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Gartenbau und Sonderkulturen
Dr. Kirsten Köppler, clemens Augel
Netze zur Abwehr der Kirschessigfliege
Die invasive Kirschessigfliege, die seit 2009 in Europa und seit 2014 in Deutschland massive Schäden
im Stein- und Beerenobst sowie im Weinbau verursacht, ist eine große Bedrohung für die Betriebe.
Die Bekämpfung ist mittels einer Strategie aus verschiedenen Maßnahmen notwendig. Ein wichtiger
Bestandteil kann in geeigneten Anlagen und Kulturen die Einnetzung sein. Durch den Einsatz von
Netzen zum Schutz der Kulturen kann der Einsatz von Pflanzenschutzmitteln im Sinne des Nationalen
Aktionsplans für die nachhaltige Verwendung von Pflanzenschutzmitteln (NAP) reduziert werden.
Durch den geringeren Eintrag von Insektiziden gegen die Kirschessigfliege erfolgt zugleich eine
Schonung der Nützlinge in den Anlagen sowie der Arthropodenfauna in angrenzenden natürlichen
Habitaten. Somit tragen Einnetzungsmaßnahmen gegen Schaderreger unmittelbar zum Artenschutz
bei. Auch wird der mögliche Eintrag von Pflanzenschutzmitteln auf Nichtzielflächen (Boden und
Gewässer) verringert.
Einnetzungen von Kirschen und temberg in den Regionen Nord- und Mittel-
Beerenobst baden. Die wissenschaftlichen und techni-
schen Arbeitsziele sind:
ulturschutznetze stellen eine Möglichkeit
Kdar, die Kulturen vor dem Einwandern • Beschreibung praktikabler und ökono-
der Kirschessigfliege in die Anlagen zu schüt- misch tragbarer technischer Lösungen für
zen und damit das Befallsrisiko zu senken. Einnetzungssysteme, inkl. der Gestaltung
Am Landwirtschaftlichen Technologiezent- der Zutrittsbereiche (z.B. durch Schleusen),
rum (LTZ) Augustenberg wurden in Zusam-
menarbeit mit dem Landratsamt Karlsruhe, • Validierung des Verfahrens durch Monito-
Landwirtschaftsamt Bruchsal, Untersuchun- ring und Befallskontrollen zum Auftreten
gen zur Einnetzung von Kirschen und ver- der Kirschessigfliege,
schiedenen Beerenobstarten durchgeführt.
Diese Untersuchungen fanden im Rahmen • Bewertung des Verfahrens hinsichtlich phy-
des INTERREG-Oberrhein-Projektes Inva- topathologischer Auswirkungen aufgrund
Protect „Nachhaltiger Schutz gegen invasive möglicher Veränderungen des Mikroklimas
Schaderreger im Obst- und Weinbau“ statt. sowie des Auftretens von Schädlingen bzw.
Zu beantwortende Fragen waren dabei die des Ausbleibens von Nützlingen,
notwendige Maschenweite der Netze, Voll-
ständigkeit des Schließens (seitlich, Überda- • betriebswirtschaftliche Einschätzung des
chung) sowie mögliche Nebenwirkungen hin- Verfahrens hinsichtlich Kosten, Mehrauf-
sichtlich des Auftretens anderer Schaderreger wand, Erträge und Qualität sowie
sowie Aspekte der Bestäubung.
• Kommunikation der Ergebnisse zur An-
Im Demonstrationsvorhaben „Einnetzen wendung dieser nichtchemischen Lösung
von Obstkulturen zum Schutz gegen die in weiteren Betrieben.
Kirschessigfliege“ werden seit 2017 unter Fe-
derführung des Julius Kühn-Instituts, Institut Daneben wird die Funktionalität der vorhan-
für Pflanzenschutz in Obst- und Weinbau denen Einnetzungssysteme überprüft und
sowie in Kooperation mit den Landwirt- ggf. technisch optimiert. Die erlangten Er-
schaftskammern Nordrhein-Westfalen und kenntnisse werden u. a. von den teilnehmen-
Niedersachsen 20 Praxisbetrieben mit Ein- den Obstbaubetrieben auf direktem Weg wei-
netzungen von Beeren- und Steinobst be- tergegeben.
treut. Davon befinden sich 7 in Baden-Würt-
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