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Problemstellungen und Lösungsansätze





       leitet aus der Laufzeit eines LPR-A-Vertrags) organisiert   Erst die Ziege, dann die Maschine
       und sichergestellt sein. Zu berücksichtigen ist, dass das an-
       fallende Arbeitspensum für eine wiederhergestellte Weide   Die Reaktivierung einer ehemaligen Weide funktioniert
       das arbeitstechnisch mögliche des Bewirtschaftenden nicht   auch in umgedrehter Reihenfolge. Vor einer ersten mecha-
       übersteigt. Der Bewirtschaftende sollte in die Entscheidun-  nischen Entbuschung bzw. partiellen Gehölzentnahme
       gen über die Maßnahmen mit einbezogen werden.          kann eine Fläche auch zuerst mit Ziegen beweidet werden.
                                                              Nach sichtbarem erstem Erfolg können mit Freischneider
       Erstpflege                                             und Motorsäge schließlich gezielt die von den Ziegen be-
                                                              reits geschwächten Gehölze entnommen werden. Diese
       Die erste mechanische  Pflegemaßnahme, um  eine  zuge-  Vorgehensweise verringert den Aufwand der mechanischen
       wachsene, ehemalige Weide wieder zu reaktivieren, sollte bei   Entbuschung erheblich und es können Kosten eingespart
       nachfolgender Ziegenbeweidung nicht zu drastisch / radikal   werden. Die Umkehrung der Reihenfolge hat sich so gut
       erfolgen. Nur minimale Eingriffe, welche bspw. das Entneh-  bewährt,  dass  dieses  Vorgehen  mittlerweile  als  Methode
       men von einzelnen Bäumen umfasst oder das Freischneiden   erster Wahl bevorzugt eingesetzt wird.
       der Zauntrasse, sollten vorgenommen werden. Zu umfang-
       reiches Zurückschneiden der Gehölze regt vermehrt deren   Maschineneinsatz
       Wachstum an. Die später eingesetzten Ziegen könnten die
       massiven Stockausschläge nicht mehr stark genug abfressen   Im Ersteingriff und der Folgepflege kommen verschiedene
       und somit „zurückdrängen“.                             Geräte zum Einsatz. Für Bäume und ältere, größere Gehöl-
                                                              ze ist der Einsatz einer Motorsäge notwendig. Für kleinere,
       Folgepflege                                            schwächere Gehölze reicht dagegen ein Freischneider, oder
                                                              ggf. selbst eine Motorsense (geringere Leistung), mit pas-
       Nach einer ersten mechanischen Entbuschung (Beseitigung   sendem Schneidwerkzeug (bspw. Dickichtmesser oder
       junger Gehölze) bzw. dem genannten Ersteingriff ist an-  Häckselmesser) aus. Auch die maschinelle Entnahme von
       schließend ein hoher Beweidungsdruck (vgl. Kapitel 6.1.1)   großen Gehölzen mittels Fäller-Bündler oder Harvester,
       häufig in Kombination mit einer mechanischen Nachpflege   z.B. in Selbstwerbung, kann bei entsprechender Gelände-
       notwendig. Hierfür ist in der Schafherde das Mitführen ei-  und  Bodenbeschaffenheit  (Dauerfrost)  erwogen  werden,
       ner ausreichenden Anzahl von Ziegen entscheidend und   um Kosten zu sparen.
       i.d.R. möglich, jedoch mit erhöhtem Aufwand verbunden.
       Das gezielte Koppeln von Ziegen auf Erstpflegeflächen ist   Nach der Gehölz- oder Baumentnahme ist ggf. das Ausfrä-
       sehr effektiv, aber nicht immer möglich.               sen von Wurzelstümpfen empfehlenswert, um das Wieder-
                                                              austreiben zu verhindern und das Mulchen zu erleichtern.
       Ziegen besitzen gegenüber Schafen ein breiteres Fraßspek-
       trum. Neben Gräsern und Kräutern gehören ebenfalls ver-
       schiedene Gehölze und deren Laub dazu. Gehölze spielen
       im Nahrungsspektrum der Ziege eine wesentliche Rolle.
       Wegen dieses breiteren Futterspektrums kommt Ziegen in
       der Reduzierung oder Verdrängung von Gehölzen auf Wei-
       deflächen eine besondere Rolle zu. Nicht nur der Verbiss
       sondern vielmehr das Schälen der Rinde von Büschen und
       Bäumen trägt entscheidend zur Gehölzreduktion aufgrund
       langfristigen Absterbens bei (ZZV BW 2014). Für weitere
       Informationen bezüglich Landschaftspflege mit Ziegen
       wird auf den Leitfaden des Ziegenzuchtverbandes verwie-
       sen (siehe ZZV BW (2014)).

       In Abhängigkeit vom Gehölzdruck und davon, ob ausrei-
       chend Ziegen zur Verfügung stehen, muss eine die Bewei-
       dung ergänzende, mechanischen Folgepflege bereits im
       ersten Jahr einsetzen. Ein mosaikartiges Mulchen von Teil-
       flächen mit starkem Gehölzdruck sollte im Vegetationszeit-
       raum nach erfolgtem Weidegang (spätestens Juli / August)
       vorgenommen werden.

                                                              Abbildung 52:  Einsatz des Harvesters zur Wiederherstellung einer
                                                              ehemaligen Heide im FFH-Gebiet Hungerbrunnen- Sacken- und
                                                              Lonetal; Foto: LEV Heidenheim



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