Page 36 - Landinfo Heft 2/2018 Schwerpunkt 150 Jahre Weinsberg
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Pflanzen- und Tierproduktion























          Bild 2                   sowie Handlungsempfehlungen für eine     scheinen Versuche zur Ausschaltung Erfolg
          Auch bei Mobilställen kann   künftige Optimierung ebenso kostenlos in   versprechend zu sein. Durch eine Ruhiger-
          Federpicken und Kannibalismus   Anspruch nehmen wie auch eine umfangrei-  züchtung der Tiere reduziert sich andererseits
          zu großen Problemen führen!
                                   che Untersuchung ihrer Futterrationen.   aber die Nestgängigkeit, was auch uner-
          Bild 3                                                            wünscht ist. Da 85 % des Federpickens Um-
          Gefiederbonitur  - erste   Ein weiterer sehr wichtiger Punkt war das Er-  welt-bedingt sind, wird die Züchtung nicht
          Fehlstellen im Untergefieder
          erkennbar.               stellen von Informationsmaterial und der   die Lösung des Problems bringen können.
                                   Wissenstranfer, der durch Praktikertage,
          Bild 4                   überregionale Vortragsveranstaltungen und
          Junghennen müssen bei der
          Einstallung ein intaktes Gefieder   Unterrichtserteilung an landwirtschaftlichen   Junghennenaufzucht
          aufweisen.               Berufs- und Fachschulen erreicht werden
                                   konnte. Zum Abschluss des Projekts wurde   In der Regel erfolgt die Junghennenaufzucht
                                   ein ganztägiger Workshop mit namhaften Re-  nicht im Legebetrieb. Essentiell wichtig ist es,
                                   ferenten im Geflügelbereich an der Universi-  dass die späteren Stallgenossinnen sich schon
                                   tät Hohenheim durchgeführt.              aus der gemeinsamen Aufzuchtgruppe ken-
                                                                            nen. Ein Zusammenführen von verschiede-
                                                                            nen Gruppen sowie ein Nachsetzen führt
                                     Herausforderungen aus Sicht der        immer zu Problemen und sollte unbedingt
                                     Verhaltensforschung                    vermieden werden. Um dies zu erreichen,
                                                                            müssen die Junghennen rechtzeitig, d.h. heißt
                                   Federpicken und Kannibalismus sind Untu-  mindestens ein halbes Jahr vorher beim Auf-
                                   genden, die - einmal von einem Einzeltier er-  züchter bestellt werden.
                                   lernt - durch Nachahmen schnell durch die
                                   gesamte Herde gehen und dann nur sehr    Das Haltungssystem in der Aufzucht sollte
                                   schwer bis unmöglich wieder abzugewöhnen   möglichst große Ähnlichkeit mit dem späte-
                                   sind. Daher sind ein regelmäßiger Blick aufs   ren Legehennenstall aufweisen. Dies ist für
                                   Einzeltier sowie eine gute Prophylaxe zwei   eine gute Eingewöhnung der Junghennen
                                   der Schlüsselfaktoren  zur  Eindämmung.   sehr wichtig und hilft unnötigen Stress bei
                                   Wichtig zu erwähnen ist hierbei, dass auch   den Tieren zu vermeiden.
                                   nach dem Ausschöpfen aller empfohlenen
                                   Maßnahmen immer ein Restrisioko bleibt   Bei Transport und Einstallung sollte man den
                                   und ein Kannibalismusgeschehen nicht im-  Tieren ausreichend Zeit lassen und die Jung-
                                   mer kausal mit einem Fehler im Management   henneaufzucht mit den bisher vorgegebenen
                                   begründet ist. Bei gutem Management kann   Lichtprogrammen und Fütterungszeiten zu
                                   dessen Auftreten zwar nicht verhindert, aber   Ende führen. Von überragender Bedeutung
                                   doch  deutlich  unwahrscheinlicher  gemacht   ist es auch mit der Verlängerung des Lichttags
                                   werden.                                  (Lichtprogramm) und der damit verbunde-
                                                                            nen Stimulation zum Eintritt in die Legetätig-
                                                                            keit erst dann zu beginnen, wenn die Tiere
                                     Genetik                                ausreichend entwickelt sind (Tiergewichte).
                                                                            Unterentwickelte Tiere, die durch Verlänge-
                                   Der Einfluss der Genetik auf das Pickgesche-  rung des Lichttags vorzeitig bereits „ins Le-
                                   hen wird im Allgemeinen überschätzt. Da-  gen getrieben werden“, haben einen schwe-
                                   durch, dass zwar 15 Prozent des Federpickge-  ren Start und weniger Reserven.
                                   schehens einen genetischen Ursprung haben,



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