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Schwerpunktthema: Schafe





       nalem Lammfleisch dazu beitragen, die Schä-
       fereien in Baden-Württemberg zu unterstüt-
       zen. Die große Zahl der selbstvermarktenden
       Schäfereien und die lokalen Vermarkter, wie
       z. B. Württemberger Lamm, würden davon
       profitieren. Hier gilt es den (ideellen) Mehr-
       wert  des  regional  erzeugten  Produktes  zu
       kommunizieren, so dass sich Verbraucherin-
       nen und Verbraucher weniger der kosten-
       günstigen Importware aus Neuseeland zu-
       wenden. Bei einem seit Jahren stagnierendem
       Lammfleischverzehr von nur ca. 1 kg je Kopf
       und Jahr in Baden-Württemberg, was auch
       dem bundesweiten Wert entspricht, kommt
       ein wesentlicher Teil des verzehrten Lamm-
       fleisches aus Neuseeland und Australien, aber
       auch aus anderen europäischen Ländern.
       Zum Vergleich: Der Schweinefleischverzehr
       lag bei ca. 35 kg/ Kopf und Jahr.

       Begrüßenswert sind Initiativen zur Förde-
       rung der Schafhaltung des Landes Baden-
       Württemberg wie sie 2011/2012 aufgenom-
       men wurden (mlr 2012). Die Analyse von   weiter ausgeschöpft werden können. So z. B.   Bild 3: Hüteschäfer am
       Situation,  Problemen  und  Lösungsansätzen   bei den Themen:                     Albtrauf; Quelle: Stanislaus
       sowie die daraus abgeleiteten und vom Land                                        von Korn
       finanziell unterstützter Maßnahmen (z. B. Be-  •   Wolle: Welche Möglichkeiten zur Umset-
       ratung) waren ein wesentlicher Unterstüt-  zung einer wertschätzenden Verwertung
       zungsschritt für die hiesige Schafhaltung.   der Wolle gibt es?
       Schäfereien, Verwaltung und Politik konnten
       die bestehenden Herausforderungen fokus-  •   Zucht: Sind die Selektionsmerkmale heute
       sieren und entsprechende  Handlungsfelder   noch auf eine wirtschaftlich effiziente
       angehen. Allerdings gilt es solche Maßnah-  Schafhaltung ausgerichtet und können hier
       men fortzuschreiben, da sich heute, gut 12   aus führenden Schafländer neue Impulse
       Jahre später, die Voraussetzungen weiter ge-  aufgenommen werden?
       wandelt haben.
                                                •   Bildung: Würden gezielte Fortbildungsan-
                                                  gebote von den Schäferinnen und Schäfern
         Perspektiven und Fazit                   als sinnvolle Maßnahme geschätzt werden,
                                                  um damit u. a. auch die Eigenverantwor-
       Die aktuellen Modalitäten der bundesweiten   tung zu fördern?
       und landesspezifischen Förderung der Schaf-
       haltung, die anhaltend hohen Lämmerpreise,   •   Bürokratie: Gibt es Möglichkeiten zur Bü-
       aber auch die bestehenden Beratungsangebo-  rokratieentlastung der Schäfereien, evtl. im
       te sind grundsätzlich vorteilhafte Vorausset-  Rahmen der Beratung?
       zungen für die Existenzsicherung der Schaf-
       haltung in Baden-Württemberg.            Die angespannte Situation in der Schafhal-
                                                tung ist ernst zu nehmen, kann aber sicher
       Allerdings müssen auch stets die sich ändern-  durch aktives und kreatives Engagement ge-
       den Anforderungen realisiert werden, wie z.   mindert werden. Dabei sind alle Handlungs-
       B. Wolfsmanagement und Herdenschutz, wie   ebenen gefordert. Insofern bestehen gute
       vom  Landesschafzuchtverband  BW  gefor-  Chancen, dass sich die Schafhaltung Baden-
       dert (lsv 2023) oder die neue Tierschutzge-  Württembergs auch weiterhin zukunftsfähig   Prof. Dr. Stanislaus v. Korn
       setzgebung.                              entwickelt, um seiner Bedeutung in dem tra-  Hochschule für Wirtschaft
                                                ditionellen Schäferland gerecht zu werden.   und Umwelt Nürtingen
       Ratsam ist auch zu klären, wie die Potenziale                                     Tel.: 0157 / 54 63 12 20
       in der Schafhaltung Baden-Württembergs   Literaturhinweis                         stanislaus.korn@hfwu.de


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