Page 37 - Landinfo Heft 2/2018 Schwerpunkt 150 Jahre Weinsberg
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Fütterung der Legehenne –              und Können der Betreuungsperson deutlich   Bild 5
         anspruchsvoll und komplex!             an. Vor allem für den täglichen Stalldurch-  Kaltscharrraum mit
                                                gang und die Tierkontrolle sollte mehr Zeit   Beschäftigungsmaterial, guter
       Die Fütterung ist einer wichtigsten Faktoren   eingeplant werden. Dies ist sehr wichtig, um   Einstreuqualität und ohne
                                                                                         direkten Lichteinfall – in
       bei einem beobachteten Federpickgeschehen.   frühzeitig Probleme im Bestand zu erkennen.   vorliegendem Beispiel vorbildlich
       Im Projekt machten wir die Beobachtung,   Dafür muss man die Tiere intensiv beobach-  gelöst.
       dass nahezu immer, wenn die Herde anfing zu   ten. Wenn bereits Anzeichen für Federpicken   Bild 6
       picken, das Futter zumindest deutliches Op-  und/oder Kannibalismus an den Tieren   Warnsignal blutige Eier (durch
       timierungspotential aufwies. Fest steht, dass   sichtbar  sind,  ist  die  Verhaltensstörung  be-  Kloakenkannabalismus?).
       ein zu niedriger Calciumgehalt zu instabilen   reits weit voran geschritten. Hierfür muss im-  Bild 7
       Schalen führt, während zu viel Calcium den   mer zwingend das Gefieder zurückgestrichen   „Futtermittelstruktur: grob, griffig
       Futtergeschmack nachteilig verändert und da-  werden, um auch das Untergefieder beurtei-  und homogen (oben) - und wie
                                                                                         sie nicht sein sollte (unten).
       mit die Futteraufnahme reduziert. Eine Un-  len zu können. Sieht man hier schon erste   Quelle: R. Pottgüter. Lohmann
       terversorgung an Salz (Natrium) und schwe-  Fehlstellen oder viele angefressene Federen-  Tierzucht
       felhaltigen Aminosäuren (Methionin) ist der   den, ist höchste Alarmbereitschaft geboten.
       sicherste Weg, um eine Herde in ein Feder-  Ein untrügliches Anzeichen ist, wenn die
       pickgeschehen zu schicken. Allerdings fres-  beim Federwechsel abgestoßenen kleinen Fe-
       sen die Hennen Federn nicht aus einem Man-  derchen in der Einstreu fehlen. Auch ein ra-
       gel an Methionin, sondern aus einem Mangel   santer Anstieg an blutverschmierten Eiern
       an faserigem Material. Der Rohfasergehalt im   kann auf Kloakenkannibalismus hindeuten.
       Futter bei Legehennen  sollte nicht unter 4 %
       absinken (Tab. 1).                       Auch das Personal sollte regelmäßig geschult,
                                                unterwiesen und auf die Problematik des
       Unabhängig von den Inhaltstoffen ist ebenso   Federpickens  aufmerksam  gemacht
       die Futterstruktur ein wichtiger Faktor. Ist   werden.
       das Futter zu fein, frisst die Legehenne nur
       wenig davon. Ist es zu grob und inhomogen,
       selektiert die Herde zu stark und kann auch   Haltungssystem
       bei perfekten Nährstoffgehalten in einen
       Mangel laufen. Eine gleichmäßige, entmi-  Bei der Einrichtung dürfen keine scharfen
       schungsstabile  Futterstruktur  ist  somit  ent-  Ecken herausstehen, damit keine Verletzun-
       scheidend. Pelletfütterung enthält keinen Be-  gen provoziert werden. Ebenso sollte so we-
       schäftigungsanreiz und ist somit keine geeig-  nig Holz verbaut sein wie möglich, um unnö-
       nete Darreichungsform für ein Legehennen-  tigen Stress durch die Rote Vogelmilbe weit-
       futter! Ein voller Bauch ruht lieber und streitet   gehend zu reduzieren. Fressplätze, Tränke-
       nicht gerne. Regelmäßige Futteruntersuchun-  nippel und Nestflächen müssen ausreichend
       gen sowie eine schnelle Reaktion durch eine   vorhanden sein. Ein eher großzügiges Ange-
       Veränderung der Rezeptur sind wichtig, um   bot bei der Besatzdichte ergibt tendenziell
       Schwachstellen zu beseitigen.            eine etwas ruhigere Herde. Nehmen die Tiere
                                                die Anlagen, v.a. bei Volieren, schlecht an,
                                                sollte mit Aufstiegshilfen, separat steuerbaren
         Management                             Lichtsträngen und dem konsequenten Hoch-
                                                setzen der Tiere in den ersten Wochen entge-
       Mit dem Verzicht auf die Schnabelbehand-  gen gesteuert werden.
       lung steigen die Anforderungen an Wissen



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