Page 37 - Landinfo 5/2018 - Schwerpunkt Düngung
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Pflanzen- und Tierproduktion
Die ECM-Leistung beider Gruppen war 30 MJ NEL
25
gleich hoch (Tab. 2). Sowohl die Grobfutter- 20
verdrängung als auch die Verteilung zusätzli- 15
10
cher Energie für Milchleistung oder Körper- 5
ansatz mindern die Wirkung des Kraftfutters 0
-5
auf die Milchleistung. Wegen der niedrigeren -10
Grobfutteraufnahme bei gleicher ECM-Leis- -15
tung erreichte Gruppe 6,5/250 folglich eine -20
-25
signifikant geringere Grobfutterleistung. Die -30
Tiere in Gruppe 6,5/250 erzeugten 51 % der -35
-40
ECM aus dem Grobfutter, die Tiere in Grup- -45
pe 6,5/150 glänzten mit 73 %. Weder der -50
Fett-, noch der Eiweißgehalt in der Milch wa- -55 Gruppe 6,5/250
-60
Gruppe 6,5/150
ren unterschiedlich. Der durchschnittliche -65
tägliche Energiesaldo und der BCS in der -70 0 14 28 42 56 70 84 98 -56 -42 -28 -14 Laktationstag
Laktation waren in Gruppe 6,5/250 signifi- 112 126 140 154 168 182 196 210 224 238 252 266 280 294 308 322 336
kant höher als in Gruppe 6,5/150.
Am 6. Laktationstag war das Energiedefizit
beider Gruppen am höchsten (Abb. 3). Wäh- kostenfreie Leistung pro Kuh und Jahr be- Abbildung 3
rend die Tiere in Gruppe 6,5/250 einen aus- rechnet (Laktation und Trockenstehperiode Verlauf des Energiesaldos beider
geglichenen Energiesaldo bereits am 37. Lak- wurden hierfür berücksichtigt). Sie war in Versuchsgruppen in Laktation und
Trockenstehphase
tationstag erreichten, dauerte das bei den beiden Kraftfutterstufen nahezu gleich und
Tieren in Gruppe 6,5/150 bis zum 72. Lakta- betrug unter den getroffenen Preisannahmen
tionstag. Der negative Saldo bis zum 72. Lak- 1827 € in Gruppe 6,5/250 bzw. 1833 € in
tationstag kann als unbedenklich eingestuft Gruppe 6,5/150.
werden, was die gemessenen Stoffwechsel-
merkmale im Blut (BHB, NEFA, Clucose,
Insulin und IGF1) untermauerten. Gruppe Schlussfolgerung
6,5/250 hatte von Laktationstag 62 bis zum
Trockenstellen einen Überschuss von >10 MJ Die Reduktion des Kraftfutteraufwands von
NEL/Tag. In Gruppe 6,5/150 stieg der Ener- 250 g auf 150 g/kg ECM minderte die Leis-
gieüberschuss nach Erreichen eines ausgegli- tung der Fleckviehkühe bei der guten Grob-
chenen Saldos langsam, aber kontinuierlich. futterqualität nicht. Wenn Grobfutter mit
Folglich wechselten die Tiere in Gruppe hoher Energiedichte vorliegt, kann ohne öko-
6,5/250 nach der Kalbung früher von einer nomische Nachteile erheblich Kraftfutter ein-
katabolen in eine anabole Stoffwechsellage. gespart werden (ca. 750 kg/Kuh und Jahr)
Die Analyseergebnisse der Blutproben bestä- und die Grobfutterleistung deutlich verbes-
tigt diese Beobachtung, weil am Termin sert werden (ca. +1.600 kg Grobfutterleis-
28 Tage p. p. in Gruppe 6,5/250 signifikant tung/Kuh und Jahr). Ein reduzierter Kraft- Elisabeth Gerster
höhere Insulin- und IGF1-Konzentrationen futtereinsatz bewirkt bei Kraftfutterzukauf
bei gleichzeitig signifikant niedrigeren BHB- geringere Nährstoffimporte und entlastet so
Konzentrationen gemessen wurden. Statt die die Stickstoff- und Phosphor-Salden in der
höhere Energieaufnahme in eine gesteigerte Stoffstrombilanz. Die Gruppe, die in der Lak-
Milchbildung zu investieren, legten die Tiere tation mit weniger Kraftfutter gefüttert wur-
in Gruppe 6,5/250 rasch Körperreserven an. de, füllte ihre Körperreserven erst später in
der Laktation, auch noch während der Tro-
In der Trockenstehphase, bei gleicher Fütte- ckenstehphase, wieder auf. Die Verteilung der
rung, nahmen die Tiere in Gruppe 6,5/150 Energie in Leistung statt in Ansatz wurde
täglich durchschnittlich signifikant mehr Tro- durch den geringeren Kraftfuttereinsatz be-
ckenmasse und folglich signifikant mehr günstigt. Erst die Gesamtbetrachtung von
Energie auf (Tab. 2). Das hatte einen signifi- Laktation und Trockenstehphase ermöglichte
kant höheren Energiesaldo zur Folge, der den es die Dynamik der Energieversorgung abzu- Dr. Thomas Jilg
geringeren Saldo aus der Laktation weitestge- bilden. LAZBW
hend ausglich. Für die ökonomische Betrach- Tel. 07525/ 942-302
tung wurde von F. Gräter (LEL) die futter- Quellen thomas.jilg@lazbw.bwl.de
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