Page 44 - Landinfo 5/2018 - Schwerpunkt Düngung
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Fotos: Augel






          Bild 1                     Maschenweite                           zwischen Folie und Netz besonders sorgfältig
          Einnetzungsvariante: Vollständig                                  gearbeitet werden. Um Beschädigungen zu
          eingenetzte Heidelbeeranlage
                                   Maschenweiten gleich oder kleiner als 1 mm    vermeiden, die als Eintrittspforten für den
                                                                        2
          Bild 2                   (z. B. 0,8 x 0,8 mm oder 1,0 x 0,8 mm) verhin-  Schädling dienen, sollten Stellen auf denen
          Ausgesperrte Bestäuber führen   dern das Durchschlüpfen der Fliegen durch   das Netz aufliegt zusätzlich gesichert werden.
          bei Himbeeren zu         die Maschen. Sind die Maschen weiter (z. B.
          Kümmerfrüchten
                                   1,3 x 1,3 mm), kann das Netz zunächst als   Das Befahren und Begehen vollständig ge-
          Bild 3                   Barriere dienen und den Befallsbeginn verzö-  schlossener Tunnel oder eingenetzter Anla-
          Einnetzungsvariante: Himbeeren   gern. Ein ausreichender Schutz, wie mit enge-  gen mit Überdachung ist für Pflanzenschutz-
          im Folientunnel mit eingenetzten
          Stirnseiten              ren Maschen, ist nicht gewährleistet, da die   oder Kulturmaßnahmen sowie zur Ernte
                                   Fliegen die größeren Maschen passieren kön-  unvermeidlich. Durch das regelmäßige Öff-
                                   nen.                                     nen kann die Kirschessigfliege eindringen. Es
                                                                            ist genau darauf zu achten, die Netze nach
                                                                            dem Ein- und Ausfahren sofort wieder zu
                                     Vollständigkeit der Einnetzung         schließen. Das zusätzliche Einnetzen des
                                                                            Vorgewendes sowie der Einbau von Schleu-
                                   Seitenwände ohne Überdachung können den   sen können hier eine zusätzliche Sicherheit
                                   Zuflug der Fliegen nur kurzfristig verringern.   bieten. Letztlich bieten Netze auch mit ausrei-
                                   Je nach Höhe der Seitenwände im Verhältnis   chend engen Maschen insbesondere bei ho-
                                   zur Kultur, umstehenden Bäumen oder He-  hem Befallsdruck keinen sicheren und voll-
                                   cken sowie nahe liegenden Hängen, können   ständigen Schutz vor der Fliege.
                                   Fliegen auch über die seitliche Einnetzung
                                   hinweg in die zu schützende Anlage verdriftet
                                   werden. Seitenwände sollten daher deutlich   Nebenwirkungen einer vollständigen
                                   höher als die zu schützende Kultur sein.   Einnetzung

                                   Unvollständig geschlossene Tunnel mit Flie-  Nach bisherigen Erkenntnissen wird das Mi-
                                   genschutznetzen an den Seiten und zur Be-  kroklima mit dem zusätzlichen Einsatz eines
                                   fahrung offenen Stirnseiten bieten keinen   Netzes im Vergleich zu bereits vorhandenen
                                   ausreichenden Schutz vor einem Kirschessig-  Schutzmaßnahmen (Überdachung, Tunnel)
                                   fliegenbefall. Je nach Populationsstärke und   nur bedingt verändert. Messungen der Tem-
                                   Befallsdruck kann ein Befall ggf. um wenige   peratur und der relativen Luftfeuchte in 1 bis
                                   Tage verzögert werden, kann sich dann aber   2 m über dem Boden haben relativ geringe
                                   im unvollständig geschlossenen Tunnel rasch   Unterschiede ergeben. Sobald Folien mit ein-
                                   aufbauen.                                gesetzt werden, können Temperaturextreme
                                                                            hinsichtlich höherer Werte verstärkt auftre-
                                   Überdachungen müssen nach bisherigen Er-  ten. Kurzfristige Schwankungen der Tempe-
                                   kenntnissen nicht zusätzlich noch mit Netzen   ratur und der relativen Luftfeuchte können im
                                   versehen werden, wenn an den Seiten der An-  Tunnel oder unter einem Netz geringer aus-
                                   lagen engmaschige Netze installiert sind. Da-  fallen als im Freiland. Das Klima im geschütz-
                                   nach sind z. B. Kirschanlagen mit Überda-  ten Bereich kann außerdem beeinflusst wer-
                                   chungen zum Schutz vor Regen und Hagel   den von der Bestandsdichte, der Bewässerung
                                   mit seitlichen entsprechend dichten Netzen   sowie den lokalen Klimaschwankungen.
                                   weitgehend geschützt vor dem Zuflug der
                                   Kirschessigfliege.                       Ob sich die mikroklimatischen Bedingungen
                                                                            mit einer Kirschessigfliegeneinnetzung be-
                                   Bei vollständig geschlossenen Tunneln sowie   günstigend auf die Entwicklung von Krank-
                                   bei Überdachungen mit seitlichen Netzen   heiten auswirken, ist bisher noch nicht ein-
                                   muss bei der Installation an den Übergängen   deutig geklärt. Einfluss darauf haben  auch



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