Page 32 - Landinfo 2-2021 Schwerpunktthema Lernfeld Landwirtschaft
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Betrieb und Markt
• Die Wechselmöglichkeit für Bestandsanlagen Ist der Neubau einer Gülleanlage noch
in die Güllekleinanlagenklasse ist als Verord- wirtschaftlich?
nungsermächtigung aufgenommen worden.
Die Umsetzung wird derzeit erarbeitet. Da sich an der Vergütungshöhe nichts änderte,
bringt das EEG keine Verbesserung für Biogas-
Die weiteren Vergütungsanforderungen bleiben anlagen bis 75 KW Leistung. Aufgrund der ste-
unverändert. Insbesondere zu erwähnen ist der tig steigenden Investitionskosten in den letzten
Mindestanteil von 80 % Gülle/Mist, und auch die Jahren sind Anlagen unter 75 KW nur dann
o.g. Mindestverweilzeit von 150 Tagen im gas- wirtschaftlich wenn diese nahezu vollständig
dichten System. mit kostenfreien Substraten (eigener Gülle/
Mist) betrieben werden können. Durch den
Wegfall der 75 KW-Grenze
Tabelle 1: Wirtschaftlichkeit bei unterschiedlichen Anlagengrößen und Konstellationen beim Einsatz von Rindergülle ergibt sich nun aber eine neue
Perspektive, da jetzt neue An-
lagen bis zu 100 KW betrie-
Anlagenleistung 30 KW 50 KW 75 KW 100 KW
ben werden können, zumal
Gülleanteil 100 % 100% 100% 85% 100% 85% diese nur unwesentlich teurer
Rindergülle / Mist 4.500 t 7.000 t 9.000 t 4.500 t 12.000 t 5.500 t sind als 75 KW-Anlagen. Um
den Mindestgülleanteil einzu-
Biomasse - - - 750 t - 1.000 t
halten sind aber dann mindes-
Investitionskosten 350.000 € 500.000 € 600.000 € 750.000 € 650.000 € 800.000 € tens jährlich 5.000 t Gülle,
Stromerlös 55.500 € 93.500 € 138.000 € 138.000 € 183.000 € 183.000 € bzw. Mist erforderlich. In Ta-
belle 1 sind die wesentlichen
Kosten (ohne 46.500 € 68.000 € 85.000 € 100.500 € 93.000 € 109.000 €
Substratkosten) ökonomischen Kennzahlen
für verschiedene Anlagenkon-
Substratkosten* 4.500 € 7.000 € 9.000 € 34.500 € 12.000 € 45.500 €
stellationen anhand von Stan-
Gewinn 4.500 € 18.500 € 44.000 € 3.000 € 78.000 € 28.500 € dardwerten dargestellt. Die
angesetzten Investitionskos-
Arbeitszeitent- 8.000 € 8.000 € 8.000 € 12.000 € 8.000 € 12.000 € ten liegen etwa im Mittel zwi-
lohnung**
schen Generalunternehmer-
Unternehmerge- - 3.500 € 10.500 € 36.000 € - 9.000 € 70.000 € 16.500 € bauweise und Bauherrenmo-
winn / -verlust - 1,4 ct/kWh 2,5 ct/kWh 5,8 ct/ -1,5 ct/kWh 8,4 ct/kWh 2,0 ct/kWh dell und sind sehr stark
kWh schwankend je nach betriebli-
* Kostenansätze: 1 €/t Mist, bzw. je m³ Gülle und 40 €/t Biomasse chen Voraussetzung und Bau-
** Entlohnung von 20 €/h
weise.
Tabelle 2: Wirtschaftlichkeit einer Beispielsanlage mit guter Wärmenutzung im aktuellen EEG (ohne Flexibilisie-
rung) und in der Ausschreibung bei einer Flexibilisierung nach unten, bzw. nach oben
Zukunftsperspektiven
Aktueller Anlagen- Ausschreibung ohne Ausschreibung mit für den Anlagenbestand
betrieb Leistungserhöhung Leistungserhöhung
Installierte Leistung 550 KW 550 KW 1.200 KW Aufgrund der leicht verbes-
Bemessungsleistung 520 KW 245 KW 520 KW serten Rahmenbedingungen
bei der Ausschreibung be-
Stromproduktion 4.555 MWh 2.146 MWh 4.555 MWh
steht für mehr Biogasanlagen
Stromerlöse 1.018.000 € 433.500 € 919.000 € die Chance, für weitere 10
Wärmeerlös 120.000 € 80.000 € 120.000 € Jahre die Anlage wirtschaft-
Kosten Biomasse 395.000 € 173.000 € 395.000 € lich betreiben zu können. Al-
lerdings liegt die maximal
Kosten Anlagenbetrieb 260.000 € 163.000 € 275.000 € mögliche Vergütung in der
AfA + Zins 225.000 € 145.000 € 145.000 € Anschlussförderung für die
klassischen Anlagengrößen
Kosten für Flexibilisierung 115.000 € zwischen 200 und 500 KW
Gesamtkosten 880.000 € 481.000 € 930.000 € um 3 - 5 ct/kWh geringer im
Vergleich zur aktuellen Ver-
Gewinn 258.000 € 32.500 € 109.000 € gütung. Damit ist rein mit
5,7 ct/kWh 1,9 ct/kWh 2,8 ct/kWh
den Stromerlösen i.d.R. kein
Gewinnrückgang - 87 % - 58 % befriedigendes Ergebnis mehr
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