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Landwirtschaftlicher Hochschultag 2019
Tabelle 1: Entwicklung der Behandlungsindizes in Ackerbaukulturen 2011 bis 2017
(Quelle: Panel Pflanzenschutzmittel-Anwendungen (PAPA))
Jahr Winterweizen Wintergerste Winterraps Kartoffeln Mais Zuckerrüben
2011 4,9 3,8 6,2 10,8 1,9 3,7
2012 5,2 4,1 6,5 12,2 1,9 4,2
2013 5,2 4,1 6,6 11,2 1,8 3,8
2014 5,7 3,9 6,7 12,6 2,0 4,0
2015 5,6 4,2 7,5 11,6 2,0 4,0
2016 5,8 4,3 6,5 13,9 1,8 3,8
2017 5,5 4,4 6,9 13,4 1,9 4,0
durch unterschiedliches Auftreten von Schad- kategorien in den Ackerbaukulturen Winter-
organismen, sei es kulturpflanzen- oder wit- weizen, Wintergerste, Winterraps (Tab. 2)
terungsbedingt, und der daraus resultieren- fällt auf, dass vor allem Unterschiede zwi-
den unterschiedlichen Notwendigkeit von schen Fungiziden, Herbiziden und Insektizi-
Pflanzenschutzmaßnahmen. Darüber hinaus den bestehen. Ist bei den Herbiziden in den
beeinflussen auch andere Faktoren die Pflan- hier betrachteten Kulturen die Einhaltung des
zenschutzintensität, wie das Auftreten „neu- notwendigen Maßes schon sehr gut im Ein-
er“ Schaderreger oder die Ausbildung von klang mit dem NAP-Ziel, so ist dieses bei den
Resistenzen einzelner Schaderreger gegen- Fungiziden erst teilweise so und nicht erreicht
über bestimmten Wirkstoffklassen, ebenso wird es bei der Anwendung von Insektiziden.
produktionsbezogene Faktoren, wie Frucht- Hier besteht weiterer Handlungs- und Bera-
folge, Sorte, Ertragserwartung oder Kosten tungsbedarf.
und Erlöse.
Die Abweichungen vom notwendigen Maß
Im Rahmen des Netzes Vergleichsbetriebe bei den Insektiziden beruhen insbesondere
Pflanzenschutz wird auch die Einhaltung des auf Pflanzenschutzbehandlungen, die trotz
notwendigen Maßes bei der Anwendung von Nicht-Erreichens der Bekämpfungsrichtwer-
Pflanzenschutzmitteln bestimmt. Das not- te (Schadschwellen) erfolgt sind. Weitere
wendige Maß bei der Anwendung von chemi- Analysen der Daten aus den Vergleichsbetrie-
schen Pflanzenschutzmitteln beschreibt die ben Pflanzenschutz zeigten, dass trotz An-
Intensität der Anwendung von Pflanzen- baus resistenter Sorten keine differenzierte
schutzmitteln, die notwendig ist, um den An- Behandlung der Sorten erfolgte, sondern kein
bau der Kulturpflanzen, besonders vor dem Unterschied zwischen den Pflanzenschutzin-
Hintergrund der Wirtschaftlichkeit, zu si- tensitäten zu erkennen war, da im Mittel der
chern. Dabei wird vorausgesetzt, dass alle an- Jahre 2011 bis 2016 20 % der Betriebe alle
deren praktikablen Möglichkeiten zur Ab- Schläge gleich behandelt haben (gleicher Ter-
wehr und Bekämpfung von Schadorganismen min, identische Mittel und Aufwandmengen;
ausgeschöpft und die Belange des Verbrau- Klocke & Dachbrodt-Saaydeh, 2018, Julius-
cher- und Umweltschutzes sowie des Anwen- Kühn-Archiv, 461, 98-99). Diese Ergebnisse
derschutzes ausreichend berücksichtigt wer- deuten darauf hin, dass der integrierte Pflan-
den. Es ist keine starre Größe und kann auch zenschutz nicht immer konsequent umge-
mit „So viel wie nötig und so wenig wie mög- setzt wird.
lich!“ übersetzt werden. Der Nationale Akti-
onsplan zur nachhaltigen Anwendung von
PSM (NAP) zielt auf eine Einhaltung des Kennziffern der
notwendigen Maßes von 95% ab. Demonstrationsbetriebe
Im Rahmen des Modellvorhabens „Demons-
Bewertung trationsbetriebe integrierter Pflanzenschutz“
(DIPS) wurden wichtige Kennziffern zur
Bei der Bewertung der Einhaltung des not- Umsetzung des integrierten Pflanzenschut-
wendigen Maßes nach Pflanzenschutzmittel- zes untersucht. Es zeigte sich, dass durch die
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