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Pflanzen- und Tierproduktion





         Ergebnisse

       Es zeigte sich über den gesamten Untersu-
       chungszeitraum hinweg, dass sich die Anzahl
       der Segetalarten in den verschiedenen Be-
       handlungen nur marginal veränderte. Nur in
       der Striegel- und Herbizid-Kontrolle verrin-
       gerte sich diese. In den Parzellen des Boden-
       übertrags konnten nur vereinzelt seltene Se-
       getalarten kartiert werden. Dies lag vermut-
       lich an den recht geringen Mengen des ausge-
       brachten Bodens sowie den sich stark
       unterscheidenden Standortbedingungen zwi-
       schen Herkunft- und Zielboden. Die gezielt
       eingesäten, seltenen Ackerwildkrautarten
       keimten in hoher Anzahl. Auch in den früh   dings  ist  hervorzuheben,  dass der  Etablie-  Bild 5: Venus-Frauenspiegel
       und mit hoher Saatstärke gesäten Parzellen   rungserfolg nicht im in Normalssaat gedrill-  (Lila blühend) zwischen der
       konnte eine höhere Anzahl an Pflanzen fest-  ten Getreide getestet wurde.         Reihe in der Sommergerste,
       gestellt werden. Allerdings nahm die Anzahl                                       am 29.06.2023 in der früh und
                                                                                         mit doppelter Saatstärke
       an Ackerwildkrautarten im Laufe der Wachs-                                        gesäten Ackerwildkraut-Vari-
       tumsperiode  ab  und  die  Unterschiede  zwi-  Fazit                              ante; Quelle: Sonja Kimmel
       schen den Behandlungen konnten nicht mehr
       nachgewiesen werden.                     Die Ergebnisse des Segetalflora-Monitorings
                                                und  Etablierungsversuchs  der  Universität
       Zurückzuführen war dies wohl auf die     Hohenheim sind sehr vielversprechend: Trotz
       schwankenden Wetterbedingungen des Früh-  hoher Nutzungsintensität können sich auf
       jahrs  2023, welche erst  regnerisch im  Zeit-  Minderertragsstandorten (v. a. Fehlstellen der
       raum der Keimung, dann jedoch extrem tro-  Hauptkultur)  und  in den  herbizidreduziert
       cken in der Wachstumsphase der Segetalarten   bewirtschafteten Mischkulturen  der  Ver-
       waren. Es ließ sich außerdem feststellen, wel-  suchsflächen in Bettenreute seltene Segetalar-
       che der Arten an die Standortbedingungen in   ten wie die Acker-Nachtlichtnelke aus dem
       Bettenreute am besten angepasst waren: Nur   Diasporenvorrat etablieren. Gezielte Einsaa-
       die Acker-Lichtnelke und Venus-Frauenspie-  ten erscheinen hier nicht primär notwendig.
       gel waren kräftig ausgeprägt, während der   Es hat sich zudem gezeigt, dass seltene, stand-
       Gute Heinrich und der Heilziest erst kurz vor   orttypische Segetalarten über eine teilflächen-  Charlotte Rapp
       der Ernte zu keimen begannen. Zudem      spezifische Reduzierung der Nutzungsinten-  LAZBW Aulendorf
       schafften es nur früh gesäte Acker-Lichtnel-  sität (chemischer Pflanzenschutz/minerali-  Tel.: 07525 / 942 - 347
       ken bis zur Samenbildung vor der Ernte.  sche Düngung, Aussaatstärke Hauptkultur)   charlotte.rapp@lazbw.
                                                erfolgreich etabliert werden konnten. Beide   bwl.de
       Anhand der Deckungsgrade der Segetalarten   Erkenntnisse tragen dazu bei, gezielte Strate-
       konnte beobachtet werden, dass durch das   gien zur Förderung einer autochthoner Sege-
       Auflaufen von eingesäten Ackerwildkrautar-  talflora zu entwickeln, umzusetzen und län-
       ten die Deckung der bodenbürtigen Arten im   gerfristig auf ihre Effektivität hin zu untersu-
       Vergleich zu den unbehandelten Kontrollen   chen. Dieses Wissen wird kontinuierlich wei-
       um etwa zwei Drittel reduziert war.      ter gesammelt, aufbereitet und im Rahmen
                                                von Praxistagen an die verschiedensten Inte-
       Daraus lässt sich schließen, dass Ackerwild-  ressensgruppen vermittelt.
       krautarten in diesem Fall einen hemmenden
       Einfluss auf Unkräuter hatten und somit   Somit kann auf den Versuchsflächen in Bet-
       möglicherweise auskonkurrieren konnten.   tenreute ein essentieller Beitrag zur Eindäm-
                                                mung des Artenrückgangs in Agrarökosyste-
       Zusammenfassend  konnte  dieser  Versuch   men geleistet werden, auch im Hinblick auf
       zeigen, dass eine Wiederansiedlung seltener   die Förderung weiterer, seltener Offenlandar-
       Segetalarten selbst auf einem seit Jahren kon-  ten wie beispielsweise Bestäuber und Feldvö-  Sonja Kimmel
       ventionell bewirtschafteten Feld nur durch   gel. Vor diesem Hintergrund ist eine langjäh-  Universität Hohenheim
       einen erweiterten Reihenabstand und die Ein-  rige Fortführung des Projekts Bettenreute   sonja.kimmel@uni-
       sparung von Herbiziden gelingen kann. Aller-  von großer Bedeutung.              hohenheim.de


       Landinfo 4 | 2023                                                                                     33
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