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Schwerpunktthema: Schafe





          Anna-Naemi Krauß


          Stärkung der Hüte- und Wanderschäferei im

          Biosphärengebiet Schwäbische Alb



          Im Rahmen eines Projekts zur Optimierung der Produktion und gemeinschaftlicher Vermarktungskon-
          zepte für Wolle und Fleisch soll die Hüte- und Wanderschäferei auf der Schwäbischen Alb nachhaltig
          ökonomisch gestärkt werden. Gleichzeitig werden geschützte FFH-Lebensraumtypen weiter gesichert.
          Die Laufzeit des Projektes beläuft sich von November 2022 bis Ende 2024 und wird durch den Verein
          Biosphärengebiet Schwäbische  Alb e.V. in Kooperation mit der Geschäftsstelle Biosphärengebiet
          Schwäbische Alb getragen. Finanziert wird es aus Mitteln des Sonderprogramms zur Stärkung der
          Biologischen Vielfalt des Ministeriums für Umwelt, Klima und Energiewirtschaft Baden-Württembergs.


                                       eit Jahrhunderten werden Flächen von   kommens (vergleiche schafreport 2015). Die
                                   SSchäfereien durch Beweidung offenge-    Entlohnung durch den Vertragsnaturschutz
                                   halten. Darunter Kalkmagerrasen, Wachol-  ist inzwischen ein sehr bedeutendes Stand-
                                   derheiden und Kalk-Pionierrasen als bedeu-  bein der Schäferinnen und Schäfer und damit
                                   tende und geschützte FFH-Lebensraumty-   essenziell für die Betriebe und für den Erhalt
                                   pen. Sie zeichnen sich durch eine hohe Biodi-  der FFH-Lebensraumtypen. Die Betriebe
                                   versität aus und bieten ein Habitat für viele   sind dadurch jedoch sehr abhängig von öf-
                                   seltene und bedrohte Pflanzen- und Tierar-  fentlichen Geldern. Im vorliegenden Projekt
                                   ten. Vor allem die Wirtschaftsweisen der tra-  werden derzeit modellhafte, innovative Ideen
                                   ditionellen Hüte- und Wanderschäfereien   und Kooperationen zur Stärkung und Förde-
                                   leisten  mit  der  Beweidung  strukturell zer-  rung der ursprünglich bedeutenden Betriebs-
                                   streuter Flächen einen maßgeblichen Beitrag   zweige Fleisch- und Wollproduktion entwi-
                                   zum Biotopverbund und dem Erhalt der ge-  ckelt.
                                   nannten geschützten FFH-Lebensraumty-
                                   pen. Für den Erhalt der Kulturlandschaft ist   Erstmalig wurden bei einem Schäfereiprojekt
                                   eine Bewirtschaftung unerlässlich. Ohne die   im Biosphärengebiet Schwäbische Alb gezielt
          Bild 1: Vorderseite Lammwo-  notwendige Pflege sind Lebensräume wie   die Schäfereiprodukte in den Fokus genom-
          chenflyer; Quelle: Biosphä-
          rengebiet Schwäbische Alb   Wacholderheiden oder Kalkmagerrasen in ih-  men. Ideen und innovative Ansätze der Be-
          e.V.                     rem Fortbestand bedroht.                 triebe werden unterstützt und modellhaft er-
                                                                            probt. Gerade in den Wertschöpfungsketten
                                                                            der Produkte Wolle und Fleisch bestehen re-
                                                   Ausgangslage             gional und überregional große Defizite. So
                                                                            fehlen im Bereich Fleischverarbeitung bei-
                                                   Die Schäfereien sowie alle   spielsweise regionale Schlachtkapazitäten.
                                                   nachgelagerten Bereiche   Durch die Etablierung neuer Verarbeitungs-
                                                   der Schafhaltung zu stär-  schritte und die gleichzeitige Steigerung der
                                                   ken und aufrechtzuerhal-  Nachfrage nach den vorhandenen und neu
                                                   ten, ist eine zentrale Auf-  entstehenden Produkten sollen Schäfereien
                                                   gabe im von der UNESCO   im Betriebszweig der vermarktbaren Produk-
                                                   anerkannten Biosphären-  te eine bessere Wertschätzung und Wert-
                                                   gebiet Schwäbische Alb.   schöpfung erfahren und ein relevantes Ein-
                                                   Vor rund 50 Jahren trug   kommen erzielen.
                                                   sich die Schäferei durch
                                                   die Produktion     von   Mit einer ökonomisch stabilen Grundlage
                                                   Fleisch und  Wolle  noch   kann auch die weitere Pflege durch die Schä-
                                                   selbst. Heute beträgt die-  fereibetriebe von FFH-Lebensraumtypen
                                                   ser Zweig nur noch durch-  „Wacholderheide, Kalkmagerrasen und Kalk-
                                                   schnittlich 40 % des Ein-  Pionierrasen“ gesichert werden.


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