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Schwerpunktthema: Schafe
Bild 2-4: Große Rassevielfalt – vom Merinolandschaf mit über 150 kg über Landschafe wie das Coburger Fuchsschaf bis zum kleinen
Ouessant mit nur 20 kg; Quelle: Heinrich Schulte
Manche Rassen wie die Ouessants sind auf- Leistungsprüfungen und
grund ihrer sehr geringen Größe (nur rund Zuchtwertschätzung
50 cm Widerristhöhe) fast reine Hobbytiere.
Landschafe sind besonders robust und haben Bei jeder Schafrasse stehen im Rahmen der
in der Regel durch ihr geringeres Gewicht Züchtung Tiergesundheit, Erhalt der geneti-
und ihre feingliedrigen Fundamente eine schen Vielfalt und Verbesserung der Rasse-
noch bessere Anpassung an ihre Umgebung eigenschaften an oberster Stelle. Bei den
und wesentlich weniger häufig Klauenproble- Wirtschaftsrassen sowie den größeren Land-
me als Wirtschaftsrassen. So sind Alpinrassen schafrassen spielen auch Leistungsparameter
wie Bergschafe besonders trittsicher im Ge- eine Rolle. Bei jeder Rasse wird eine Frucht-
birge, Heidschnucken anspruchsloser in der barkeitsleistung erfasst. Auch ist die Exteri-
Fütterung und gegen moorigeren Untergrund eurbeurteilung bei allen Rassen verpflichten-
besser gewappnet. de Leistungsprüfung zur Eintragung in die
oberste Herdbuchabteilung.
Zuchtprogramm für jede Rasse Während weibliche Milchschafe an einer
Milchleistungsprüfung teilnehmen sollten, ist
Für jede gezüchtete Rasse gibt es eine Art bei nahezu allen für die Lammfleischproduk-
Musterbeschreibung – das sogenannte Zucht- tion interessanten Rassen eine Fleischleis-
programm. Dieses wird vom Ministerium für tungsprüfung mindestens auf der männli-
Ernährung, Ländlichen Raum und Verbrau- chen Seite gefordert. Dies kann durch Wie-
cherschutz (MLR) als oberster Tierzuchtbe- gen und Ermitteln der täglichen Zunahmen
hörde in regelmäßigen Abständen genehmigt. geschehen. Durch unterschiedliche Fütte-
Die Zuchtprogramme sind die Grundlage der rungs- und Haltungsintensitäten können je-
Zuchtarbeit in der entsprechenden Rasse. doch die absoluten Ergebnisse zwischen ver-
Neben einer kurzen Charakterisierung zur schiedenenen Zuchtbetrieben nur einge-
Geschichte der Rasse und deren Gefähr- schränkt miteinander verglichen werden.
dungsstatus wird auf deren Aussehen und die
typischen Merkmale eingegangen und Hin- Es gibt auch die Möglichkeit eine Prüfstation
weise zur Tierbeurteilung gegeben. Ebenso zu beschicken. Dort werden unter definierten
enthält das Zuchtprogramm Richtwerte und Umweltbedingungen und gleicher Futterzu-
Zielgrößen zu den wichtigsten Leistungspara- sammensetzung acht Bocklämmer eines Va-
metern wie Tiergewichte, tägliche Zunahmen ters angeliefert, gemästet, danach verpflich-
und anderen Zuchtzielen und ordnet die Ras- tend geschlachtet und am Schlachtkörper
se in eine der Rassekategorien ein. Auch re- Merkmale erhoben. Die absoluten Ergebnis-
gelt es, welche Leistungsprüfungen bei wel- se einer Prüfstation sind dabei untereinander
cher Rasse durchzuführen sind und ob es für bedeutend besser vergleichbar als die Ergeb-
die betreffende Rasse eine Zuchtwertschät- nisse von Feldprüfungen.
zung gibt.
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