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Gartenbau und Sonderkulturen
Oberflächennahe Geothermie für zur Wärmeausbringung. Dazu zählen Unter-
Gewächshausbeheizung tischheizsysteme, eine Hebe-Senk-Heizung,
Stehwandheizung und Deckenlufterhitzer
Es gibt unterschiedliche Möglichkeiten, die (Bild 2). Das zuletzt genannte System wird
Wärmeenergie knapp unter der Erdoberflä- vor allem zur Spitzenlastabdeckung benötigt.
che zu nutzen. Dazu gehören Erdwärme- Die dafür benötigten hohen Vorlauftempera-
brunnen ebenso wie Erdwärmekollektoren, turen von über 60 °C stammen dabei aus ei-
die oft nur bis in Tiefen von 2 - 15 m reichen ner Heizzentrale mit Erdgaskesseln. Für den
und die nötige Wärmeenergie nicht in ausrei- Heizbetrieb mit einer Wärmepumpe sind
chendem Maße liefern können. Allerdings ist Niedrigheizsysteme, also pflanzennahe Heiz-
dies bei den Erdwärmekollektoren nur eine systeme im Gewächshaus, ideal. Hier sind
Frage der zur Verfügung stehenden Fläche. Vorlauftemperaturen von unter 40 °C ausrei-
Erdwärmesonden werden hingegen nicht chen. Vorrangig wird die Hauptheizlast über
breitflächig angelegt, sondern reichen in eine das Untertischheizsystem abgedeckt. Das
Tiefe bis 100 m. Felder aus mehreren Kollek- hierfür nötige Warmwasser kommt aus einem
toren können ausreichend Energie aus dem 8 Wärmespeicher, der durch die Wärmepumpe
- 15 °C warmen Boden sammeln. gespeist und mit einer Wassertemperatur von
unter 40 °C beladen wird (Abb. 1).
Eine Erdwärmesonde kann man sich als lan-
gen Wasserschlauch vorstellen, welcher das Die benötigte Umweltwärme für die Wärme-
Wasser runter und wieder hinauf leitet. Dabei pumpe stammt dabei aus 25 Erdwärmeson-
wird die im Boden vorhandene Wärmeener- den, die bis in eine Tiefe von ca. 50 m reichen.
gie zum Teil auf das im Schlauch befindliche Die Sole, also das Wasser in den Sonden, ist
Wasser, die Sole, übertragen (Primärkreis- mit Trimethylglycin als Frostschutzmittel ver-
lauf). Diese Energie reicht nicht für eine di- setzt. Es läuft mit 8 - 9 °C in die Tiefe und
rekte Beheizung von Gewächshäusern aus. kommt mit maximal 12 °C wieder hinauf und
Es ist der Weg über eine Wärmepumpe nötig, das ganzjährig. Das ist großer Vorteil gegen-
um ausreichende Heizungswassertemperatu- über der Luftwärmepumpe, deren höchste Bild 2: Heizungssystem im
ren generieren zu können. Die im Boden ge- Leistungen bei den kühlsten Außentempera- Geothermiegewächshaus der
sammelte Energie wird über einen Wärme- turen abverlangt werden. LVG; Quelle: LVG
tauscher auf den Wärmepumpenkreislauf,
mit einem sich darin befindlichen Kältemittel,
übertragen. Das dadurch verdampfte Kälte-
mittel wird mittels eines Kompressors unter
Aufwand von elektrischer Energie kompri-
miert. Das gasförmige Kältemittel wird da-
durch erhitzt. Diese Energie kann dann auf
einen Heizungskreislauf übertragen werden
(Sekundärkreislauf) und damit Wärmeenergie
aus dem Boden bis in ein Gewächshaus gelei-
tet werden.
Geothermiegewächshaus an der LVG
Bereits 2012 wurde an der LVG Heidelberg
das Geothermiegewächshaus mit einer biva-
lenten Wärmeversorgung über Geothermie
und Erdgas zur Spitzenlastabdeckung in Be-
trieb genommen. Es handelt sich um ein Ge-
wächshaus mit ca. 740 m² Grundfläche in
Venlo-Bauweise mit einer Isoliereindeckung
aus Plexiglas-Hohlkammerplatten (Bild 1).
Ausgestattet ist das Gewächshaus mit zwei
Energieschirmen und einer Verdunkelungs-
anlage, Energieschirmen an den Stehwänden,
sowie unterschiedlichen Heizungssystemen
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