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Gartenbau und Sonderkulturen





                                                                            Ein weiterer wichtiger Schritt war die Pro-
                                                                            grammierung der Wachstumsmodelle von
                                                                            H. R. Schultz (Hochschule Geisenheim) und
                                                                            deren Einbindung in „VitiMeteo Rebenpero-
                                                                            nospora“ ab 2004. Dies ermöglichte die steti-
                                                                            ge Weiterentwicklung der Freiburger Strategi-
                                                                            en zur Bekämpfung der Rebenperonospara,
                                                                            welche die Biologie der Krankheit sowie das
                                                                            Wachstum der Rebe und die Wirkungsdauer
                                                                            der Fungizide berücksichtigen. Die Wachs-
                                                                            tumsmodelle wurden nachfolgend bei allen
                                                                            Pilzkrankheitsmodellen mit eingebunden.

                                                                            Als erstes Modell für einen tierischen Schad-
                                                                            erreger folgte im Jahr 2007 das Temperatur-
                                                                            summenmodell für die Ermittlung des Flug-
                                                                            beginns der Traubenwickler. „VitiMeteo
                                                                            Traubenwickler“ vereinfachte fortan die Ter-
                                                                            minierung der Ausbringung der Pheromone.

                                                                            Im Jahre 2009 erfolgte die Einbindung der
         Abb. 1: Peronospora-Tabelle, Ausschnitt einer Modellrechnung für Freiburg aus dem Jahr   Wetterprognose der meteoblue AG in alle Mo-
         2003. Quelle: WBI
                                                                            delle. Im Rebschutz war es nun erstmals mög-
                                                                            lich, eine echte fünftägige Vorhersage des
                                                                            Krankheitsrisikos für jeden Wetterstations-
                                                                            standort zu berechnen.
                                   Bald darauf wurde das zweite Modell „Viti-
                                   Meteo Wachstum“ für die Rebsorten Ries-  Im gleichen Jahr wurde „VitiMeteo Oidium“,
                                   ling, Blauer Spätburgunder und Müller-Thur-  basierend auf dem OIDIAG-System von
          QR-Code zu Tabelle 1: Sie   gau programmiert. Im Zuge dessen wurde   W. K. Kast (Staatliche Lehr- und Versuchan-
          zeigt die Arbeiten an „Viti-  „Vitinet Pero“ in „VitiMeteo Rebenperonos-  stalt für Wein- und Obstbau (LVWO) Weins-
          Meteo“ in chronologischer   pora“ bzw. „VitiMeteo Plasmopara“ umbe-  berg) programmiert. Damit waren Modelle
          Reihenfolge ab dem Jahr   nannt. In den darauffolgenden Jahren wurden   für die wirtschaftlich bedeutendsten Pilz-
          2003.                    für die wirtschaftlich bedeutendsten Krank-  krankheiten Rebenperonospora und Oidium
                                   heiten und Schädlinge kontinuierlich weitere   vorhanden.
                                   Prognosemodelle, häufig in Kooperation mit
                                   Forschenden anderer Institute, entwickelt. Im   Als das Meldesystem der Rebschutzwarte in
                                   Laufe der Zeit erfolgte eine ständige Weiter-  Baden-Württemberg 2012 digitalisiert wurde,
                                   entwicklung und Erweiterung des gesamten   konnte nun durch Online-Meldungen mittels
                                   Systems.                                 „VitiMeteo Monitoring“ die tatsächliche Be-
                                                                            fallssituation für ganz Baden-Württemberg
                                                                            digitale dargestellt werden.
                                     Meilensteine für die Entwicklung der
                                     Internetplattform „VitiMeteo“          Im Jahr 2013 wurde VitiMeteo um das Modell
                                                                            „VitiMeteo Schwarzfäule“ für die Schwarz-
                                   Bereits beim ersten Softwaremodell für die   fäulekrankheit von D. Molitor (Luxembourg
                                   Rebenperonspora im Jahr 2003 wurde die Pa-  Institute of Science and Technology (LIST))
                                   rametrierbarkeit, d. h. die Möglichkeit die bio-  ergänzt. Durch den zunehmenden Anbau
                                   logischen Faktoren zu ändern, eingeführt.   von  pilzwiderstandsfähigen  Rebsorten
                                   Damit konnten die Bedingungen für einzelne   (PIWIs) wird dieses Modell immer wichtiger,
                                   biologische Prozesse, wie z. B. für Primärin-  da es nicht bei allen „PIWIs“ eine ausreichen-
                                   fektionen oder Sporulationen, angepasst und   de Widerstandsfähigkeit gegen die Schwarz-
                                   optimiert werden. Die Parametrierbarkeit der   fäule gibt. Ein bedeutender Nutzen von „Vi-
                                   einzelnen Modellelemente ermöglichte auch   tiMeteo Schwarzfäule“ für die Bekämpfung
                                   bei allen nachfolgenden Modellen eine konti-  der anderen pilzlichen Schaderreger war aber
                                   nuierliche Verbesserung der ausgegebenen   die Unterscheidung zwischen der „Gesamt-
                                   Prognose.                                blattfläche“ und der „im Wachstum befindli-


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