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Aktuelles
Bild 2: Diese Cyclamen wuchsen 2020 in einem Bild 3: Auch Weihnachtssterne lassen sich gut in Bild 4: Die Staudenproduktion findet im Freiland
torfreduzierten Substrat mit Holzfaser und Ton einem torfreduzierten Substrat kultivieren, wie hier statt, hier das Wurzelbild von Echinacea in einem
(Torfanteil 70 %); Quelle: LVG Heidelberg mit einem Torfanteil von 50 % und den Torfersatzstof- Substrat mit lediglich 35 % Torfanteil (Torfersatz-
fen Grünkompost, Holzfaser, Rindenhumus und Ton; stoffe: Holzfaser, Ton, Rindenhumus, Grünkom-
Quelle: LVG Heidelberg. post und Bimskies); Quelle: LVG Heidelberg.
Dies hängt unter anderem damit zusammen, Diese Zahl scheint auf den ersten Blick ge-
dass Torfmoore einen relevanten Kohlen- ring. Nichts desto trotz soll aus Umwelt- und
stoffspeicher darstellen. An wassergesättigten Klimaschutzgründen die Verwendung von
Standorten werden abgestorbene Pflanzen Torf in Kultursubstraten und Blumenerden
nur langsam abgebaut. Die Pflanzen haben mittelfristig auf ein Minimum reduziert wer-
zuvor über die Photosynthese Kohlendioxid den. Vom Bundesministerium für Ernährung
aus der Atmosphäre aufgenommen und zu und Landwirtschaft (BMEL) wird im Rah-
organischen Kohlenstoffverbindungen um- men des Klimaschutzprogrammes 2030 als
gebaut. Torfbildende Moore entziehen der mittel- bis langfristiges Ziel formuliert, aus
Atmosphäre deshalb CO . Obwohl Moorbö- der Nutzung von Torf auszusteigen und kli-
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den weltweit nur auf ungefähr 3% der Land- mafreundliche Alternativen zu entwickeln.
oberfläche vorkommen, speichern sie etwa Dieses Ziel ist auch im nationalen Klima-
ein Drittel der insgesamt in Böden gebunde- schutzplan 2050 der Bundesregierung festge-
nen Kohlenstoffvorräte. schrieben.
Aber nicht nur beim Abbau von Torf („on-
site“-Emissionen), sondern auch bei der Nut- Torfersatzstoffe kombinieren
zung des Torfs als gärtnerisches Substrat ent-
stehen Treibhausgasemissionen („off-site“- Bereits seit Jahrzehnten werden neben Torf
Emissionen). Wie viel CO wird nun durch auch andere natürliche Rohstoffe für die Pro-
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den Torfabbau insgesamt emittiert? Der Na- duktion von Substraten und Blumenerden
tionale Inventarbericht Deutschlands bezif- erprobt und genutzt. Diese stammen entwe-
fert für das Jahr 2018 die gesamten deutschen der aus dem Abbau natürlicher Lagerstätten
Treibhausgasemissionen mit 858 Mio. t CO . (z.B. Ton und Xylit), sind Reststoffe, die bei
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Die in diesem Bericht für den Bereich des der Verarbeitung organischen Materials in
Torfabbaus und seiner Nutzung berechneten verschiedenen Herstellungsprozessen anfal-
Emissionen liegen bei 2,19 Mio. t CO und ihr len (z.B. Holz und Baumrinde) oder speziell
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Anteil an den Gesamtemissionen somit bei für die Verwendung als Substratausgangs-
0,25 Prozent. Diese Berechnung wurde – stoff angebaut werden (z.B. Sphagnum und
nach dem Aufkommen anderslautender Zah- Miscanthus). Dabei sind die Motivationen für
len – sowohl von der Deutschen Gesellschaft den Einsatz durchaus vielschichtig. Dies kann
für Moor- und Torfkunde (DGMT) als auch beispielsweise die sinnvolle Integration orga-
von der unabhängigen Ingenieurgesellschaft nischer Reststoffe in den Stoffkreislauf sein.
für Ökologie, Umweltschutz und Land- So wurde durch die Entwicklung eines Ver-
schaftsplanung Hofer & Pautz GbR bestätigt. fahrens zur Produktion von Rindenhumus
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