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Schwerpunktthema: Schafe





                                                                            Schafen verschmähten Pflanzen und Gehölze
                                                                            zurückzuhalten.

                                                                            Mit dem Rückgang der Schafhaltung in den
                                                                            vergangenen Jahrzehnten  sind  auch  diese
                                                                            Kulturlandschaften vielerorts verlorenen ge-
                                                                            gangen. Beispielsweise ist in den Landkreisen
                                                                            Esslingen, Göppingen, Schwäbisch Hall und
                                                                            dem Ostalbkreis seit 1900 ein drastischer
                                                                            Rückgang der baden-württembergischen Wa-
                                                                            cholderheiden um 4.100 ha festzustellen (lbs
                                                                            2024). Das entspricht mehr als der Hälfte des
                                                                            ursprünglichen Bestandes. Die Wacholder-
                                                                            heiden sind prägende Charakteristika der
                                                                            Schwäbischen Alb und stellen eines der Al-
                                                                            leinstellungsmerkmale des von der UNESCO
                                                                            ausgezeichneten Biosphärengebiets Schwäbi-
                                                                            sche Alb dar. Die sehr artenreichen und land-
                                                                            schaftlich reizvollen Lebensräume sind durch
                                                                            jahrhundertelange Beweidung entstanden
                                                                            und können folglich auch nur so erhalten wer-
          Bild 2: Merinolandschafe   die Lämmerpreise auch in Baden-Württem-  den. So betont auch das Ministerium für Er-
          pflegen den Teckberg; Quelle:   berg in den letzten Jahren auf vergleichsweise   nährung, Ländlichen Raum und Verbraucher-
          Stanislaus von Korn      hohem Niveau behaupten. Und durch Kop-   schutz Baden-Württemberg (MLR):
                                   pelung der Prämien an das Mutterschaf im
                                   Rahmen der GAP 2023 wird nun auch auf    „Ohne die Schäferei würden uns diese wundervollen
                                   europäischer Ebene die Leistung der Schäfe-  Kulturlandschaften nach und nach verloren gehen.“
                                   reien gewürdigt. Bei einem Förderbetrag von   (baumann 2019)
                                   ca. 30 € je Mutterschaf erhält die Schafhal-
                                   tung in Baden-Württemberg damit insgesamt
                                   rund 5 Mio. € (hauk, 2021). Der geplante Prä-  Förderung der Schäferei
                                   miensatz von 34 € je Mutterschaf liegt für das
                                   Antragsjahr 2024 noch leicht darüber.    Neben allgemeinen Agrarfördermaßnahmen
                                                                            spielt die finanzielle Honorierung der Dienst-
                                                                            leistung „Landschaftspflege“ durch Schafbe-
                                     Ökologische Bedeutung der              weidung eine wesentliche Rolle für die Schäfe-
                                     Schafhaltung                           reien. Damit die extensive Beweidung auf den
                                                                            ca. 12.300 ha Wacholderheiden, Kalkmagerra-
                                   Die Schafhaltung ist besonders in Baden-  sen und anderen Biotoptypen erhalten bleibt,
                                   Württemberg untrennbar mit der Entstehung   förderte 2019 die Naturschutzverwaltung in
                                   und dem Erhalt wertvoller Kulturlandschaf-  Baden-Württemberg über die Landschafts-
                                   ten wie Kalkmagerrasen, Heiden, Streuobst-  pflegerichtlinie rund 700 Schäfereien mit
                                   wiesen etc. verbunden. Insbesondere im Rah-  knapp 7 Mio. € (baumann 2019). Eine Förde-
                                   men der mobil-flexiblen Hüteschäferei prägt   rung, die bis heute in ähnlicher Weise fortge-
                                   die Beweidung auch heute noch typische   schrieben wird. Aber auch das Förderpro-
                                   Landschaftsbilder und Lebensräume mit ei-  gramm Agrarumwelt, Klimaschutz und Tier-
                                   ner Vielfalt von Pflanzen und Tierarten. Die   wohl in Baden-Württemberg (FAKT II) wie
                                   von Schafen beweideten Wacholderheiden   auch einzelne gezielte Maßnahmen von Land-
                                   und Magerrasen zählen zu den artenreichsten   kreisen und Naturschutzverbänden bieten der
                                   Lebensräumen in ganz Europa. Wie kaum ei-  Schafhaltung Unterstützung. Soweit es sich
                                   ne andere Weidetierhaltung wirkt die Schaf-  um monetäre Zuwendungen handelt, sollten
                                   haltung durch Nährstoffaustrag, schaftypi-  diese aber nicht nur Produktionseinschrän-
                                   schen Tritt und Verbiss, Niederhalten von   kungen kompensieren, sondern echte ein-
                                   Busch- und Dorngewächsen sowie Arten-    kommenswirksame Hilfen darstellen.
                                   transfer ökologisch förderlich auf die Stand-
                                   orte ein. Zusätzlich hilft man auch von Zeit   Letztlich können auch Verbraucherinnen und
                                   zu Zeit mit der Schippe nach, um die von den   Verbraucher durch die Nachfrage von regio-


                                                                                                  Landinfo 2 | 2024
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