Page 11 - Landinfo Heft 4/2018 Schwerpunkt Gemüse
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Schwerpunktthema
Die Fachgruppe Gemüsebau des Gartenbauverbandes Baden-Württemberg-Hessen e.V.
Einsatz für den heimischen Gemüsebau
Ein starker Berufsstand verfügt auch über ein starkes Verbandswesen. Der 2016 aus drei
Landesverbänden entstandene Gartenbauverband Baden-Württemberg-Hessen e. V. stellt
sich folgenden Aufgaben:
• Vertretung des Berufs und der Berufsinteressen gegenüber den Landesregierungen
sowie bei Fachbehörden, Gewerkschaften und in der Öffentlichkeit
• Betreuung der Mitglieder in fachlichen, rechtlichen, sozialen und betriebswirtschaftlichen
Fragen
• Förderung der Berufsbildung, der Fort- und der Weiterbildung
Der Gemüsebau hatte in allen drei Vorläuferverbänden eine vergleichsweise wichtige Stellung. Ab 2013 übernahm Uli Natterer
(Vaihingen/Enz) die Verantwortung für die gemeinsame Fachgruppe Gemüsebau in Baden-Württemberg, 2016 wurde er
zum Fachgruppenvorsitzenden von Baden-Württemberg-Hessen gewählt.
24 Prozent der beinahe 1.500 Verbandsmitglieder zählen sich zur Fachgruppe Gemüsebau. Diese nimmt deren spezielle Inter-
essen wahr und kümmert sich um die Weiterbildung. Hierzu werden die traditionellen großen Wintertagungen (breitgefächer-
tes Vortragsprogramm) in Leonberg bzw. Oedheim und in Griesheim und die Hohenheimer Gemüsebautage (Schwerpunkt
Produktion und Technikvorführungen) abgehalten. Darüber hinaus werden Informationsabende, Exkursionen, Seminare (von
der Büroorganisation über Convenience-Gemüse oder Verkaufen bis hin zur Gemeinkostenkalkulation oder Arbeitswirtschaft)
u. ä. angeboten. Die Mitglieder können Preisberichte abonnieren, über Sammelanträge Genehmigungen nach § 22.2 PflSchG
nutzen, Marketingunterstützung bekommen und exklusiv z. B. Saisonkalender oder Spannbänder beziehen. Die Arbeit im
Fachgruppenvorstand konzentriert sich auf die Interessenvertretung der Gemüseerzeuger, die Öffentlichkeitsarbeit und die
Standortsicherung des heimischen Gemüsebaus. Dazu zählen ganz spezielle Anbaufragen ebenso wie die Arbeitskräfte- und
Flächenverfügbarkeit.
Überdurchschnittlich viel Fläche wird ökolo- rigere Preise. Die Stärke der baden-württem-
gisch bewirtschaftet. Bundesweit sind es bergischen Wirtschaft ist für den Absatz von
ca 10%, in Baden-Württemberg 13,3% Vorteil, jedoch hinsichtlich des Wettbewerbs
(1.600 ha). Sehr früh etablierte sich in Baden- um Fachkräfte eine große Herausforderung.
Württemberg der ökologische Anbau. Auch Hinzu kommt der Siedlungsdruck, der gerade
der Integrierte Anbau (IP) ging von Baden- die begünstigten Anbauflächen frisst. Nach-
Württemberg aus. Der Einsatz von Nützlin- teilig ist natürlich auch die wechselhafte To-
gen hat hierzulande eine über 40-jährige Tra- pografie mit wenig ebenen Flächen. Und auf
dition. dem Markt herrscht ein ungeschützter Wett-
bewerb mit einem großen Mengendruck sei-
Baden-Württemberg ist das führende Bun- tens der Südländer und einem Preisdruck
desland beim Gemüseanbau unter Glas und seitens der Massenproduzenten.
Folien. Gut ein Drittel (403 Hektar) dieser
geschützten Flächen liegen im Ländle, insbe- Die Folge sind Betriebsaufgaben einerseits
sondere in den Landkreisen Konstanz und und zunehmende Betriebsgrößen anderer-
Ludwigsburg. Bezüglich der Witterungsun- seits. Trotz alledem ist derzeit der Gemüsebau
terschiede von Jahr zu Jahr geht es dem Ge- die einzige Sparte des Gartenbaus, die nicht
müsebau ähnlich wie dem Obstbau. So war schrumpft. Wachsen oder weichen! Um ent-
2017 trotz der Aprilfröste durch ausreichende wicklungs- und konkurrenzfähig bleiben zu
und einigermaßen gut verteilte Niederschläge können, benötigt der heimische Gemüsebau
ein gutes Erntejahr. Insbesondere der Kopf- mehr Ackerflächen und muss die Gewächs-
kohl erreichte deutlich höhere Flächenerträ- hausanlagen modernisieren und erweitern. Dieter Weiler
ge, auch die Blattsalate, Möhren und Karot- Dabei und bei der Abwägung öffentlicher Be- Gartenbauverband
ten sowie Zwiebeln. Die Nachfrage nach lange in Bauleitplanungen sind die Gemüse- Baden-Württemberg-
Gemüse konnte das vergrößerte Angebot baubetriebe dringend auf die Unterstützung Hessen e.V. (GVBWH)
nicht aufnehmen, wodurch die Preise absack- seitens der Baurechts- und Landwirtschafts- Tel. 0711/ 64495-0
ten. Fazit: höhere Aufwendungen, aber nied- verwaltung angewiesen. Weiler@gvbwh.de
Landinfo 4 | 2018 11