Page 10 - Final_E-Paper_komplett_Landinfo 2_2023
P. 10
Tierzucht aktuell - Anpassung an die Herausforderungen
Aktuell unterliegen 341 Betriebe mit 31.940
Herdbuchkühen verschiedenen Herdentypi-
sierungsprogrammen. In der Regel verpflich-
ten sich die Betriebe neben routinemäßiger
Erfassung der Leistungs- und Fruchtbarkeits-
merkmale auch Merkmale der Gesundheit
und des Klauenschnittes zu erfassen, was die
Grundlage der oben genannten Zuchtwerte
bildet. Bei ausreichender Datenqualität be-
steht die Möglichkeit der Förderung der Typi-
sierung durch Mittel des Landes Baden-
Württemberg, die über die GAK Förder-
grundsätze bereitgestellt werden. Inzwischen
werden in einer Reihe von Betrieben, die mit
Abb. 2: Faktoren, die den Selektionserfolg beeinflussen Waagen und Klimaloggern ausgestattet wor-
den sind, weitere Phänotypen für neue Merk-
male erfasst. Zum einen wird an der Entwick-
Tab. 4: Anzahl Typisierungsbetriebe in Baden-Württemberg (Stand 04/2023)
lung von Zuchtwerten der Robustheit und
Resilienz gearbeitet, um zu ermitteln, welche
Kuh mit negativen Umweltreizen am besten
zurechtkommt und nach dem Reiz schnellst-
möglich wieder auf den normalen Gesund-
heits- und Leistungsstand zurückkehrt. Zum
anderen ist das Rechenzentrum LGL in Zu-
sammenarbeit mit der RBW schon sehr weit
in der Etablierung von Zuchtwerten der Le-
benseffizienz. Dabei wird erstmals neben der
reinen (Milch-) Leistungskomponente mit der
Quelle: Muth, 2023
Betrachtung der Fleischkomponente des Kal-
bes und der Entwicklung der Kuh während
der Laktation die gesamte Lebensdauer und
die daraus ergebenden Produkte in Bezie-
hung zum verwendeten Input gestellt. Erfor-
derlich hierfür sind präzise Daten zu Kälber-
geburtsgewichten, Gewichte der Kälber zur
Vermarktung, Erstbelegungsgewichte, Kuh-
gewichte während der ersten Laktation, BCS
Quelle: Muth, 2023 Informationen sowie Kuhgewichte in der
dritten Laktation.
Abb. 3: Zuchtfortschritt unter Einsatz verschiedener züchterischer Instrumente
Gesexter Samen als züchterisches
deutlich zu verkürzen. So konnte sowohl auf Instrument
weiblicher Seite als auch auf männlicher Seite
das durchschnittliche Generationsintervall Neben der Erfassung von Daten für die Rou-
nahezu halbiert werden und somit der Zucht- tinezuchtwertschätzung werden die vorlie-
fortschritt allein aus diesem Grund mehr als genden Zuchtwertinformationen aus der
verdoppelt werden. Aufgrund der sehr hohen Herdentypisierung von den Betrieben vor
Sicherheit der Zuchtwerte beim Kalb auch allem für das genomische Herdenmanage-
für funktionale Merkmale, die ebenfalls schon ment verwendet. Dabei stellt sich für den Be-
sehr früh vorliegen, ist es zudem möglich, trieb vor allem beim Kalb bereits die Frage,
gezielter und mit deutlich höherer Durch- welche Kälber selektiert (und somit verkauft)
schlagskraft die Merkmale der Gesundheit werden, welche Kälber im Bestand bleiben
und Robustheit früh und intensiv in den sollen zur Erzeugung der nächsten Generati-
Zuchtprogrammen zu berücksichtigen (Tab. on und welche Tiere für Erzeugung von Va-
4). tertieren relevant sind. Somit ergibt sich be-
reits am Ergebnis des Kalbes, ob das Tier
10 Landinfo 2 | 2023