Page 39 - Landinfo Heft 2/2018 Schwerpunkt 150 Jahre Weinsberg
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Gartenbau und Sonderkulturen





       Philipp Bauer


       Käfern in Verpackungsholz auf der Spur



       Mikroskopische Bestimmung und DNA-Barcoding im Diagnoselabor



       Holzbewohnende  Käfer,  sogenannte  „xylobionte  Käfer“  sind  regelmäßige  Mitreisende  im  Ver-
       packungsholz. Aufgrund der Zunahme von Importen in den letzten Jahren hat sich auch die Anzahl der
       Funde durch Kontrolleure bei Importkontrollen erhöht. Diese meist nicht-heimischen Arten sind auf
       Grund  unzureichender  Bestimmungsliteratur  oder  fehlender  DNA-Referenzen  sehr  schwer  zu
       bestimmen und bleiben daher regelmäßig unbestimmt, vor allem wenn es sich um Larven handelt.
       Eine genaue Bestimmung ist jedoch wichtig um potentiell schädliche Arten von unbedenklichen zu
       unterscheiden.  Außerdem  stellt  sich  im  Falle  von  Freilandfunden  die  Frage,  ob  mehrere
       Auftretensmeldungen, z.B. beim Asiatischen Laubholzbockkäfer in Deutschland räumlich und zeitlich
       zusammenhängen. Durch das Projekt PHID-Coleo (Plant Heath IDentification of Coleoptera) werden
       am  LTZ  Augustenberg  seit  2017  mikroskopische  und  molekulare  Bestimmungsschlüssel  für
       verpackungsholzrelevante  Arten  der  Bock-  und  Bohrkäfer  erstellt.  Gleichzeitig  werden  in
       Zusammenarbeit  mit  der  Universität  Hohenheim  molekulare  Methoden  zur  Analyse  der
       Ausbreitungsdynamik invasiver Käferarten entwickelt.


           ie in dem dreijährigen Projekt gewonnen
       DErgebnisse sollen in einer Online-Daten-  Holzverpackungsmaterial, das den anerkannten Behandlungsmaßnahmen
       bank sowie in gedruckter Form kostenlos für   unterzogen wurde, darf unter Aufsicht der nationalen Pflanzenschutzorga-
       Pflanzenschutzdienste und kommerzielle     nisation  mit einer amtlichen Markierung versehen werden und gilt damit
       Dienstleister, die im Bereich der zoologischen   als phytosanitär unbedenklich. Diese Markierung besteht aus einem Sym-
       Diagnose tätig sind, zur Verfügung gestellt   bol und einem Code. Der Code gibt Aufschluss über das jeweilige Export-
       werden. Ziel des Projekts ist es, die Bestim-  land, den Exporteur oder Behandler sowie die angewandte Behandlung.
       mung potentiell schädlicher Organismen bei
       Importkontrollen zu beschleunigen und das
       Wissen um die Ausbreitungswege invasiver   ckungsholz im internationalen Handel  fest-
       Arten zu erweitern.                      gelegt. Nach der darin enthaltenen „Richtli-
                                                nie“ muss Holzverpackungsmaterial, vor dem
                                                Versand in ein ISPM-15-Land von lebenden
         Die Problematik um das                 Organismen befreit sein. In der Regel führt
         Verpackungsholz                        dies neben der kompletten Entrindung, eine
                                                Thermo-Behandlung oder die Begasung
       Mit dem internationalen Handel gelangt täg-  durch Methylbromid als Maßnahme der Ab-
       lich Importholz als kostengünstiges Verpa-  tötung mit sich.
       ckungsmaterial in Form von Palletten, Kisten
       oder Beschlägen nach Europa und so auch   Trotzdem kommt es immer wieder vor, dass
       nach Deutschland. Dabei gilt der Transport   aufgrund unsachgemäßer oder fehlender
       von unbehandeltem Holz als Verpackungs-  Vorbehandlung Insekten im Verpackungs-
       material als ungewollter Verschleppungsweg   holz (Bild 2,3,4) überleben können und ver-
       nicht-heimischer Schadorganismen.        schleppt werden. Im Falle eines solchen Ver-
                                                schleppungsszenarios  ist  nach  einem  Fund   Bild 1
       Aus diesem Grund wurde im Zuge des Inter-  eine genaue Risikoanalyse der vorliegenden   Die amtliche Markierung auf
       nationalen   Pflanzenschutzabkommens     Art durch das Julius Kühn-Institut (JKI) als   Verpackungsholz garantiert die
       (IPPC) der FAO ein internationaler Standard   Grundlage für eine zeitnahe und korrekte   phytosanitäre Behandlung
                                                                                         (CN=China, HT=hitzebehandelt).
       (ISPM Nr. 15) zur Regelung von Verpa-    Maßnahmenergreifung notwendig. Eine ge-  Foto: P. Bauer



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