Page 14 - Landinfo Heft 4/2018 Schwerpunkt Gemüse
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Schwerpunktthema
Nur anerkannte EO’s können auch Beihilfen
empfangen. Dazu können Erzeugerorganisa-
tionen sogenannte operationelle Programme
für ihre Mitglieder einreichen, die Maßnah-
men zur Verbesserung der Qualität, zur För-
derung der Vermarktung, der ökologischen
und integrierten Produktion und zum Einsatz
umweltfreundlicher Techniken beinhalten.
Diese werden dann anteilig durch die EU ge-
fördert, was letztendlich die Wettbewerbsfä-
higkeit der Erzeuger verbessert.
Laut BMEL waren in Deutschland bis März
2015 im Bereich Obst und Gemüse insgesamt
31 Erzeugerorganisationen nach EU-Recht
anerkannt, davon 16 für Obst und Gemüse
und 4 ausschließlich für Gemüse. Der Orga-
nisationsgrad in Deutschland lag nach Be-
rechnungen der EU im Jahr 2012 bei 62 %
und stieg somit von 2010 auf 2012 deutlich
um 9,5 % (aktuellere Daten liegen nicht vor).
Abbildung 1 tigkeit, frei von fremdem Geruch und/oder
Freilandgemüse in Baden- Geschmack), die Mindestreifeanforderungen, In Baden-Württemberg läuft die Erfassung,
Württemberg die zulässigen Toleranzen sowie die Angabe Lagerung und Vermarktung über die Erzeu-
Quelle: „Datengrundlage
DESTATIS“ des Ursprungs des jeweiligen Erzeugnisses gerorganisationen in Bruchsal, Oberkirch,
geregelt. Sie enthält keine Bestimmungen Vogtsburg (Oberrotweil), Reichenau und Vit-
über Klassen und Größensortierungen. frisch (Stuttgart). Der Erzeugermarkt Heidel-
berg ging 2005 nach Bruchsal über.
Als Alternative zur allgemeinen Vermark-
tungsnorm ist die Vermarktung nach UNE-
CE-Normen möglich, die Klassen- und Sor- Heterogener Markt
tiervorgaben beinhaltet. Die großen Unter-
nehmen des Lebensmitteleinzelhandels Alles in Allem ist der Gemüsemarkt ein sehr
(LEH) verlangen fast ausschließlich die An- heterogener Markt, der sich in unterschiedli-
wendung dieser stärker differenzierenden che Segmente unterteilt. Unterschiede beste-
UNECE-Normen. hen bereits im Anbau, ob gärtnerisch oder
landwirtschaftlich, zwischen Freiland und
geschütztem Anbau. Nach Produkteinteilung
Erzeugerorganisationen in Grobgemüse (z.B. Kohl-, Hülsen-, Wurzel-
gemüse) und Feingemüse (z.B. Blatt-. Frucht-,
Angesichts einer immer stärkeren Konzentra- Pilzgemüse). Weiter wird zwischen der Frisch-
tion der Nachfrage durch den LEH erweist gemüseerzeugung und der Erzeugung von
sich die Bündelung des Angebotes durch Er- Verarbeitungsgemüse unterschieden. Bis
zeugerorganisationen (EO) als wirtschaftlich 2008 gab es in Baden-Württemberg einen
notwendig. Diese sind durch folgende Merk- Trend zum Vertragsanbau für die Verarbei-
male gekennzeichnet: EO’s sind Gruppen tungsindustrie, der Gesamtumfang blieb je-
von Erzeugern, die gemeinsam handeln um doch bescheiden. Seither wurde der Vertrags-
ihre Marktstellung zu stärken“. Sie müssen anbau z.B. für Gurken und Spätrotkohl und
ihren Mitgliedern die zur Lagerung, Aufberei- besonders stark für Spinat verringert, Grund
tung und Vermarktung der Erzeugnisse erfor- für den deutlichen Rückgang war die Verlage-
derlichen technischen Mittel zur Verfügung rung in Regionen mit größeren Erzeugungs-
Alexander Kreisel stellen. Ebenso müssen sie in der Lage sein, flächen und einheitlichen Vermarktungs-
LEL Schwäbisch Gmünd eine planvolle, nachfragegerechte Erzeugung strukturen.
Tel. 07171/ 917-206 sicherzustellen und umweltgerechte Wirt-
alexander.kreisel@lel. schaftsweisen, Anbautechniken und Abfall- www.agrarmaerkte-bw.de
bwl.de verwertungstechniken zu fördern.
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