Page 73 - E-paper Landinfo 1_2024
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Gartenbau und Sonderkulturen





       fer zu melden, folgten über 140 Bürgerinnen
       und Bürger aus ganz Baden-Württemberg.
       Ein  Japankäferfund  war glücklicherweise
       nicht dabei, überwiegend wurden Rosenkäfer
       gemeldet.


         Erkennungsmerkmale

       Der Japankäfer ist von heimischen Käfern
       wie z. B. Gartenlaubkäfer, Rosenkäfer, Juni-
       oder Maikäfer gut zu unterscheiden. Er ist nur
       circa einen Zentimeter groß, kleiner als eine
       Cent-Münze, hat einen metallisch glänzen-
       den, grünen Kopf und Halsschild sowie    Bild 2: Larven des Japankäfers; Quelle: G. Bosio /   Bild 3: Merkmale Japankäfer;
       braune Flügeldecken. Sein besonderes Merk-  Plant Health Service - Piedmont Region (Italy)  Quelle: Olaf Zimmermann /
       mal sind fünf weiße Haarbüschel an jeder                                          LTZ
       Hinterleibsseite und zwei weiße Haarbüschel
       am Ende des Hinterleibs.                 werden zur Bekämpfung der Larven einge-
                                                setzt.


         Verbreitung des Japankäfers
                                                  Vorbereitung auf den Ernstfall
       Anfang des 20. Jahrhunderts wurde der Japan-
       käfer in die USA verschleppt. Dort verursacht   Um sich auf den Ernstfall vorzubereiten,
       er große Schäden. 2014 konnte sich der Käfer   fand im Juni 2023 unter der Leitung des
       in Italien in der Nähe von Mailand ansiedeln   Landwirtschaftlichen Technologiezentrums
       und breitet sich trotz großen personellen und   Augustenberg (LTZ) eine Simulationsübung
       finanziellen Aufwands des italienischen Pflan-  zum Fund eines Japankäfers in Baden-Würt-
       zenschutzdienstes jährlich um ca. 10 km aus.   temberg statt. In sechs Stunden wurde unter
       2023 umfasste das Befallsgebiet über     Beteiligung der Regierungspräsidien, dem Mi-
       22.500 km² im Piedmont und der Lombardei.   nisterium für Ernährung, Ländlichen Raum
       Ziel der Pflanzengesundheitlichen Maßnah-  und Verbraucherschutz Baden-Württemberg,
       men ist es, die weitere Ausbreitung des Japan-  dem Weinbauinstitut, der Forstlichen Ver-
       käfers einzudämmen. Seit 2017 gibt es auch   suchsanstalt und dem Julius Kühn-Institut
       ein Befallsgebiet im Tessin in der Schweiz, hier   anhand eines ausgedachten Szenarios der
       wird eine durchschnittliche natürliche Aus-  Ernstfall durchgespielt. Zweck der Simulati-
       breitung von 4 km/Jahr beobachtet.       onsübung  war es  auch,  den  landeseigenen
                                                Notfallplan zu Popillia japonica zu überprüfen.
       Der Mensch ermöglicht durch seine Handels-  Dieser steht mit Stand Januar 2024 unter fol-
       aktivitäten allerdings, dass der Japankäfer als   gendem Link zur Verfügung: https://pflanzen-
       blinder Passagier über sehr weite Distanzen   gesundheit.julius-kuehn.de/dokumente/up-
       verschleppt wird und so in Gebiete gelangt,   load/240129_Notfallplan_Popillia-japonica.pdf.
       welche er mit natürlicher Ausbreitung nicht
       erreichen könnte. 2023 konnte sich der Japan-
       käfer im Wallis etablieren und erstmals wurde   Ausblick und Fazit
       eine Population des Käfers nördlich der Al-
       pen im Kanton Zürich, nur 20 km von Ba-  Es bleibt zu hoffen, dass auch in den kom-
       den-Württemberg entfernt, gefunden. Da es   menden Jahren nur einzelne, mit Waren mit-
       sich um eine isolierte Population handelt,   transportierte Käfer in Baden-Württemberg
       hofft der Schweizer Pflanzenschutzdienst,   gefangen  werden.  Langfristig  wird  die  An-
       diese mit gezieltem Insektizideinsatz sowie   siedlung des Japankäfers aber kaum zu ver-
       Attract & Kill-Strategien (auf Gestelle ge-  hindern sein. Damit der Japankäfer effektiv
       spannte, mit einem Kontaktinsektizid imprä-  bekämpft werden kann, ist es wichtig, sein   Frauke Rinke
       gnierte Netze mit Lockstoffen) wieder aus-  Auftreten rechtzeitig zu entdecken. Hat sich   LTZ Augustenberg
       rotten zu können. Entomopathogene Nema-  der Schädling etabliert, ist dessen Tilgung   Tel.: 0721 / 9468 - 457
       toden der Art Heterorhabditis bacteriophora   nicht mehr aussichtsreich.         frauke.rinke@ltz.bwl.de


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