Page 51 - Landinfo Ausgabe 2-2022
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Betrieb und  Markt





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           Politik I    Politik II   Bildung I   Bildung II  Netzwerk I   Netzwerk II    Zukunftsthemen im ökologischen
          Nachhaltig    Zugang     Gesellschaft   Wissen     Strukturen   Strukturen     Anbau von Heil- und Gewürz-
           gestalten  vereinfachen   mitnehmen  weitergeben    denken      stärken       pflanzen; Quelle: eigene
                                                                                         Darstellung, Uni Hohenheim
                                                                          Netzwerke /
           Gesamt-    Nachhaltigkeit            Spezialwissens-  Kreisläufe /
                                                                          Verbände /
          entwicklung    first    Wahrnehmung    vermittlung  Wirkung    Kooperationen
                       Forschung /
                                                              Technik /
          Klare Haltung  Landes-   Alltagswissen  Unabhängige   Innovationen  Forschungs-
                                                Bio-Berater
                                                                           expertise
                        anstalten
                                                                          Wirtschafts-
                                                               Soziale
           Weitblick   Förderung    Bildungs-  Demonstrations-  Dimension  förderung /
                                                  modelle
                                     ansätze
                                                                          Vermittlung
                       Zulassung /   Kinder /    Berufliche   Neue Märkte
         Imageaufbau                                                     Visualisierung
                       Standards    Jugendliche  Ausbildung  und Produkte
                                                             Verbraucher-
                                                             orientierung

       temberg. Die Anforderungen des ökologi-
       schen Landbaus werden für diese Sonderkul-  den (Abb. 3). Die Studie empfiehlt eine ange-
       tur als sehr, von manchen sogar als zu hoch   messene Regionalauslobung von Heil- und
       beschrieben, die teils zu Rückumstellungen   Gewürzpflanzen zu klären, Forschung und
       führen. Nicht zuletzt bleibt es für Außenste-  Wissenstransfer zu verstetigen und die Ex-
       hende wie potentielle Marktpartner oder   pertise der Landesanstalten in Baden-Würt-
       Kunden unklar, wofür Baden-Württemberg   temberg zu verknüpfen sowie zur einzelbe-
       hinsichtlich Anbaus und Verarbeitung von   trieblichen Unterstützung und stärkeren Ver-
       Heil- und Gewürzpflanzen generell steht.  netzung einen Marktplatz und eine Wissens-
                                                börse zu etablieren.

         Zukunftsthemen                         Der Anbau von Heil- und Gewürzpflanzen
                                                geht mit einem hohen ökologischen Nutzen
       Wachstumspotential des ökologischen An-  und der – auch optischen – Aufwertung von
       baus von Heil- und Gewürzpflanzen aus Ba-  Landschaften einher und leistet einen Beitrag
       den-Württemberg wird aus Sicht der Exper-  zur biologischen Vielfalt in Baden-Württem-
       tinnen und Experten mengenmäßig nicht    berg. Eine historische, erhaltenswerte Kultur-
       mehr  bei Arzneimitteln gesehen,  sondern   leistung wird mit dem Wissen über Heilpflan-
       leicht zunehmend bei Nahrungsergänzungs-  zen und deren heilenden Anwendung ver-
       mitteln, Naturkosmetik oder Topfkräutern   bunden. Menschen, die Heil- und Gewürz-
       und Tees. Das Interesse der Verbraucher an   pflanzen  anbauen,  beschreiben  ihren
       „Natürlichkeit“, „Bio“ und „Regio“ trägt das   besonderen  emotionalen  Bezug  zu  diesen
       Wachstum bei Lebensmittel und Kosmetik.   Kulturen. Ebenso sind Verbraucherinnen
                                                und Verbraucher besonders empfänglich für
       Um den ökologischen Anbau von Heil- und   die sogenannten sekundären Pflanzenstoffe,
       Gewürzpflanzen in Baden-Württemberg in   dem Duft und Aroma dieser Pflanzen. Neben
       Zukunft zu stärken und weiteres Wachstum   solchen immateriellen Werten und Öko-
       über die von den Expertinnen und Experten   dienstleistungen, können wirtschaftliche Im-
       prognostizierte Entwicklung hinaus zu er-  pulse mit dem Anbau von Heil- und Gewürz-
       möglichen, bedarf es vielfältiger Ansätze.   pflanzen in Baden-Württemberg gesetzt wer-
       Ideen für innovative Produkt- und Marktent-  den, sofern dies von den Marktakteuren und   Dr. Beate Gebhardt
       wicklung gibt es, für die ein hohes Eigenenga-  von staatlichen Institutionen gewünscht und   Universität Hohenheim,
       gement der Unternehmen, flankierende Maß-  gemeinsam getragen wird.               Fachgebiet Agrarmärkte
       nahmen und weitere – auch wirtschaftliche –                                       70593 Stuttgart
       Unterstützung  aus  Forschung,  Staat  und   Literatur und                        beate.gebhardt@uni-
       Netzwerken nötig sind oder gewünscht wer-  Link zur Studie                       hohenheim.de



       Landinfo 2/2022                                                                                       51
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