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Pflanzen- und Tierproduktion






       Die ECM-Leistung beider Gruppen war       30  MJ NEL
                                                 25
       gleich hoch (Tab. 2). Sowohl die Grobfutter-  20
       verdrängung als auch die Verteilung zusätzli-  15
                                                 10
       cher Energie für Milchleistung oder Körper-  5
       ansatz mindern die Wirkung des Kraftfutters   0
                                                 -5
       auf die Milchleistung. Wegen der niedrigeren   -10
       Grobfutteraufnahme bei gleicher ECM-Leis-  -15
       tung erreichte Gruppe 6,5/250 folglich eine   -20
                                                -25
       signifikant geringere Grobfutterleistung. Die   -30
       Tiere in Gruppe 6,5/250 erzeugten 51 % der   -35
                                                -40
       ECM aus dem Grobfutter, die Tiere in Grup-  -45
       pe 6,5/150 glänzten mit 73 %. Weder der   -50
       Fett-, noch der Eiweißgehalt in der Milch wa-  -55                        Gruppe 6,5/250
                                                -60
                                                                                 Gruppe 6,5/150
       ren unterschiedlich. Der durchschnittliche   -65
       tägliche Energiesaldo und der BCS in der   -70  0  14  28  42  56  70  84  98            -56  -42  -28  -14  Laktationstag
       Laktation waren in Gruppe 6,5/250 signifi-                 112  126  140  154  168  182  196  210  224  238  252  266  280  294  308  322  336
       kant höher als in Gruppe 6,5/150.

       Am 6. Laktationstag war das Energiedefizit
       beider Gruppen am höchsten (Abb. 3). Wäh-  kostenfreie Leistung pro Kuh und Jahr be-  Abbildung 3
       rend die Tiere in Gruppe 6,5/250 einen aus-  rechnet (Laktation und Trockenstehperiode   Verlauf des Energiesaldos beider
       geglichenen Energiesaldo bereits am 37. Lak-  wurden hierfür berücksichtigt). Sie war in   Versuchsgruppen in Laktation und
                                                                                         Trockenstehphase
       tationstag erreichten, dauerte das bei den   beiden Kraftfutterstufen nahezu gleich und
       Tieren in Gruppe 6,5/150 bis zum 72. Lakta-  betrug unter den getroffenen Preisannahmen
       tionstag. Der negative Saldo bis zum 72. Lak-  1827 € in Gruppe 6,5/250 bzw. 1833 € in
       tationstag kann als unbedenklich eingestuft   Gruppe 6,5/150.
       werden, was die gemessenen Stoffwechsel-
       merkmale im Blut (BHB, NEFA, Clucose,
       Insulin und IGF1) untermauerten. Gruppe    Schlussfolgerung
       6,5/250 hatte von Laktationstag 62 bis zum
       Trockenstellen einen Überschuss von >10 MJ   Die Reduktion des Kraftfutteraufwands von
       NEL/Tag. In Gruppe 6,5/150 stieg der Ener-  250 g auf 150 g/kg ECM minderte die Leis-
       gieüberschuss nach Erreichen eines ausgegli-  tung der Fleckviehkühe bei der guten Grob-
       chenen Saldos langsam, aber kontinuierlich.   futterqualität nicht. Wenn Grobfutter mit
       Folglich wechselten die Tiere in Gruppe   hoher Energiedichte vorliegt, kann ohne öko-
       6,5/250 nach der Kalbung früher von einer   nomische Nachteile erheblich Kraftfutter ein-
       katabolen in eine anabole Stoffwechsellage.   gespart werden (ca. 750 kg/Kuh und Jahr)
       Die Analyseergebnisse der Blutproben bestä-  und die Grobfutterleistung deutlich verbes-
       tigt  diese Beobachtung,  weil  am  Termin   sert werden (ca. +1.600 kg Grobfutterleis-
       28 Tage p. p. in Gruppe 6,5/250 signifikant   tung/Kuh und Jahr). Ein reduzierter Kraft-  Elisabeth Gerster
       höhere Insulin- und IGF1-Konzentrationen   futtereinsatz bewirkt bei Kraftfutterzukauf
       bei gleichzeitig signifikant niedrigeren BHB-  geringere Nährstoffimporte und entlastet so
       Konzentrationen gemessen wurden. Statt die   die Stickstoff- und Phosphor-Salden in der
       höhere Energieaufnahme in eine gesteigerte   Stoffstrombilanz. Die Gruppe, die in der Lak-
       Milchbildung zu investieren, legten die Tiere   tation mit weniger Kraftfutter gefüttert wur-
       in Gruppe 6,5/250 rasch Körperreserven an.  de, füllte ihre Körperreserven erst später in
                                                der Laktation, auch noch während der Tro-
       In der Trockenstehphase, bei gleicher Fütte-  ckenstehphase, wieder auf. Die Verteilung der
       rung, nahmen die Tiere in Gruppe 6,5/150   Energie in Leistung statt in Ansatz wurde
       täglich durchschnittlich signifikant mehr Tro-  durch den geringeren Kraftfuttereinsatz be-
       ckenmasse und folglich signifikant mehr   günstigt. Erst die Gesamtbetrachtung von
       Energie auf (Tab. 2). Das hatte einen signifi-  Laktation und Trockenstehphase ermöglichte
       kant höheren Energiesaldo zur Folge, der den   es die Dynamik der Energieversorgung abzu-  Dr. Thomas Jilg
       geringeren Saldo aus der Laktation weitestge-  bilden.                           LAZBW
       hend ausglich. Für die ökonomische Betrach-                                       Tel. 07525/ 942-302
       tung wurde von F. Gräter (LEL) die futter-  Quellen                               thomas.jilg@lazbw.bwl.de



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