Page 43 - Landinfo Heft 5/2019 Digitalisierung
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Gartenbau und Sonderkulturen





       „Streicheleinheiten“ qualitätsmindernde Pflanzen-
       schäden. Ein praxistaugliches Standardverfahren mit
       produkt- und standortspezifischen Referenzwerten
       fehlt bisher. Die sich daraus ergebenden Unsicher-
       heiten im Anwendungserfolg erschweren die Einfüh-
       rung in die Praxis.


         Ergebnisse

       Eine Vielzahl von Kulturen wurde im Rahmen des
       Projektes auf ihre Reizreaktion untersucht, nahezu
       alle reagierten mit einem verringerten Streckungs-
       wachstum, wenn auch in unterschiedlichem Maße.
       Locker aufgebaute Pflanzen mit weichen Trieben wie
       Tomate (Solanum lycopersicum), Basilikum (Oci-
       mum basilicum) oder Zauberschnee (Euphorbia hy-
       pericifolia) konnten mit Luftgeschwindigkeiten von   Abb. 1: Druckluftwagen im Praxiseinsatz, Foto: LVG Heidelberg
       5 – 8 m/s gehemmt werden.

       Pflanzen mit starren, nur schwer zu bewegenden
       Trieben wie Weihnachtsstern (Euphorbia pulcherri-
       ma) und Kulturen mit dichtem Pflanzenaufbau wie
       Glockenblumen (Campanula)  oder Zauberglöck-
       chen (Calibrachoa) erforderten Luftgeschwindigkei-
       ten im Bereich von 8 – 12 m/s.

       Keine Wirkung zeigte der Luftreiz auf die Blüten-
       stielstreckung bei Flammendes Käthchen (Kalan-
       choe blossfeldiana).

       Weiterführende Untersuchungen mit luftreizbehan-  Abb 2: Luftbehandelte Campanula ‚Merrybell‘ (rechts) im Vergleich zu
       delten Topftomaten zeigten neben der Hemmung   Kontrollpflanzen (links), Foto: LVG Heidelberg
       des Streckungswachstums auch eine hemmende Wir-
       kung auf das Wachstum der Blätter und die Länge
       der Seitenachsen. Rechnerisch konnte im Vergleich
       zur Kontrolle eine höhere Blattdichte ermittelt wer-
       den, welche möglicherweise auf die gemessene er-
       höhte Chlorophyll Konzentration bzw. die relative
       Grünintensität der Blätter zurückzuführen ist.

       Bei einer Luftgeschwindigkeit von 4 m/s lag der
       Schwellenwert zur Erreichung der maximalen Wachs-
       tumsreduktion bei ca. 8 Überfahrten pro Tag. Bis zu
       einer Anzahl von 24 Fahrten konnte das Wachstum
       der Topftomaten um weitere 5 % gehemmt werden,
       darüber  hinausgehende  Reizhäufigkeiten erzielten
       keinen zusätzlichen Effekt.


       Druckluftbasiertes Verfahren

       Als Trägersystem wurde ein Hängegießwagen mit
       Schleppkette verwendet, eine beidseitige Abspan-
       nung  mit Schiebegewichten  zum Austarieren des
       Balkens war notwendig, ebenso eine zusätzliche Füh-
       rungsschiene. Über ein Steckbolzensystem ist eine   Abb. 3: Druckluftunabhängiges Verfahren in der Praxis, Foto: LVG Heidelberg



       Landinfo 5 | 2019                                                                                     43
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