Page 9 - Landinfo 2_2024 e-paper final
P. 9
Schwerpunktthema: Schafe
nalem Lammfleisch dazu beitragen, die Schä-
fereien in Baden-Württemberg zu unterstüt-
zen. Die große Zahl der selbstvermarktenden
Schäfereien und die lokalen Vermarkter, wie
z. B. Württemberger Lamm, würden davon
profitieren. Hier gilt es den (ideellen) Mehr-
wert des regional erzeugten Produktes zu
kommunizieren, so dass sich Verbraucherin-
nen und Verbraucher weniger der kosten-
günstigen Importware aus Neuseeland zu-
wenden. Bei einem seit Jahren stagnierendem
Lammfleischverzehr von nur ca. 1 kg je Kopf
und Jahr in Baden-Württemberg, was auch
dem bundesweiten Wert entspricht, kommt
ein wesentlicher Teil des verzehrten Lamm-
fleisches aus Neuseeland und Australien, aber
auch aus anderen europäischen Ländern.
Zum Vergleich: Der Schweinefleischverzehr
lag bei ca. 35 kg/ Kopf und Jahr.
Begrüßenswert sind Initiativen zur Förde-
rung der Schafhaltung des Landes Baden-
Württemberg wie sie 2011/2012 aufgenom-
men wurden (mlr 2012). Die Analyse von weiter ausgeschöpft werden können. So z. B. Bild 3: Hüteschäfer am
Situation, Problemen und Lösungsansätzen bei den Themen: Albtrauf; Quelle: Stanislaus
sowie die daraus abgeleiteten und vom Land von Korn
finanziell unterstützter Maßnahmen (z. B. Be- • Wolle: Welche Möglichkeiten zur Umset-
ratung) waren ein wesentlicher Unterstüt- zung einer wertschätzenden Verwertung
zungsschritt für die hiesige Schafhaltung. der Wolle gibt es?
Schäfereien, Verwaltung und Politik konnten
die bestehenden Herausforderungen fokus- • Zucht: Sind die Selektionsmerkmale heute
sieren und entsprechende Handlungsfelder noch auf eine wirtschaftlich effiziente
angehen. Allerdings gilt es solche Maßnah- Schafhaltung ausgerichtet und können hier
men fortzuschreiben, da sich heute, gut 12 aus führenden Schafländer neue Impulse
Jahre später, die Voraussetzungen weiter ge- aufgenommen werden?
wandelt haben.
• Bildung: Würden gezielte Fortbildungsan-
gebote von den Schäferinnen und Schäfern
Perspektiven und Fazit als sinnvolle Maßnahme geschätzt werden,
um damit u. a. auch die Eigenverantwor-
Die aktuellen Modalitäten der bundesweiten tung zu fördern?
und landesspezifischen Förderung der Schaf-
haltung, die anhaltend hohen Lämmerpreise, • Bürokratie: Gibt es Möglichkeiten zur Bü-
aber auch die bestehenden Beratungsangebo- rokratieentlastung der Schäfereien, evtl. im
te sind grundsätzlich vorteilhafte Vorausset- Rahmen der Beratung?
zungen für die Existenzsicherung der Schaf-
haltung in Baden-Württemberg. Die angespannte Situation in der Schafhal-
tung ist ernst zu nehmen, kann aber sicher
Allerdings müssen auch stets die sich ändern- durch aktives und kreatives Engagement ge-
den Anforderungen realisiert werden, wie z. mindert werden. Dabei sind alle Handlungs-
B. Wolfsmanagement und Herdenschutz, wie ebenen gefordert. Insofern bestehen gute
vom Landesschafzuchtverband BW gefor- Chancen, dass sich die Schafhaltung Baden-
dert (lsv 2023) oder die neue Tierschutzge- Württembergs auch weiterhin zukunftsfähig Prof. Dr. Stanislaus v. Korn
setzgebung. entwickelt, um seiner Bedeutung in dem tra- Hochschule für Wirtschaft
ditionellen Schäferland gerecht zu werden. und Umwelt Nürtingen
Ratsam ist auch zu klären, wie die Potenziale Tel.: 0157 / 54 63 12 20
in der Schafhaltung Baden-Württembergs Literaturhinweis stanislaus.korn@hfwu.de
Landinfo 2 | 2024 9