Page 12 - Landinfo Heft 4/2018 Schwerpunkt Gemüse
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Schwerpunktthema





          Alexander Kreisel


          Der Gemüsemarkt in                                                                                     Foto: R. Klaus

          Baden-Württemberg



          Weltweit gesehen ist der Handel mit Gemüse im Gegensatz zum Handel mit Obst nur wenig ausgeprägt
          und beschränkt sich auf einige wenige Produkte. Damit kommt der europäischen und inländischen
          Erzeugung  eine  hohe  Bedeutung  zu,  insbesondere  auch  Baden-Württemberg,  welches  zu  den
          wichtigsten Gemüseregionen Deutschlands gehört.


                                      rotz der großen baden-württembergi-   ren stetig gestiegene Pro-Kopf-Verbrauch
                                   Tschen Anbaufläche von 12.045 ha und     von frischem und verarbeitetem Gemüse bei.
                                   einer Ernte 2017 von 312.38 t hat Baden-  Dieser stieg in den letzten 45 Jahren von
                                   Württemberg einen Selbstversorgungsgrad   65 auf rund 95 kg/Kopf.
                                   von gerade einmal 22 %. Deutschlandweit
                                   gesehen bewegt sich der Selbstversorgungs-  Daher überrascht es nicht, dass der Außen-
                                   grad um die 40 %, wobei sich die verschiede-  handel von Gemüse in Deutschland von Im-
                                   nen Gemüsearten stark voneinander unter-  porten geprägt ist. Diese beliefen sich in Ba-
                                   scheiden. So weisen Zwiebeln, Wurzel-, Blatt-   den-Württemberg im vergangenen Jahr auf
          Tabelle 1                und Kohlgemüse  Selbstversorgungsgrade   über 1,3 Mio. t. Davon entfielen zwei Drittel
          Pro-Kopf-Verbrauch und
          Selbstversorgungsgrad (SVG)   von über 70 % vor. Fruchtgemüse, wie Papri-  auf Frischgemüse und ein Drittel auf Gemü-
          von Gemüse nach Arten in   ka, Gurken und Tomaten liegen dagegen nur   sezubereitungen und -konserven. Hauptlie-
          Deutschland              bei rund 12 %. Zu der relativ geringen Selbst-  ferländer hierfür waren Spanien und die Nie-
          Quellen: BLE, BMEL,
          DESTATIS, LfL            versorgung trägt auch der seit den 1970er Jah-  derlande.  Im  Vergleich  dazu  wurden  mit
                                                                            29.000 t nur geringe Mengen ins Ausland
                                                                            exportiert. Hauptabnehmer im Bereich
                                                                            Frischgemüse waren die Nachbarländer
                                                    2015  1)                Frankreich, Italien, Schweiz und Österreich.
          in kg/Kopf
                                         Insgesamt          SVG in %        Haltbare Ware wird in erster Linie in die USA
                                                                            und nach Österreich vermarktet.
          Fruchtgemüse                     36,7                12
          Gemüsepaprika                     5,2                2
          Salatgurken                       6,3                9
          Einlegegurken                     1,7               139             Freilandflächen expandieren
          Tomaten                          21,3                5
          Wurzelgemüse                     14,5                70           Die Anbaufläche teilt sich einerseits in den
          Karotten                          9,9                65           Anbau unter Glas und andererseits auf den
          Kohlgemüse                        11,7               86           Freilandanbau auf, wobei der Unterglasanbau
          Weißkraut/ Blaukraut              5,5               114           in  Baden-Württemberg  eine  Sonderstellung
          Zwiebelgemüse                    10,5                75           einnimmt. Dieser ist im Südwesten der Bun-
          Zwiebeln/ Schalotten              7,6                74           desrepublik  am  stärksten  ausgeprägt.  Aller-
          Blattgemüse                       5,9                85           dings geht der geschützte Anbau, im Gegen-
          Kopf-/ Eissalat                   5,3                43           satz zum Freilandanbau, langsam zurück. So
          Hülsenfruchtgemüse                4,7                20           wurden im Jahr 2008 insgesamt 473 ha Ge-
          Sprossgemüse                      2,6                59           müse in geschütztem Anbau bewirtschaftet,
          Spargel                           1,8                76           2017 waren es nur noch 403 ha. Ein Viertel
          Pilzgemüse                        2,1                0            dieser Flächen entfiel auf den Kreis Konstanz
          Champignons                       1,7                0            am Bodensee, zu dem auch die „Gemüsein-
          sonstiges Gemüse                  6,9                10           sel“ Reichenau gehört. Beim kostspieligen
          Gemüse insgesamt                 94,9                39           Unterglasanbau konzentriert man sich gezielt
                                                                            auf hochpreisige Erzeugnisse wie Feldsalat,
          1) nach eigenen Berechnungen und Schätzungen, Verluste (Markt, Verderb, Futter) in   Tomaten, Salatgurken und Paprika.
          Berechnungen nicht berücksichtigt




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