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Gartenbau und Sonderkulturen






        Familie                                                     Anzahl Arten         Tabelle 2
                                                                                         Familien der Weiterentwickelten
        Riesenschmierläuse (Putoidae)                                   2                Schildläuse (Coccoidea)
        Schmierläuse (Pseudococcidae)                                   53
        Napfschildläuse (Coccidae)                                      39
        Filzschildläuse (Eriococcidae)                                  1
        Stachelschildläuse oder Igelschildläuse (Acanthococcidae)       15
        Rindenrissschildläuse (Cryptococcidae)                          3
        Eichenschildläuse, Kermesschildläuse (Kermesidae)               3
        Schmuckschildläuse (Cerococcidae)                               1
        (Eichen)pockenschildläuse (Asterolecanidae)                     2
        Echte Schildläuse oder Deckelschildläuse (Diaspididae)          29
        Anzahl Arten gesamt                                            148



       diese invasiven Arten, können  sich  aber in   20er Jahre des letzten Jahrhunderts erfolg-
       oder an diesen nicht vollständig entwickeln.   reich gegen die Zitrusschmierlaus  Planoccus
       Dies kann dann ebenfalls zu einem Rückgang   citri in Kalifornien eingesetzt. Die Schlupf-
       einheimischer Arten und damit zu einer Re-  wespe Encarsia (Prospaltella) perniciosi wurde in
       duzierung der Biodiversität führen (ecological   den USA zudem erfolgreich zur Bekämpfung
       sink/ökologischer Abfluss).              der gefährlichen San-Jose-Schildlaus Diaspidi-
                                                otus (Quadraspidiotus) perniciosus, ebenfalls im
                                                Zitrusanbau, freigelassen. Diese Deckel-
       Aussehen                                 schildlaus wurde auch nach Europa ver-
                                                schleppt und richtete auch in Deutschland,
       Schildläuse unterscheiden sich stark von an-  insbesondere im Apfelanbau, große Schäden
       deren Insekten. Die Weibchen sind stets un-  an. In Baden-Württemberg wurde anfänglich
       geflügelt, Komplexaugen fehlen und eine   vergeblich versucht die San-Jose-Schildlaus
       Körpergliederung ist nicht vorhanden. Die   mit mineralölhaltigen Präparaten im Apfelan-
       Männchen können fliegen und sind in Kopf,   bau zu bekämpfen. Als diese Bekämpfungs-
       Brust und Hinterleib gegliedert. Zur  Nah-  versuche scheiterten, wurde ab den 50er Jah-
       rungsaufnahme sind sie nicht fähig. Bei man-  ren von der Landesanstalt für Pflanzenschutz
       chen Arten sind Männchen häufig, bei ande-  in Stuttgart (heute LTZ Augustenberg, Karls-
       ren gar nicht bekannt und vielfach zur Ver-  ruhe) die Schlupfwespen E. perniciosi erfolg-
       mehrung nicht notwendig.                 reich im Streuobstanbau in Baden-Württem-
                                                berg eingebürgert (Neuffer, 1990). Die
       Schildläuse sind wegen ihrer Schutzschilder,   Schlupfwespe E. perniciosi ist auch heute noch
       ihren wachsartigen Ausscheidungen, ihrer gu-  ein sehr wichtiger Gegenspieler der San-Jose-
       ten Tarnung (unter Rindenschuppen, Moo-  Schildlaus im Erwerbsobstbau. Sie trägt durch
       sen und Algen) und ihrer zum Teil versteck-  die Regulierung der Deckelschildlaus ent-
       ten Lebensweise (beispielsweise an den Wur-  scheidend zu einem ökonomischen Obstbau
       zeln ihrer Wirtspflanzen) gut geschützt. Auf-  bei und leistet zudem einen wichtigen Beitrag
       grund ihrer meist hohen Vermehrungsraten   zur Aufrechterhaltung der Artenvielfalt (Bio-
       sind  sie  chemisch  und  mechanisch  äußerst   diversität) in Baden-Württemberg.
       schwierig zu bekämpfen (alBert et.al, 2011).
       Deshalb spielt die biologische Schädlingbe-
       kämpfung seit rund 100 Jahren eine bedeu-  Problematik
       tende Rolle, denn Schildläuse haben viele na-
       türliche Gegespieler aus der Gruppe der Prä-  Bedingt durch die Zunahme der jährlichen
       datoren (Räuber) und vor allem aus der Grup-  Durchschnittstemperaturen gehören die
       pe der Parasitoide (Schlupfwespen).      Schildläuse  zu  den  Gewinnern  des  Klima-
       Insbesondere im Zitrusanbau sind Schildläu-  wandels. In den letzten Jahren wurden wie-
       se als Schädlinge gefürchtet. So wurde bei-  derholt Schildläuse nach Deutschland einge-
       spielsweise der Australische Marienkäfer   schleppt. Diese meist tropischen oder subtro-
       Cryptolaemus montrouzieri schon Anfang der   pischen Arten spielen als Schädlinge in Ge-



       Landinfo 5 | 2018                                                                                     47
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