Page 47 - Landinfo 5/2018 - Schwerpunkt Düngung
P. 47
Gartenbau und Sonderkulturen
Familie Anzahl Arten Tabelle 2
Familien der Weiterentwickelten
Riesenschmierläuse (Putoidae) 2 Schildläuse (Coccoidea)
Schmierläuse (Pseudococcidae) 53
Napfschildläuse (Coccidae) 39
Filzschildläuse (Eriococcidae) 1
Stachelschildläuse oder Igelschildläuse (Acanthococcidae) 15
Rindenrissschildläuse (Cryptococcidae) 3
Eichenschildläuse, Kermesschildläuse (Kermesidae) 3
Schmuckschildläuse (Cerococcidae) 1
(Eichen)pockenschildläuse (Asterolecanidae) 2
Echte Schildläuse oder Deckelschildläuse (Diaspididae) 29
Anzahl Arten gesamt 148
diese invasiven Arten, können sich aber in 20er Jahre des letzten Jahrhunderts erfolg-
oder an diesen nicht vollständig entwickeln. reich gegen die Zitrusschmierlaus Planoccus
Dies kann dann ebenfalls zu einem Rückgang citri in Kalifornien eingesetzt. Die Schlupf-
einheimischer Arten und damit zu einer Re- wespe Encarsia (Prospaltella) perniciosi wurde in
duzierung der Biodiversität führen (ecological den USA zudem erfolgreich zur Bekämpfung
sink/ökologischer Abfluss). der gefährlichen San-Jose-Schildlaus Diaspidi-
otus (Quadraspidiotus) perniciosus, ebenfalls im
Zitrusanbau, freigelassen. Diese Deckel-
Aussehen schildlaus wurde auch nach Europa ver-
schleppt und richtete auch in Deutschland,
Schildläuse unterscheiden sich stark von an- insbesondere im Apfelanbau, große Schäden
deren Insekten. Die Weibchen sind stets un- an. In Baden-Württemberg wurde anfänglich
geflügelt, Komplexaugen fehlen und eine vergeblich versucht die San-Jose-Schildlaus
Körpergliederung ist nicht vorhanden. Die mit mineralölhaltigen Präparaten im Apfelan-
Männchen können fliegen und sind in Kopf, bau zu bekämpfen. Als diese Bekämpfungs-
Brust und Hinterleib gegliedert. Zur Nah- versuche scheiterten, wurde ab den 50er Jah-
rungsaufnahme sind sie nicht fähig. Bei man- ren von der Landesanstalt für Pflanzenschutz
chen Arten sind Männchen häufig, bei ande- in Stuttgart (heute LTZ Augustenberg, Karls-
ren gar nicht bekannt und vielfach zur Ver- ruhe) die Schlupfwespen E. perniciosi erfolg-
mehrung nicht notwendig. reich im Streuobstanbau in Baden-Württem-
berg eingebürgert (Neuffer, 1990). Die
Schildläuse sind wegen ihrer Schutzschilder, Schlupfwespe E. perniciosi ist auch heute noch
ihren wachsartigen Ausscheidungen, ihrer gu- ein sehr wichtiger Gegenspieler der San-Jose-
ten Tarnung (unter Rindenschuppen, Moo- Schildlaus im Erwerbsobstbau. Sie trägt durch
sen und Algen) und ihrer zum Teil versteck- die Regulierung der Deckelschildlaus ent-
ten Lebensweise (beispielsweise an den Wur- scheidend zu einem ökonomischen Obstbau
zeln ihrer Wirtspflanzen) gut geschützt. Auf- bei und leistet zudem einen wichtigen Beitrag
grund ihrer meist hohen Vermehrungsraten zur Aufrechterhaltung der Artenvielfalt (Bio-
sind sie chemisch und mechanisch äußerst diversität) in Baden-Württemberg.
schwierig zu bekämpfen (alBert et.al, 2011).
Deshalb spielt die biologische Schädlingbe-
kämpfung seit rund 100 Jahren eine bedeu- Problematik
tende Rolle, denn Schildläuse haben viele na-
türliche Gegespieler aus der Gruppe der Prä- Bedingt durch die Zunahme der jährlichen
datoren (Räuber) und vor allem aus der Grup- Durchschnittstemperaturen gehören die
pe der Parasitoide (Schlupfwespen). Schildläuse zu den Gewinnern des Klima-
Insbesondere im Zitrusanbau sind Schildläu- wandels. In den letzten Jahren wurden wie-
se als Schädlinge gefürchtet. So wurde bei- derholt Schildläuse nach Deutschland einge-
spielsweise der Australische Marienkäfer schleppt. Diese meist tropischen oder subtro-
Cryptolaemus montrouzieri schon Anfang der pischen Arten spielen als Schädlinge in Ge-
Landinfo 5 | 2018 47