz  von  Pflanzenschutzmitteln  mit  demselben  Wirkmechanismus
       verursacht und beschleunigt. Als Folge von Resistenzen können verminderte Wirkungsgrade bis hin
       zum  völligen  Wirkungsverlust  auftreten,  was  wiederum  häufigere  Anwendungen  von
       Pflanzenschutzmitteln nach sich zieht. Beispiele aus den vergangenen Jahren sind Resistenzen des
       Echten  Mehltaus  gegenüber  Strobilurinen,  Resistenzen  von  Kartoffelkäfer  und  Rapsglanzkäfer
       gegenüber Pyrethroiden, metabolische Resistenzen von Ackerfuchsschwanz gegenüber „FOPs“. Daher
       ist ein Resistenz-Management nötig, bei dem pflanzenbauliche Maßnahmen im Vordergrund stehen,
       um das Auftreten von Schaderregern zu reduzieren, und die vorhandenen Wirkstoffe bei Bedarf gezielt
       eingesetzt werden.

           on der amtlichen Beratung werden Stra-  und den Unteren Landwirtschaftsbehörden
       Vtegien zur Resistenzvermeidung erarbei-  sowie dem Julius-Kühn-Institut und der Uni-
       tet  und  an  die  Praxis  weitergegeben.  Um   versität Hohenheim untersucht und erfasst.
       Kenntnisse über den aktuellen Stand der Re-
       sistenzentwicklung bei Krankheitserregern,
       Schädlingen und Unkräutern zu erhalten,    Rapsglanzkäfer und andere
       werden regelmäßig Untersuchungen zur Re-   Rapsschädlinge
       sistenzsituation durchgeführt. Ergebnisse der
       Untersuchungen fließen in die Beratung ein   Seit 2007 werden Resistenztests mit Raps-
       und tragen dazu bei, dass resistenzgefährdete   glanzkäfern gegenüber verschiedenen insekti-
       Wirkstoffe nicht mehr bzw. sinnvoller positi-  ziden Wirkstoffen durchgeführt. Zu Beginn
       oniert angewendet werden.                der Untersuchungen wurden Pyrethroide der
                                                Klasse I und II getestet. Wegen des häufige-
       Die Resistenzsituation in Baden-Württem-  ren Einsatzes anderer Wirkstoffe gegen den
       berg wird für wirtschaftlich bedeutsame Scha-  Rapsglanzkäfer wurden weitere Wirkstoffe
       derreger vom Landwirtschaftlichen Techno-  aus der Gruppe der Neonicotinoide, Oxadia-
       logiezentrum Augustenberg (LTZ) in Zusam-  zine, Pymetrozine in die Tests aufgenommen.
       menarbeit mit den vier Regierungspräsidien






       Landinfo 5 | 2017                                                                                     29
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