Page 38 - Landinfo 5/2018 - Schwerpunkt Düngung
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Pflanzen- und Tierproduktion
Uwe Eilers, Prof. Barbara Benz
Q-Wohl-BW: Managementhilfe zur Beurteilung und
Verbesserung des Tierwohls in der Milchviehhaltung
Die Tierwohldiskussion ist inzwischen auch für den Bereich der Milcherzeugung vielschichtig geworden.
Zum Beispiel gibt es seit Anfang 2017 das zweistufige Tierwohllabel des Deutschen Tierschutzbundes
„Für mehr Tierschutz“ mit einer Richtlinie Milchkühe. Immer mehr Molkereien formulieren immer
anspruchsvollere Anforderungen an die Haltungsbedingungen für die Kühe ihrer Lieferanten. Fast
zwangsläufig gerät in diesem Zuge die Anbindehaltung von Kühen unter Druck; soll heißen,
perspektivisch wird es schwieriger Milch mindestens aus ganzjähriger Anbindehaltung zu
angemessenen Preisen zu vermarkten. Vor diesem Hintergrund wächst der Bedarf für die Milcherzeuger,
auch und besonders in Baden-Württemberg, ihre Haltungsbedingungen und Tierwohlsituation für das
Milchvieh zu prüfen.
Ein neuer Katalog – wozu ? alten Stallungen wirksam und nachhaltig be-
wertet und verbessert werden können. Da-
erkömmliche Anforderungskataloge für durch sollte eine große Reichweite erzielt wer-
Hdie Haltung von Milchkühen formulieren den. Alte Haltungssysteme und Stallungen
Vorgaben, die sich in der Regel an aktuellen werden nicht von vornherein im Ringen um
Beratungsempfehlungen im baulich-techni- mehr Tierwohl ausgeschlossen. Entschei-
schen Bereich orientieren. Im Widerspruch dend soll vielmehr sein, wie sich die am Tier
dazu steht der Zusammenhang, dass auch in ablesbare Tierwohlsituation im jeweiligen
alten Stallungen eine gute bis sehr gute Tier- Stall tatsächlich darstellt.
wohlsituation geschaffen werden kann. Um
diesem Umstand und den Strukturen in Ba-
den-Württemberg gerecht zu werden, wurde Das Prinzip
die Initiative „Q-Wohl“ Ende 2016 ins Leben
gerufen. Ziel der Aktivitäten der damaligen Ausgangspunkt war ein Katalog mit baulich-
Landestierschutzbeauftragten Dr. Cornelie technischen und managementbezogenen Kri-
Jäger, Prof. Barbara Benz von der Hochschu- terien, die sich grundsätzlich an aktuellen Be-
le für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen, ratungsempfehlungen orientieren. Für alte
dem LAZBW und der Erzeugergemeinschaft Gebäude, die diesen Anforderungen nicht
Milch Bodensee-Allgäu (EMBA) war es, ein entsprechen, wurden Alternativen mit Min-
Instrument zu schaffen, mit dessen Hilfe die destanforderungen im baulich-technischen
Haltungsbedingungen für Milchkühe auch in Bereich formuliert. Die Differenz zwischen
Die Fressgänge sollen mindestens 3,5 m und Laufgänge 2,5 m breit sein,
so dass sich die Tiere stressfrei begegnen können.
Alternativen:
• Fressgangbreite mindestens 3,25 m: Tier-Fressplatz-Verhältnis mind. 1,1:1
• Fressgangbreite mindestens 3,0 m: Tier-Fressplatz-Verhältnis mind. 1:1 und
Abbildung 1 Fressgang mit verformbarer Gummimatte belegt
Auszug aus Q-Wohl-BW zu der
Alternative im Bereich Fressgang
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