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Betrieb und Markt





                                                                              Forschungsbedarf in Baden-
                                                                              Württemberg
                                                                            Bislang bestehen Forschungslücken hinsicht-
                                                                            lich detaillierter einzelbetrieblicher Klimabi-
                                                                            lanzen, die die vielfältigen Produktionsbedin-
                                                                            gungen des Flächenlandes Baden-Württem-
                                                                            berg abdecken und als Datengrundlage zur
                                                                            Umsetzung betriebsspezifischer Emissions-
                                                                            minderungsmaßnahmen benötigt werden.
                                                                            An dieser Stelle setzt das Klimabilanzierungs-
                                                                            Projekt des LAZBW an. Im Rahmen des vom
                                                                            Ministerium für Ernährung,  Ländlichen
                                                                            Raum und Verbraucherschutz Baden-Würt-
                                                                            temberg (MLR) geförderten Projekts wird für
                                                                            20 baden-württembergische Futterbaubetrie-
                                                                            be der Status quo der gesamtbetrieblichen
                                                                            Klimabilanz ermittelt. Durch den Vergleich
                                                                            der THG-Bilanzen der Praxisbetriebe sollen
                                                                            Emissionsminderungspotenziale identifiziert
                                                                            und entsprechende Minderungsmaßnahmen
                                                                            aufgezeigt werden. Dabei steht neben der Re-
                                                                            duktion der THG-Emissionen auch die Er-
          Abb. 2: Der THG-Fußabdruck eines landwirtschaftlichen (Futterbau-)Betriebes ist
          sehr komplex.                                                     höhung der Resilienz landwirtschaftlicher
                                                                            Betriebe gegenüber den bereits nicht mehr zu
                                                                            vermeidenden Klimaveränderungen im Fo-
                                   und Gülle). Hinzu kommen indirekte Emissi-  kus.
                                   onen, beispielsweise aus der Deposition von
                                   Ammoniak,  sowie  vorgelagerte  Emissionen   Bei den 20 ausgewählten Projektbetrieben
                                   (auch „THG-Rucksack“) aus der Bereitstel-  handelt es sich um 12 konventionell und 8
                                   lung von Betriebsmitteln. Aus den verschie-  ökologisch wirtschaftende Futterbaubetriebe,
                                   denen Emissionsquellen lässt sich eine be-  die sich auf die Regionen Heilbronn-Fran-
                                   sondere Bedeutung von Futterbaubetrieben   ken, Stuttgart, Neckar-Alb, Donau-Iller, Bo-
                                   im Kontext der Reduzierung landwirtschaft-  densee-Oberschwaben, Schwarzwald und
                                   licher THG-Emissionen ableiten.          Hochschwarzwald verteilen (siehe Karte).
                                                                            Neben der Milchviehhaltung mit Kalbinnen-
                                                                            aufzucht und dem Acker- und Futterbau wei-
                                                                            sen die einzelnen Betriebe in unterschiedli-
          Tab. 1: Betriebe im Klimacheck-Projekt. Die Betriebe variieren teils deutlich in den   chem Umfang weitere Betriebszweige und
          realisierten Betriebszweigen, Produktionsverfahren und Betriebsgrößen.
                                                                            Produktionsverfahren auf. Auch die Betriebs-
                                                                            größe variiert zum Teil deutlich (Tab. 1). Im
          Beschreibung der Projektbetriebe  (Mittelwert  +/-  Standardabweichung)  Rahmen von Betriebsbesuchen werden auf
                                     1
                                                                            den Projektbetrieben alle für die Klimabilanz
                                   Ökkologisch           Konventionell      des Kalenderjahres 2023 relevanten Daten
                                      n = 8                n = 12           erfasst. Zu Beginn findet ein Betriebsrund-
          Ackerland (ha)           47,6  +/-  41,0       54,3  +/-  51,2    gang statt, bei dem die realisierten Produkti-
          Grünland (ha)            64,7  +/-  22,7       61,3  +/-  22,2    onsverfahren und betrieblichen Besonderhei-
          Milchkühe (n)            63,9  +/-  24,3      92,3  +/-  38,7 3   ten aufgenommen werden. Anschließend er-
          Milchproduktion                                       3           folgt die detaillierte Datenerfassung mit Hilfe
          (kg ECM/Kuh und Jahr) 2     6.089                8.668            von Fragebögen und ausführlichen Gesprä-
                                                                            chen mit den Landwirten und Landwirtinnen.
          Biogasanlage (n)             1,0                   5,0
                                                                            Über die gesamte Projektlaufzeit hinweg bleibt
           1   Daten aus 2022, im Falle starker betrieblicher Veränderungen (z.B. deutliche   ein enger Kontakt zwischen den Betriebsleite-
             Bestandsaufstockung) wurden aktuelle Zahlen aus 2023 berücksichtigt  rinnen und Betriebsleitern und dem LAZBW
           2   ECM: energiekorrigierte Milch (4,0 % Fett und 3,4 % Eiweiß)  bestehen, um die Datenübermittlung auch au-
           3   Berechnung aus n = 11, da ein reiner Mastbetrieb ohne Milchviehhaltung  ßerhalb der Betriebsbesuche sicherzustellen.


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