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Schwerpunktthema: Schafe
          Schwerpunktthema: Schafe




                                                                            tensiv genutzt werden. Vor allem beweidete
                                                                            Flächen werden bevorzugt,  da diese  häufig
                                                                            eine mikroklimatisch vorteilhafte Bultstruk-
                                                                            tur aufweisen.

                                                                            Bulte sind durch Ameisenhügel entstandene
                                                                            kleine Hügel, welche sich auch auf dem
                                                                            Borstgrasrasen im Schopflocher Moor wie-
                                                                            derfinden (Bild 4). Oben auf den Ameisenhü-
                                                                            geln ist die Vegetation kurzrasig, stark be-
                                                                            sonnt, licht und daher ideal als Habitat für
                                                                            den Kleinen Heidegrashüpfer.

                                                                            Vor  der  Revitalisierung  stand  eine  große
                                                                            Menge Altgras über den Winter bis ins Früh-
                                                                            jahr und hat die lichten Bereiche und dadurch
                                                                            die Biotopqualität beeinträchtigt. Durch die
          Bild 4: Borstgrasrasen im   So kommen hier zahlreiche in ihrem Bestand   Revitalisierung des Schäfereireviers und die
          Naturschutzgebiet Schopflo-  beeinträchtigte Arten wie der Hügel-Meister   regelmäßige Beweidung hat sich der Biotop-
          cher Moor mit Ameisenhü-  (Asperula cynanchica), der Dreizahn (Danthonia   zustand in den letzten Jahren stark verbessert.
          geln - sogenannten Bulten.
          Quelle: Anna Losekamm / LEV  decumbens), das Niedrige Labkraut (Galium pu-
                                   milum), der Flügel-Ginster (Genista sagittalis)
                                   und die Schopfige Kreuzblume (Polygala como-  Fazit und Ausblick
                                   sa) vor. Floristisch besonders bemerkenswert
                                   ist das Vorkommen der Ausdauernden Sand-  Durch das Projekt des Biosphärengebiets
                                   rapunzel (Jasione laevis), die in Baden-Württem-  konnten verschiedene Pferchflächen gefun-
                                   berg als gefährdet eingestuft wird und auf der   den werden, welche nun dem Schäfer zur Ver-
                                   Schwäbischen Alb äußerst selten ist. Faunis-  fügung stehen. Diese Flächen sind in man-
                                   tisch ist vor allem die Heuschreckenfauna in-  chen Bereichen jedoch noch nicht ausrei-
                                   teressant. So kommen neben Arten der Vor-  chend, sodass auch in den kommenden Jah-
                                   warnliste wie der Kleinen Goldschrecke (Eu-  ren intensiv nach weiteren Pferchflächen
                                   thystira brachyptera) und dem Heidegrashüpfer   gesucht werden muss. Auch die Gehölzmaß-
                                   (Stenobothrus lineatus) auch der gefährdete Bun-  nahmen werden in den kommenden Jahren
                                   te Grashüpfer (Omocestus viridulus) vor.   weitergeführt, um die restlichen zugewachse-
                                                                            nen Flächen zu öffnen und in den Weidever-
                                   Dieser Magerrasen wird je nach Witterung   bund zurückzuführen. Im Fokus steht auch
                                   drei- bis viermal mit Schafen beweidet und   zukünftig der Zustand der Biotope und die
                                   bei Bedarf, vor allem an den Waldrändern,   Evaluation der dreimaligen Schafbeweidung.
                                   nachgepflegt. Kleinere Gehölzmaßnahmen   Vor allem bei sensiblen Arten, wie dem Klei-
                                   wurden in den letzten Jahren umgesetzt, um   nen Heidegrashüpfer, ist eine konstante
                                   die Beschattung zu reduzieren und die Be-  Überprüfung  der  Weidezeitpunkte  und  der
                                   wirtschaftung zu vereinfachen.           Weideintensität notwendig. Insgesamt hat
                                                                            sich durch die Revitalisierung der Zustand der
                                                                            Biotope schon deutlich verbessert.
                                   Borstgrasrasen
                                   Am südlichen Rand des Naturschutzgebietes   Hervorzuheben ist ebenso die hervorragende
                                   Schopflocher Alb befindet sich ein circa vier   Zusammenarbeit zwischen allen Akteuren,
                                   Hektar großer Borstgrasrasen von überregio-  ohne die dieses Projekt nicht umsetzbar ge-
                                   naler Bedeutung. Im Gegensatz zu den meist   wesen wäre. Bis das Schäfereirevier vollum-
                                   kalkhaltigen Böden der Alb, zeichnet sich die-  fänglich wiederhergestellt ist, wird es noch
                                   ser durch saure Bodenverhältnisse aus und   einige Jahre dauern. Was in  15 Jahren ver-
                                   beherbergt neben dem namensgebenden      nachlässigt wurde, lässt sich nicht innerhalb
          Anna Losekamm            Borstgras (Nardus stricta) auch die stark ge-  von wenigen Jahren wieder rückgängig ma-
          LEV Landkreis Esslingen   fährdete Heuschreckenart Kleiner Heidegras-  chen. Der jetzt eingeschlagene positive Weg
          e. V.                    hüpfer (Stenobothrus stigmaticus). Dieser ist auf   soll auch in Zukunft gemeinsam fortgeführt
          Tel.: 0711 / 3902 - 43742   schwachwüchsige, lichte, besonnte Magerra-  werden, damit das Schäfereirevier Stück für
          losekamm.anna@lra-es.de  sen und Borstgrasrasen angewiesen, die ex-  Stück revitalisiert wird. 


                                                                                                  Landinfo 2 | 2024
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