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Gartenbau und Sonderkulturen
schiedenen Rebsorten identifizierten Vi- des Deutschen Weinbaus (FDW) geförderten
rusisolate genetisch unterscheiden, wird der- Projekts in den nächsten drei Jahren die Aus-
zeit noch untersucht. Neben den durch breitungssituation und das Risikopotential
GPGV verursachten Entwicklungsstörungen des GPGV in deutschen Weinbaugebieten
können weitere biotische und abiotische Fak- geklärt werden. Möglicherweise liegt das Vi-
toren ähnliche Schadbilder bei Reben hervor- rus bereits latent in vielen Reben vor und
bringen. Eine Verwechslungsgefahr der durch führt nur in wenigen Ausnahmefällen zu
das Grauburgunder Virus verursachten Sym- Krankheitssymptomen. Hierzu werden ne-
ptome besteht unter anderem mit Austrieb- ben visuellen Bonituren von Weinbergen und
störungen, die auf Kräuselmilben- oder der Analyse zufälliger Stichproben aus ver-
Thripsbefall an jungen Trieben zurückzufüh- schiedenen Gebieten auch sequenzspezifi-
ren sind. Auch hier kann es zu einem ge- sche Untersuchungen angestrebt, um die ge-
stauchten Triebwachstum und Blattdeforma- netische Diversität und Virulenz des Virus in
tionen kommen. Des Weiteren können Schä- Deutschland zu prüfen.
den durch unsachgemäßen Einsatz von Her-
biziden vergleichbare Symptome an Reben Seit Kurzem ist ein Antikörper der Firma
auslösen. Ein Mangel des Spurenelements BIOREBA (Schweiz) kommerziell erhältlich,
Foto: Zink kann in der Pflanze Entwicklungsstö- der eine schnellere und kostengünstigere Tes-
rungen hervorrufen, die den zuvor beschrie- tung des Grauburgunder Virus mittels ELI-
benen Wachstumsstörungen entsprechen. SA-Methode ermöglichen soll als das bisher
Abbildung 2 durchgeführte PCR-Verfahren. Der Antikör-
Betroffene Riesling-Reben zeigen
stark verkürzte Internodien mit per wurde in Zusammenarbeit mit dem WBI
einem Zick-Zack-artigen Wuchs, Übertragung durch Milben? validiert und in einem Ringversuch im Rah-
aber keine ausfälligen men des europäischen INTERREG Projekts
Blattsymptome.
Was die Übertragung des Grauburgunder Vi- InvaProtect mit anderen Versuchsanstalten
rus betrifft, wird momentan angenommen, erfolgreich getestet. Diese Entwicklung er-
dass es durch Insekten oder Milben verbreitet laubt es, einen deutlich höheren Proben-
wird. So konnte beispielsweise die Pockenmil- durchsatz zu erzielen.
be als Überträger eines anderen Trichovirus,
das genauso Reben befällt, identifiziert wer- Des Weiteren soll innerhalb des Forschungs-
den. Dass die Pockenmilbe GPGV übertra- projekts die Bedeutung der Rebsorte für die
gen kann, konnte in entsprechenden Versu- Symptomausprägung geklärt werden, da Sor-
chen in Italien unter kontrollierten Bedingun- tenunterschiede beim Befall durch andere Vi-
gen gezeigt werden. Inwiefern dies auch im ren immer wieder beobachtet werden kön-
Freiland geschieht, muss noch geklärt wer- nen. Weiterhin ist der Übertragungsweg des
den. Auch das Pfropfen mit infiziertem Ver- Virus zu klären. Insbesondere die Rolle der
edlungsmaterial kann zu einer Übertragung Pockenmilbe und möglicher weiterer Orga-
und somit zur Verbreitung des Virus führen. nismen, welche dem Virus als Vektor dienen,
Der Rebschnitt konnte bisherigen Untersu- soll untersucht werden. Zudem muss er-
chungen zufolge als Übertragungsmechanis- forscht werden, ob es weitere alternative
von links nach rechts: René Fuchs, mus ausgeschlossen werden. Neben der Wirtspflanzen gibt und welche Funktion sie
Juliane Fuchs, Patricia Bohnert
und Noemi Meßmer Weinrebe können ebenfalls krautige Pflanzen bei der Virusübertragung spielen.
aus dem Unterwuchs mit GPGV befallen
werden. Derzeit sind die weiße Lichtnelke (Si- Abschließend bleibt zu hoffen, dass GPGV
lene latifolia) und der weiße Gänsefuß (Cheno- sich ähnlich unauffällig verhält wie beispiels-
podium album) als weitere Wirtspflanzen be- weise das weitverbreitete Grapevine Fleck
kannt. Welche Bedeutung die alternativen Virus (GFkV) oder das in Lemberger-Reben
Wirtspflanzen als mögliches Virusreservoir latent vorhandene Blattrollvirus 1 und es nur
haben und so zur Verbreitung im Bestand bei- durch zusätzliche Stressfaktoren zur Ausprä-
tragen könnten, kann bisher nicht abgeschätzt gung von Krankheitssymptomen an Reben
werden. kommt. Erst wenn ausreichende Erkenntnis-
se über das Schadpotential des Erregers vor-
liegen, kann eine abschließende Bewertung
Dr. René Fuchs Bonituren und Tests ausweiten des Grauburgunder Virus sowie eine Hand-
WBI Freiburg lungsempfehlung für die Praxis erfolgen.
Tel. 0761/ 40165-1101 Um diese und weitere Fragen zu klären, sollen
Rene.Fuchs@wbi.bwl.de im Rahmen eines durch den Forschungsring
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