Page 45 - Landinfo 5/2018 - Schwerpunkt Düngung
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Faktoren, wie der Zeitpunkt der Schließung   erhöhtem Hummeleinsatz sowie mit anderen   Bild 4
       der Netze im Zusammenhang mit dem Infek-  Wildbienenarten oder ggf. auch Honigbienen   Einnetzungsvariante: Überdachte
       tions- bzw. Bekämpfungszeitpunkt der     in kleineren Einheiten sind notwendig.   Süßkirschenanlage mit
                                                                                         eingenetzten Seiten
       Krankheit (z. B. Monilia in Kirsche, Botrytis
       in Himbeere). Bei den tierischen Schaderre-                                       Bild 5
       gern sind Spinnmilben besonders auffällig in   Fazit                              Nisthilfen für Wildbienen können
                                                                                         Bestäubungsprobleme unter
       überdachten Anlagen oder im geschützten                                           Netzen verringern
       Anbau. Auch können sich Blattläuse oder an-  Einnetzungen von Kirschen und Beerenobst-
       dere tierische Schädlinge durch das Ausblei-  kulturen stellen gegenwärtig eine gute Mög-
       ben (Aussperren) von Gegenspielern und bei   lichkeit dar, die Früchte vor einem starken
       unzureichender Bekämpfung vor dem Schlie-  Kirschessigfliegenbefall zu schützen. Eine
       ßen der Netze etablieren. Hier müssen regel-  Befallsfreiheit ist jedoch bei sehr hohem Be-
       mäßig Kontrollen durchgeführt und entspre-  fallsdruck allein durch Netze nicht zu errei-
       chende Gegenmaßnahmen ergriffen werden.   chen. Der Befallsbeginn kann aber verzögert
       Hierbei bietet sich gerade im vollständig ge-  sowie der Befallsgrad deutlich verringert wer-
       schützten Anbau der Einsatz von zugekauf-  den. Hier spielt der Zeitraum für die Frucht-
       ten Nützlingen an. In Kirschanlagen bieten   reife in der Saison, die Populationsentwick-
       die feinmaschigen Netze jedoch zusätzlich   lung der Kirschessigfliege sowie die Witte-
       Schutz vor der Kirschfruchtfliege und vor   rung, die in unmittelbarem Zusammenhang
       Vogelfraß.                               mit dem Befallsdruck steht, eine Rolle. Somit
                                                sind regelmäßige Kontrollen der Bestände
                                                (Fallen zum Monitoring von Fliegen sowie
         Bestäubung                             Eiablage- bzw. Larvenkontrollen in den
                                                Früchten) durchzuführen, um rechtzeitig mit
       Kirschessigfliegen können je nach Populati-  weiteren Maßnahmen den Schädling regulie-
       onsdichte und Kultur schon vor der Frucht-  ren zu können.
       reife in den Obstanlagen nachgewiesen wer-
       den (z. B. Kirschen). Somit stellt sich die Fra-  Weitere  Informationen  zum  INTERREG-
       ge nach dem richtigen Zeitpunkt für das   Projekt InvaProtect sowie zum Demonstrati-
       Schließen der Netze. Bei Kirschen und Hei-  onsvorhaben in Praxisbetrieben finden Sie
       delbeeren sollte nach der Blüte das Netz ge-  unter:
       schlossen werden und bei vorherigen Fallen-
       fängen eine Insektizidbehandlung durchge-  http://www.ltz-bw.de/pb/,Lde/Startseite/
       führt werden. Im sonstigen Beerenobst sind   Ueber+uns/invaprotect sowie unter
       die Netze ebenfalls nach der Blüte zu schlie-  https://droso-demo-netz.julius-kuehn.de/
       ßen. Bei andauernder Blüte sind zusätzlich
       Bestäuber notwendig (z. B. Hummelvölker).   Das Projekt InvaProtect wird durch den Eu-
       Für 1.000 m² Fläche bzw. pro Tunnel wird ein   ropäischen Fond für regionale Entwicklung
       Hummelvolk benötigt. Da die Bestäubungs-  (EFRE) mit rund 2 Millionen Euro aus dem
       leistung der Hummeln ab ca. 28 °C stark ab-  Programm INTERREG V Oberrhein geför-
       nimmt, muss das Volk so schattig und kühl   dert.
       wie möglich stehen, d. h. in Bodennähe unter   Die Förderung des Demonstrationsvorha-
       den Pflanzen oder noch besser in den Boden   bens erfolgt aus Mitteln des Bundesministeri-
       versenkt, aber vor Bodennässe geschützt.   ums für  Ernährung  und  Landwirtschaft   Dr. Kirsten Köppler
       Auch die Bestäubungsdauer eines Volks ist   (BMEL) aufgrund eines Beschlusses des   LTZ Augustenberg
       auf ca. 6 bis 10 Wochen begrenzt. Die Fragen   deutschen Bundestages. Die Projektträger-  Nesslerstr. 25
       zur optimalen Bestäubung in komplett einge-  schaft erfolgt über die Bundesanstalt für   76227 Karlsruhe
       netzten Anlagen oder Tunneln sind noch   Landwirtschaft und Ernährung (BLE) (FKZ:   kirsten.koeppler@ltz.
       nicht endgültig geklärt. Untersuchungen mit   2815MD010).                        bwl.de



       Landinfo 5 | 2018                                                                                     45
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