Page 26 - Landinfo 2-2021 Schwerpunktthema Lernfeld Landwirtschaft
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Mitten im Leben









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          Anna Steindl


          Der Schulgarten – Lernen fürs Leben



          Nirgends erfahren Schüler*innen die Zusammenhänge alles Lebendigen sowie ihre Selbstwirksam-
          keit deutlicher als in einem Garten. Die Bewegung an der frischen Luft macht den Kopf frei und die
          Gartenarbeit schult motorische, sensorische und soziale Fähigkeiten.






          Schulgarten - aber wieso?                             Ein Schulgarten entsteht

             in altes deutsches Sprichwort sagt: „Willst du ein Leben   Bereits vor Saisonstart sollten die ersten Konzepte stehen. Da-
         Elang  glücklich  sein,  dann leg`  einen  Garten  an“.  Viel   bei ist eine elementare Frage: „bio“ oder „konventionell“? Die
          Wahrheit steckt darin, beflügelt die Beschäftigung im Gar-  Vorteile eines Biogartens überwiegen, da die natürlichen Kreis-
          ten doch alle Sinne: duftende, bunte Blüten, Bienensummen   läufe dort ohne Chemie ungestört ablaufen dürfen und die
          und Vogelgezwitscher, süss-schmeckende Beeren, Wind   Schüler*innen  nicht  mit  potentiell  gesundheitsschädlichen
          und Sonne auf der Haut. Als Abwechslung zum Klassen-  Substanzen in Berührung kommen.
          zimmer und zum digitalen Medienkonsum befreit die fri-
          sche Luft den Geist und erdet die jungen Menschen. Schul-  Die nächste Überlegung bezieht sich auf die Elemente im
          gärten erfüllen jedoch auch wichtige Bildungsaufträge.  Schulgarten. Wachsen die Pflanzen in (Hoch-)Beeten, Pflanzsä-
                                                                cken oder Töpfen? Gibt es geeignete Plätze für Beerensträucher
          Umweltbildung:                                        und Obstbäume? Wo befindet sich ein Wasseranschluss oder
          Ökologische Prozesse wie Fortpflanzung, Wachstum oder Ver-  Brunnen? Und wo ein schattiges Plätzchen für den Kompost?
          rottung können im Jahresverlauf beobachtet werden. Naturge-  Ausserdem freuen sich Insekten, Igel und Co. über ausreichend
          setze, Jahreszeiten und Wetterphänomene zeigen in der natür-  Wildfläche als Lebensraum.
          lichen Umgebung eines Gartens ihre volle Wirkung.
                                                                Im zeitigen Frühjahr sollte klar sein, ob Jungpflanzen gekauft
          Ernährungsbildung:                                    oder Saatgut gesät werden soll. Letzteres ist für die Schüler*innen
          Beim Einkauf im Supermarkt ist es uns oft nicht bewusst, wie-  besonders lehrreich und spannend, da vom Keimen des Sa-
          viel Zeit und Arbeit in der Produktion von Obst und Gemüse   mens bis zur Ernte der gesamte Kreislauf des „Lebens“ miter-
          stecken. Lebensmittelverschwendung, ausgewogene Ernährung   lebt wird. Mangold, Salate, Tomaten und viele andere Kulturen
          und nachhaltiger Konsum können im Schulgarten bestens the-  können bereits ab Februar/März an einem warmen, hellen, ge-
          matisiert werden.                                     schützten Ort vorgezogen werden, bevor sie nach den Eisheili-
                                                                gen, ab etwa Mitte Mai, hinaus in den Garten ziehen.
          Sozialkompetenzen:
          Von Kraft über Fingerspitzengefühl, Planungsgeschick und   Tipp:
          Grips – jede*r kann die eigenen Stärken im Schulgarten erken-  Einige biologische Saatguthersteller unterstützen ökologische
          nen und weiterentwickeln. Zudem werden Soft Skills wie   Projekte, wie Schulgärten, mit kostenfreiem Saatgut. Eine An-
          Teamwork, Engagement, Ausdauer und Verantwortungsbereit-  frage lohnt sich.
          schaft in solch einem Gemeinschaftsprojekt geschult.



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