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Schwerpunktthema: Schafe





       ist die Vaterschaft vorerst unklar. Die vielver-  mit Inhaltstoffen von über 5 % Fett und 4 %
       sprechendsten Nachzuchttiere werden daher   Eiweiß.  In  der  Zucht  werden  Milchschafe
       genotypisiert, um eine Vaterschaft eindeutig   häufig in kleineren Beständen gehalten.
       zuordnen zu können. Dieses Zuchtverfahren
       ist aber nur für Herdbuchzüchterinnen und   Die große Gruppe der Fleischschafe, zu de-
       -züchter mit großen Herden interessant. Auf-  nen bekannte Rassen wie Texel, Suffolk und
       grund des geringeren Arbeitsaufwands müs-  Schwarzkopf gehören, eignen sich hervorra-
       sen diese damit nur eine statt mehrere Deck-  gend zur wirtschaftlichen Lammfleischpro-
       gruppen parallel halten.                 duktion. Je nach Intensität von Haltung und
                                                Fütterung sind tägliche Zunahmen von 350-
       In der Herdbuchzucht darf grundsätzlich, bis   500 g und einem Ziel-Mastendgewicht von
       auf sehr wenige Ausnahmen, nur reinrassig   42-45 kg möglich.
       angepaart werden. Kauft der Zuchtbetrieb
       zur Blutauffrischung ein Tier zu, so hat dieses   Reine Merinolandschafe eignen sich für die
       Zuchttier nahezu immer von derselben Rasse   Landschaftspflege auch ohne festen Zaun.
       zu stammen. Es wird von einer sogenannten   Sie können besser als andere Rassen nur im
       Tierzuchtbescheinigung begleitet. In dieser   Beisein der Schäferin oder des Schäfers und
       werden neben der eindeutigen Identifikation   mit dem Hütehund als „Zaunersatz“ geführt
       auch die Herkunft, die Abstammung, das Er-  werden. Ausgewachsene Merinoböcke errei-
       gebnis der Exterieurbewertung, die erfassten   chen Gewichte von bis zu 180 kg. Durch den
       Leistungsparameter, sofern vorhanden die   Zuchtfortschritt in den letzten Jahren können
       geschätzten Zuchtwerte  und erhobene Ge-  Merinos auch zur wirtschaftlichen Lammflei-
       sundheitsdaten wie der Scrapie-Genotyp aus-  scherzeugung herangezogen werden. Da-
       gewiesen. Nur durch die Vorlage einer Tier-  durch dass sie aber zunächst in die Höhe und
       zuchtbescheinigung des abgebenden Zucht-  in die Länge wachsen und der Fleischansatz
       verbandes kann ein Tier aus einem anderen   erst  danach deutlich  zunimmt, sollten sie
       Bundesland  als  Zuchttier  in  einen  baden-  trotz ähnlicher täglicher Zuwachsleistung für
       württembergischen Zuchtbestand eingetra-  den gleichen Fleischertrag mit rund 5 kg mehr
       gen werden und somit die Zuchtpopulation   Mastendgewicht geschlachtet werden als rei-
       der entsprechende Rasse bereichern.      ne Fleischschafe.



         Unterschiedliche Rassekategorien       Landschafrassen
                                                Auch mit Landschafen sowie deren Kreuzun-
       Der Strauß an Schafrassen mit unterschiedli-  gen lassen sich Mastlämmer erzeugen, aber
       chem Aussehen, Färbungen, Standorteignun-  eben nicht ganz so schnell, mit nicht so hohen
       gen, Größen und Eigenschaften ist riesig. Für   Endgewichten und nicht ganz so profitabel.
       die Erhaltungszucht stehen auch Rassen mit
       erhöhtem Gefährdungsstatus zur Verfügung,
       teilweise auch einheimische Rassen wie das
       Waldschaf als ursprünglichste Schafrasse in
       Baden-Württemberg. Grob unterschieden
       wird zwischen den Wirtschafts- und den
       Landschafrassen.



       Wirtschaftsrassen
       Wirtschaftsrassen können aufgrund ihrer
       Leistungsfähigkeit zur wirtschaftlichen Pro-
       duktion von Lammfleisch oder Schafmilch
       gehalten werden. Innerhalb der Wirtschafts-
       rassen wird zwischen Milchschafen, Fleisch-
       schafen und Merinoschafen unterschieden.

       Milchschafe wie das Ostfriesische Milch-
       schaf erreichen Laktationsleistungen inner-  Abb. 1: Herdbuchzucht im LSV BW – Verteilung nach Anzahl Zuchttieren in den
       halb von 5 Monaten von 400-500 kg Milch   Rassekategorien; Quelle: René Roux / LRA LB


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